Nur in der Stadt Salzburg und in 15 Bezirken Wiens sank im Vorjahr der Pkw-Motorisierungsgrad

Bereits acht Bezirke in Österreich mit mehr als 700 Pkw pro 1.000 Einwohner

VCÖ (Wien, 21. Februar 2020) – Die Schere zwischen Stadt und Land geht beim Pkw-Motorisierungsgrad immer weiter auseinander, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Im Bezirk Waidhofen/Thaya gibt es mit bereits 746 die meisten Pkw pro 1.000 Einwohner – und damit doppelt so viele wie in Wien mit 374 Pkw pro 1.000 Einwohner. Im Vorjahr ging nur in der Stadt Salzburg sowie in 15 Wiener Bezirken die Zahl der Pkw im Verhältnis zur Einwohnerzahl zurück. Der VCÖ sieht die Politik gefordert, dem steigenden Motorisierungsgrad in den Regionen gegenzusteuern. Nötig ist ein dichteres öffentliches Verkehrsnetz mit häufigeren Verbindungen, der starke Ausbau der Rad-Infrastruktur und eine verkehrssparende Raumordnung.

„Beim Pkw-Motorisierungsgrad geht nicht nur die Schere zwischen Stadt und Land immer weiter auseinander, sondern auch zwischen den Bundesländern in Ost- und Westösterreich“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen.

Bereits 69 Bezirke und neun Statutarstädte liegen über dem Österreich-Schnitt von 566 Pkw pro 1.000 Einwohner. Weniger Pkw pro 1.000 Einwohner haben neben den Hauptstädten Wien, Innsbruck, Graz, Linz und der Stadt Salzburg nur zehn Bezirke. Und diese zehn Bezirke liegen alle in den westlichen Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg, informiert der VCÖ. Im Burgenland ist pro 1.000 Einwohner die Zahl der Pkw mit 675 am höchsten, in Wien mit 374 am niedrigsten sowie in Tirol und Vorarlberg mit jeweils 544 am zweitniedrigsten.

Früher gab es in den Städten deutlich mehr Autos als am Land. Noch im Jahr 1985 hatte Wien mit 332 mehr Pkw pro 1.000 Einwohner als das Burgenland mit 330. „Früher war ein hoher Motorisierungsgrad ein Zeichen von Wohlstand und Freiheit, heute ist er ein Indiz für Mangel und Abhängigkeit. Mangel an öffentlichen Verkehrsverbindungen und Nahversorgung, und dadurch Abhängigkeit vom Auto“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

In bereits acht Bezirken Österreich kommen auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr als 700 Pkw. Neben den vier Waldviertler Bezirken Waidhofen/Thaya (746), Zwettl (725), Horn (708) und Gmünd (706) auch in Güssing (708), Jennersdorf (706), Hartberg-Fürstenfeld und in der Südoststeiermark (jeweils 703), berichtet der VCÖ. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist die Bevölkerungszahl im Bezirk Waidhofen/Thaya zwar um 1.214 gesunken, die Anzahl der Pkw hat aber um 1.508 zugenommen.

Die hohe Anzahl an Pkw in den Regionen erschwert das Erreichen der Klimaziele. „Heute rächen sich die Fehler der Vergangenheit. Statt Ortskerne und Nahversorgung zu stärken, nahm die Zersiedelung massiv zu. Statt der Bevölkerung ein vielfältiges Mobilitätsangebot mit Öffentlichem Verkehr und Radwegen anzubieten, wurden Bahnlinien geschlossen und lediglich Autostraßen ausgebaut“, weist VCÖ-Experte Schwendinger auf Ursachen der hohen Anzahl von Autos hin.

Um die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl auch in den Regionen zu erhöhen, sind mehr Bahn- und Busverbindungen nötig, die um nachfrageorientierte Mikro-ÖV-Angebote zu ergänzen sind. Zudem ist die Infrastruktur für den Radverkehr stark auszubauen. Denn auch in den Regionen sind rund die Hälfte der Alltagswege kürzer als fünf Kilometer. Ein großes Potenzial sieht der VCÖ in den Regionen auch in nicht-kommerziellem Carsharing. Gerade die massiv zunehmende Anzahl an Zweit- und Drittautos sind im Schnitt lediglich eine halbe Stunde pro Tag im Einsatz, und damit vor allem Stehzeuge statt Fahrzeuge.

VCÖ: Bereits acht Bezirke mit mehr als 700 Pkw pro 1.000 Einwohner
(Pkw pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2019, in Klammer Jahr 2010)

Bezirk Waidhofen/Thaya: 746 Pkw / 1.000 EW (656)

Bezirk Zwettl: 725 Pkw (643)

Bezirk Güssing: 708 Pkw (629)

Bezirk Horn: 708 Pkw (636)

Bezirk Jennersdorf: 706 Pkw (623)

Bezirk Gmünd: 706 Pkw (631)

Bezirk Hartberg-Fürstenfeld: 703 Pkw (633)

Bezirk Südoststeiermark: 703 Pkw (626)

Bezirk Mistelbach: 699 Pkw (628)

Bezirk Eferding: 690 Pkw (615)

Bezirk Völkermarkt: 689 Pkw (611)

Bezirk Oberwart: 688 Pkw (615)

Bezirk Deutschlandsberg: 686 Pkw (610)

Bezirk Weiz: 685 Pkw (614)

Bezirk Wolfsberg: 684 Pkw (605)

Bezirk Wels Land: 684 Pkw (609)

Bezirk Mödling: 683 Pkw (638)

Bezirk Grieskirchen: 683 Pkw (609)

Bezirk Klagenfurt Land: 682 Pkw (620)

Bezirk Krems Land: 682 Pkw (615)

Bezirk Oberpullendorf: 680 Pkw (604)

Bezirk Rohrbach: 678 Pkw (596)

Bezirk Ried im Innkreis: 677 Pkw (607)

Eisenstadt (inkl. Rust): 676 Pkw (638)

Bezirk Leibnitz: 676 Pkw (585)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

 

VCÖ: Die Bezirke und Städte mit dem niedrigsten Pkw-Motorisierungsgrad
(Anzahl Pkw pro 1.000 Einwohner im Jahr 2019 - in Klammer Jahr 2010)

Wien Rudolfsheim-Fünfhaus: 275 Pkw / 1.000 Einwohner (304)

Wien-Margareten: 278 Pkw / 1.000 Einwohner (324)

Wien-Brigittenau: 283 Pkw / 1.000 Einwohner (311)

Wien-Josefstadt: 301 Pkw / 1.000 Einwohner (359)

Wien-Ottakring: 310 Pkw / 1.000 Einwohner (327)

Wien-Leopoldstadt: 310 Pkw / 1.000 Einwohner (332)

Wien-Neubau: 311 Pkw / 1.000 Einwohner (368)

Wien-Mariahilf: 320 Pkw / 1.000 Einwohner (385)

Wien-Hernals: 322 Pkw / 1.000 Einwohner (345)

Wien-Alsergrund: 325 Pkw / 1.000 Einwohner (388)

Wien-Meidling: 342 Pkw / 1.000 Einwohner (352)

Wien-Favoriten: 345 Pkw / 1.000 Einwohner (350)

Wien-Währing: 354 Pkw / 1.000 Einwohner (372)

Wien-Simmering: 369 Pkw / 1.000 Einwohner (367)

Wien-Wieden: 373 Pkw / 1.000 Einwohner (421)

Wien-Penzing: 376 Pkw / 1.000 Einwohner (386)

Wien-Floridsdorf: 384 Pkw / 1.000 Einwohner (398)

Wien-Döbling 416 Pkw / 1.000 Einwohner (422)

Wien-Landstraße: 424 Pkw / 1.000 Einwohner (459)

Wien-Donaustadt: 430 Pkw / 1.000 Einwohner (439)

Innsbruck: 434 Pkw / 1.000 Einwohner (443)

Wien-Hietzing: 434 Pkw / 1.000 Einwohner (450)

Graz: 477 Pkw / 1.000 Einwohner (469)

Wien-Liesing: 494 Pkw / 1.000 Einwohner (506)

Linz: 508 Pkw / 1.000 Einwohner (507)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

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