Österreich hat beim Straßenverkehr pro Kopf zweithöchste CO2-Emissionen in der EU
VCÖ: In Österreich Emissionen des Kfz-Verkehrs dreimal so stark gestiegen wie im EU-Schnitt
VCÖ (Wien, 27. November 2019) – Österreichs Straßenverkehr hat mit 2,65 Tonnen CO2 die zweithöchsten Pro-Kopf -Emissionen der EU, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. Seit dem Jahr 1990 sind die CO2-Emissionen des Verkehrs in Österreich dreimal so stark gestiegen wie im EU-Schnitt. In drei EU-Staaten – Schweden, Finnland und Italien – sind die Emissionen des Straßenverkehrs seit dem Jahr 1990 gesunken. Die massive Zunahme des Kfz-Verkehrs und die niedrige Besteuerung von Diesel verschlechtern Österreichs Klimabilanz. Der VCÖ fordert, dass im Nationalen Klima- und Energieplan verstärkte Klimaschutz-Maßnahmen für den Verkehr festgeschrieben werden. Unter anderen braucht es eine umfassende Ökologisierung des Steuersystems und den verstärkten Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Rad-Infrastruktur.
Österreich schneidet beim Klimaranking des Straßenverkehrs schlecht ab. Pro Kopf und Jahr verursacht der Kfz-Verkehr in Österreich 2,65 Tonnen CO2. Das ist im EU-Vergleich nach Luxemburg der zweithöchste Wert und um 53 Prozent höher als im EU-Schnitt, macht der VCÖ aufmerksam. Auch in Staaten mit einem vergleichbaren Wohlstandsniveau wie Österreich weist der Verkehr niedrigere Pro-Kopf-Emissionen auf: In Deutschland und Finnland verursacht der Straßenverkehr pro Person 1,94 Tonnen CO2, in Frankreich 1,89 Tonnen, in den Niederlanden 1,74 Tonnen und in Schweden 1,54 Tonnen.
Auch bei der Entwicklung der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs schneidet Österreich schlechter ab als der EU-Schnitt. In drei Staaten - Schweden, Finnland und Italien – ging der CO2-Ausstoß des Straßenverkehrs seit dem Jahr 1990 zurück, am stärksten in Schweden mit minus 10,4 Prozent, berichtet der VCÖ. In Österreich war die Zunahme mit rund 74 Prozent dreimal so hoch wie im EU-Schnitt (plus 23,6 Prozent). In Deutschland stiegen die Emissionen des Straßenverkehrs um 5,4 Prozent.
Eine Ursache für die hohen CO2-Emissionen des Verkehrs in Österreich ist die niedrige Besteuerung von Diesel. Die Folge: Transit-Lkw nehmen vor allem auf der Nord-Süd-Route einen Umweg in Kauf und füllen ihre Tanks in Österreich mit billigem Diesel. Laut Studie des Landes Tirols macht der Umweg-Transit bereits ein Drittel des Lkw-Verkehrs am Brenner aus. „Jene, die meinen, dieser Tanktourismus wäre ein gutes Geschäft, ignorieren die großen Folgeschäden: Anrainer leiden unter der zunehmenden Lärm- und Abgasbelastung, Autofahrer sind verstärkten Staus ausgesetzt, die Fahrbahnschäden nehmen zu und die zusätzlichen CO2-Emissionen machen die teuren Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Der VCÖ fordert von der kommenden Bundesregierung die Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel und eine umfassende ökologische Steuerreform.
Die im überarbeiteten Nationalen Klima- und Energieplan angeführten Maßnahmen sind ungenügend, um die Klimaziele im Verkehr erreichen zu können. Wesentlich ist, dass die Infrastrukturpolitik des Verkehrs in Österreich endlich in Einklang mit den Klimazielen gebracht wird. „Die Klimaziele sind nur erreichbar, wenn weniger mit dem Auto und mehr mit Bahn, Bus, städtischen öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad gefahren wird. Deshalb braucht es in Österreich einen verstärkten Ausbau des Schienennetzes und der Rad-Infrastruktur“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Da zusätzlich zum Personenverkehr auch mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern sind, sind die bestehenden Engpässe im Schienennetz mit höchster Priorität zu beseitigen.
VCÖ: Straßenverkehr in Österreich hat 2. höchste Pro-Kopf CO2-Emissionen der EU
(CO2-Emissionen in Tonnen pro Kopf und Jahr durch Straßenverkehr - Jahr 2017 (aktuellste Daten))
Luxemburg: 9,44 Tonnen CO2 pro Einwohner
Österreich: 2,65 Tonnen
Slowenien: 2,63 Tonnen
Zypern: 2,43 Tonnen
Irland: 2,38 Tonnen
Belgien: 2,19 Tonnen
Dänemark: 2,09 Tonnen
Deutschland: 1,94 Tonnen
Finnland: 1,94 Tonnen
Litauen: 1,91 Tonnen
Frankreich: 1,89 Tonnen
Estland: 1,77 Tonnen
Spanien: 1,75 Tonnen
Niederlande: 1,74 Tonnen
Großbritannien: 1,71 Tonnen
Tschechien: 1,71 Tonnen
Polen: 1,61 Tonnen
Lettland: 1,58 Tonnen
Portugal: 1,57 Tonnen
Schweden: 1,54 Tonnen
Kroatien: 1,53 Tonnen
Italien: 1,51 Tonnen
Griechenland: 1,35 Tonnen
Slowakei: 1,32 Tonnen
Ungarn: 1,30 Tonnen
Bulgarien: 1,25 Tonnen
Malta: 1,21 Tonnen
Rumänien: 0,87 Tonnen
EU28: 1,73 Tonnen
Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2019