Österreichweit öffentlichen Lkw-Fuhrpark mit Abbiegeassistenten nachrüsten

Toter Winkel bei Lkw lebensgefährlich, verstärkte Maßnahmen nötig

VCÖ (Wien, 12. Februar 2019) – Österreichweit soll der gesamte Lkw-Fuhrpark der öffentlichen Hand noch heuer mit Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet werden, fordert der VCÖ. Gestern hat die Stadt Wien bekannt gegeben, ihre Lkw mit Abbiegeassistenten nachzurüsten. Der VCÖ weist darauf hin, dass der „tote Winkel“ bei Lkw für Fußgänger, Radfahrer, Moped- und Motorradfahrer lebensgefährlich ist. Eine von Eltern initiierte Petition für die verpflichtende Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten wurde bereits von fast 40.000 Personen unterstützt.

Der „tote Winkel“ von Lkw verursacht immer wieder schreckliche Unfälle. Zuletzt wurde in Wien ein neunjähriges Kind am Schutzweg von einem rechtsabbiegenden Lkw angefahren und tödlich verletzt. Die Stadt Wien hat gestern angekündigt, ihre Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen nachzurüsten. „Nun sind die anderen Städte und Bundesländer gefordert, dem Beispiel von Wien zu folgen. Ziel muss sein, dass bereits heuer alle Lkw der öffentlichen Hand mit Assistenzsystemen ausgestattet sind“, betont VCÖ-Experte Markus Gansterer.

Darüber hinaus ist wichtig, dass auch für die Lkw der privaten Unternehmen eine verpflichtende Nachrüstung rasch beschlossen wird. Österreichweit gibt es rund 72.500 Lkw und Sattelschlepper. Der VCÖ begrüßt den von Verkehrsminister Norbert Hofer initiierten Lkw-Sicherheitsgipfel, der kommenden Dienstag stattfinden wird. Wichtig ist, dass in der Folge rasch Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden.

Neben der Nachrüstung der bestehenden Lkw sind die Vorgaben für neue Lkw rascher als geplant zu verbessern. Schon heute gibt es Lkw, die dem Fahrer eine Rundumsicht ermöglichen und keinen „toten Winkel“ haben. Auf EU-Ebene werden derzeit neue Sicherheitsvorgaben verhandelt. Derzeit ist darin vorgesehen, dass die Vorgaben für die direkte Sicht für die Fahrer erst sieben Jahre nach Beschluss der Verordnung für alle neuen Lkw in Kraft tritt. Damit entfaltet diese Regelung frühestens im Jahr 2027 Wirkung. Hier ist Österreichs Einsatz auf EU-Ebene gefordert, dass diese extrem lange Übergangsfrist deutlich verkürzt wird, betont der VCÖ.

Das gleiche gilt für den verpflichtenden Einbau von Abbiegeassistenzsystemen. Dafür sieht der Vorschlag der EU eine vierjährige Übergangsfrist vor, wodurch erst ab dem Jahr 2024 alle neuen Lkw mit diesen Systemen auszustatten wären. „Es ist völlig unverständlich, dass in einer Zeit, in der selbstfahrende Autos getestet werden, ein vergleichsweise banales technisches System erst in einigen Jahren vorgeschrieben wird. Diese lange Übergangsfrist ist fahrlässig“, kritisiert VCÖ-Experte Gansterer.

Um Kreuzungen und Übergänge übersichtlicher zu machen, ist zudem das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen endlich von fünf auf zehn Meter auszuweiten. Damit wird die Sicht auf Fußgängerinnen und Fußgänger, insbesondere auf kleinere Kinder, deutlich verbessert und damit ihre Sicherheit erhöht.

Darüber hinaus können Gemeinden und Städte schon heute mit verkehrsplanerischen Maßnahmen die Sicherheit auf ihren Straßen erhöhen. Verkehrsberuhigung und niedrigeres Tempo tragen dazu bei, dass Fehler von Verkehrsteilnehmern nicht fatale Folgen haben.

Der VCÖ unterstützt die Petition engagierter Eltern, die eine Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten fordern. Zur Petition: https://mein.aufstehn.at/petitions/verpflichtende-nachrustung-von-abbiegeassistenten-fur-lkws-jetzt-1  

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