VCÖ: Aufhebung des IG-L 100er bringt der E-Mobilität wenig, hat aber negative Seiteneffekte

VCÖ: Niedriger E-Pkw Anteil ist Folge von mangelndem Angebot an Modellen

VCÖ (Wien, 25. Oktober 2018) – Mit der Aufhebung des IG-L 100er für E-Pkw wird die nötige Energiewende im Verkehr nicht beschleunigt werden, stellt der VCÖ zum heutigen Beschluss im Nationalrat fest. Die Maßnahme hat aber negative Seiteneffekte. Die Erlaubnis für E-Pkw in IGL-Abschnitten 130 statt 100 km/h fahren zu dürfen, kann den Verkehrsfluss verschlechtern, das Unfallrisiko erhöhen und erschwert die Tempokontrollen, stellt der VCÖ fest. Der VCÖ fordert wirksamere und umfassendere Maßnahmen, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen.

„Um den Anteil der E-Pkw in Österreich rascher zu erhöhen, braucht es ein umfassendes Paket an wirksamen Maßnahmen, die keine negativen Seiteneffekte haben. Die Aufhebung des IG-L 100-ers erfüllt diese Kriterien nicht“,  stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest.

Der VCÖ weist darauf hin, dass auch E-Pkw durch Aufwirbelung, Brems- und Reifenabrieb Feinstaub verursachen. Laut aktuellem Emissionsbericht des Umweltbundesamts werden 58 Prozent der PM10-Feinstaub-Emissionen des Verkehrs durch Aufwirbelung, Brems- und Reifenabrieb verursacht.

„Mit dem Tempo nimmt die Aufwirbelung zu. Zudem führen Tempounterschiede zu mehr Bremsmanövern und damit zu verstärktem Bremsabrieb“, macht VCÖ-Experte Gansterer aufmerksam. Weitere Folge: Der Verkehrsfluss wird verschlechtert. Derzeit verteilen sich die Fahrzeuge auf alle Spuren, in Zukunft ist die linke Spur im IGL-Abschnitt de facto eine E-Autospur. Den anderen Fahrzeugen steht weniger Platz zur Verfügung. Derzeit gibt es in Österreich knapp mehr als 19.000 E-Autos und mehr als 4,9 Millionen Benzin- und Diesel-Pkw.

Zudem werden die Tempokontrollen durch die Ausnahme für E-Autos erschwert. Es muss im Nachhinein überprüft werden, ob das geblitzte Auto ein E-Auto ist oder nicht, wodurch der Verwaltungsaufwand steigt. Die Zeitersparnis kann übrigens in Summe gering ausfallen. Mit höherem Tempo sinkt die Reichweite, das E-Auto muss früher zur Ladesäule.

In den ersten neun Monaten waren in Österreich nur 1,6 Prozent der Neuzulassungen E-Pkw, im Vorjahr betrug der Anteil 1,5 Prozent. Der niedrige Anteil ist die Folge des mangelnden Angebots an E-Pkw-Modellen, betont der VCÖ. Durch niedrigere CO2-Grenzwerte und eine E-Auto-Quote für die Hersteller, kann die Politik dazu beitragen, dass die Autobauer mehr E-Auto-Modelle auf den Markt bringen.

Da zwei Drittel der Neuwagen auf Firmen und andere juristische Personen zugelassen werden, kann durch steuerliche Änderungen bei Firmenwagen ein Anreiz gesetzt werden, damit mehr E-Autos angeschafft werden und dann in Folge auch auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen. Auch die Abschaffung der Steuerbegünstigung auf Diesel würde der E-Mobilität Rückenwind geben.

 

VCÖ: Anteil der neuzugelassenen E-Pkw stagniert

(Anteil der E-Pkw an den Neuzulassungen, in Klammer Anzahl)

1.1.-30.9.2018: 1,6 Prozent (4.484)

1.1. – 30.9.2017: 1,5 Prozent (4.081)

Jahr 2017: 1,5 Prozent (5.433)

Jahr 2016: 1,2 Prozent (3.826)

Jahr 2015: 0,5 Prozent (1.677)

Jahr 2014: 0,4 Prozent (1.281)

Jahr 2013: 0,2 Prozent (654)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2018

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