Trotz Klimakrise war heuer jeder 3. Neuwagen ein SUV

Mehr als die Hälfte auf Firmen oder andere juristische Personen zugelassen

VCÖ (Wien, 11. Dezember 2019) – Der SUV-Boom hält in Österreich weiter an, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Jeder dritte neuzugelassene Pkw war heuer ein SUV oder Geländewagen. Für die Klimabilanz des Verkehrs ist die hohe Anzahl an SUV negativ. Der reale Spritverbrauch der SUV und damit der CO2-Ausstoß ist höher als von vergleichbaren herkömmlichen Modellen. 56 Prozent der SUV sind auf Firmen oder andere juristische Personen zugelassen, zwei Drittel der großen SUV fahren mit Diesel. Der VCÖ fordert eine Reform der Firmenwagenbesteuerung und die Abschaffung der Steuerbegünstigung auf Diesel.

Der Anteil der SUV und Geländewagen bei den Neuwagen hat sich in diesem Jahrzehnt fast verdreifacht, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Während im Jahr 2010 nur einer von acht Neuwagen ein SUV oder Geländewagen war, ist es heute bereits einer von drei. „Dieses Jahrzehnt war beim Neuwagenkauf vom SUV-Boom geprägt. Eine Entwicklung, die das Erreichen der Klimaziele massiv erschwert“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. In Summe sind seit dem Jahr 2010 in Österreich mehr als 700.000 SUV und Geländewagen neu zugelassen worden. Allein heuer und im Vorjahr waren es jeweils mehr als 100.000.

Zuletzt hat die Internationale Energieagentur auf die negativen Folgen des SUV-Booms hingewiesen. Laut IEA ist der reale Spritverbrauch der SUV im Schnitt um ein Viertel höher als von vergleichbaren herkömmlichen Modellen. Der Mehrverbrauch hat mehrere Gründe: Die höhere Karossiere bedeutet mehr Luftwiderstand, zudem sind SUV in der Regel schwerer und haben mehr PS als vergleichbare herkömmliche Modelle. Das gilt auch für die kleineren, sogenannten Kompakt-SUV.

„Anstatt das 3-Liter Auto zum Standard zu machen, wurde in der Vergangenheit der Markt mit größeren, schwereren und PS-stärken Modellen überschwemmt. Und das Angebot bestimmt die Nachfrage. Der reale Spritverbrauch von Österreichs Autoflotte stagniert seit Jahren auf zu hohem Niveau“, weist VCÖ-Expertin Rasmussen auf die negativen Folgen hin.

Die vergangene Bundesregierung hat beschlossen, dass bis zum Jahr 2030 der CO2-Ausstoß des Verkehrs um ein Drittel zu reduzieren ist. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn der reale Spritverbrauch der Neuwagen deutlich reduziert wird. Kontraproduktive Steuerbegünstigungen sind daher rasch abzubauen.

So fördert die Steuerbegünstigung von Diesel derzeit insbesondere die großen Modelle und damit auch die großen SUV. Der Dieselanteil der großen SUV ist mit rund 69 Prozent fast doppelt so hoch wie im Schnitt. Bei Kleinwagen beträgt der Dieselanteil nur fünf Prozent, informiert der VCÖ. Derzeit ist die Mineralölsteuer auf Diesel um 8,5 Cent pro Liter niedriger als für Benzin. Das Verbrennen von einem Liter Diesel verursacht aber um rund 13 Prozent mehr CO2 als das Verbrennen von einem Liter Benzin

Auch die Firmenwagenbesteuerung ist ein wichtiger Hebel, um die reale Klimabilanz der Neuwagen rascher zu verbessern. Heuer wurden 57 Prozent der SUV und Geländewagen auf Firmen und andere juristische Personen neuzugelassen, bei den großen SUV beträgt der Anteil sogar 71 Prozent. Damit sich die reale Klimabilanz der Firmenwagen verbessert, soll die bestehende Deckelung des Sachbezugs (derzeit maximal 960,- Euro) abgeschafft werden, der Sachbezug für Firmenwagen mit Verbrennungsmotor ist zu erhöhen und eine CO2-Grenze einzuführen, ab der Unternehmen einen Firmen-Pkw nicht mehr steuerlich absetzen können.

 VCÖ: Zahl der SUV und Geländewagen nimmt in Österreich stark zu

(Anzahl neuzugelassene SUV und Geländewagen in Österreich)

1.1.– 30.11. 2019: 106.570 SUV (34,7 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2018: 106.627 SUV (31,3 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2017: 89.583 SUV (25,4 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2016: 78.077 SUV (23,7 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2015: 64.774 SUV (21,0 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2014: 58.801 SUV (19,4 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2013: 61.564 SUV (19,3 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2012: 58.043 SUV (17,3 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2011: 49.553 SUV (13,9 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Jahr 2010: 42.246 SUV (12,8 Prozent der Pkw-Neuzulassungen)

Quelle: Datafact (Daten 2019), Statistik Austria (Daten 2010 bis 2018), VCÖ 2019

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