Über 90 Prozent der neuen Firmenautos sind Diesel- oder Benzin-Pkw

Sachbezug für Firmenwagen mit Verbrennungsmotor erhöhen, Pick-Ups von Liste der steuerbegünstigten "Fiskal-Lkw" streichen

VCÖ (Wien, am 11. Oktober 2019) – Sechs von zehn Neuwagen wurden heuer in den ersten drei Quartalen auf Firmen oder andere „juristische Personen“ zugelassen. Der Anteil der Diesel- und Benzin-Pkw ist mit 93 Prozent nach wie vor hoch, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Um die für die Erreichung der Klimaziele nötige Energiewende zu beschleunigen, fordert der VCÖ eine Erhöhung des Sachbezugs für Firmenwagen mit Verbrennungsmotor. Zudem sind SUV und Pick-Ups von der Liste der Fiskal-Lkw zu streichen.

258.298 Pkw wurden in den ersten neun Monaten in Österreich neu zugelassen, 62 Prozent davon auf Firmen oder andere „juristische Personen“. Der Anteil der Firmen und anderer „juristischer Personen“ an den Pkw-Neuzulassungen liegt seit dem Jahr 2013 bei 60 Prozent oder höher, wie die Daten der Statistik Austria zeigen. „Der hohe Anteil von Firmenwagen ist eine Chance, die für das Erreichen der Klimaziele nötige Energiewende im Pkw-Bereich zu beschleunigen“, betont VCÖ-Experte Markus Gansterer. Der VCÖ erinnert daran, dass Österreichs Klimaziel vorsieht, dass der Verkehr bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen um ein Drittel zu reduzieren hat. In den vergangenen vier Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs aber statt zu sinken weiter gestiegen. Der Pkw-Verkehr ist für 60 Prozent der CO2-Emissionen des Verkehrs verantwortlich.

Aktuell sind E-Pkw auch bei den Firmenwagen eine Minderheit: Nur 3,3 Prozent der auf „juristische Personen“ zugelassenen Pkw fahren ausschließlich mit Strom, weitere 3,7 Prozent sind Hybrid-Pkw. Der Anteil der ausschließlich mit Benzin oder Dieselmotor angetriebenen Pkw ist mit rund 93 Prozent um ein Vielfaches höher, informiert der VCÖ.

Derzeit wird die private Nutzung von Firmenwagen steuerlich begünstigt. Emissionsfreie Pkw sind gänzlich vom Sachbezug befreit. Für die anderen Pkw beträgt der monatliche Sachbezug nur 1,5 Prozent der Anschaffungskosten, wenn laut Herstellerangaben weniger als 122 Gramm CO2 pro Kilometer emittiert werden. Im Vorjahr wies bereits die Hälfte aller Neuwagen am Papier diesen Wert auf. Die realen Emissionen sind höher. Zudem ist der zu versteuernde Sachbezug mit höchsten 720,- Euro pro Monat gedeckelt - egal, wie viele Kilometer gefahren werden und auch wenn das Tanken inkludiert ist. Damit wird klimaschädliches Vielfahren zusätzlich begünstigt. Für Pkw, die über den CO2-Grenzwert liegen beträgt der monatliche Sachbezug nur 2 Prozent und höchstens 960,- Euro.

In Summe sparen sich derzeit Arbeitgeber und Arbeitnehmer Einkommenssteuer und Sozialabgaben, wenn Arbeitnehmer einen Firmenwagen statt eines höheren Gehalts erhalten. Diese Regelung ist in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß, betont der VCÖ. Der monatliche Sachbezug soll für Pkw mit Verbrennungsmotor auf 2,5 Prozent des Anschaffungspreises erhöht werden, die Deckelung des Sachbezugs ist abzuschaffen. Und so wie es beim Anschaffungspreis eine Angemessenheitsgrenze gibt, ab der Unternehmen einen Firmen-Pkw nicht mehr steuerlich absetzen können, soll es auch eine Grenze für einen angemessenen CO2-Ausstoß geben.

Großen Reformbedarf sieht der VCÖ auch bei den so genannten „Fiskal-Lkw“. Diese Fahrzeuge sind für Unternehmen von der Umsatzsteuer befreit. Das Problem: Neben echten Transportfahrzeugen, die berechtigterweise als Betriebsmittel gelten, befinden sich in der Liste auch große SUV und Pick-Ups, die als Pkw anstelle von nicht steuerbegünstigten Modellen genutzt werden. Zudem können Unternehmen bei "Fiskal-Lkw" im Gegensatz zu Pkw auch Anschaffungskosten über 40.000 Euro von der Steuer absetzen. „Dass ausgerechnet Pick-Ups, die nicht nur Spritfresser, sondern auch extreme Platzfresser sind, noch stärker steuerlich begünstigt werden als herkömmliche Pkw, ist ein Systemfehler, der rasch zu korrigieren ist“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Der VCÖ fordert, dass SUV und Pick-Ups von der Liste der Fiskal-Lkw gestrichen werden.

VCÖ: Über 90 Prozent der Firmenwagen sind Diesel- und Benzin-Pkw (auf "juristische Personen" neuzugelassene Pkw in Österreich, 1.1.-30.9. 2019)

Benzin-Pkw: 79.965 (49,6 Prozent
Diesel-Pkw: 69.716 (43,3 Prozent
Hybrid (Benzin / Diesel mit Elektromotor): 5.957 (3,7 Prozent)
Elektro-Pkw: 5.271 (3,3 Prozent)
Erdgas: 190 (0,1 Prozent)
Benzin mit Erdgas: 34 (0,02)
Brennstoffzelle: 14 (0,01)

Summe: 161.147 (62,4 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen)

Quelle: Datafact, VCÖ 2019

Zurück zur Übersicht