VCÖ: 90 Prozent der inländischen Transporte von Österreichs Lkw sind kürzer als 150 Kilometer

VCÖ: Energie und Klimabilanz von E-Lkw deutlich besser als von E-Fuels und Wasserstoff

Autobahn, auf welcher sehr viele Autos und Lkws zu sehen sind

VCÖ (Wien, 6. Mai 2021) – Zwei Drittel der Transportmenge auf den heimischen Straßen werden von Lkw mit österreichischem Kennzeichen ans Ziel gebracht. Rund 80 Prozent der Transportmenge sind weniger als 80 Kilometer unterwegs, knapp mehr als 90 Prozent kürzer als 150 Kilometer, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Damit ist das künftige Potenzial für E-Lkw groß. Die Energie- und Klimabilanz von E-Lkw ist um ein Vielfaches besser als jene von E-Fuels und Wasserstoff, macht der VCÖ aufmerksam. Damit sich emissionsfreie Lkw rascher durchsetzen können, sind neben Förderungen und dem Ausbau der Lade-Infrastruktur die Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel und auf EU-Ebene verbesserte CO2-Grenzwerte für neuen Lkw nötig.

Der Verkehr ist Österreichs größtes Sorgenkind beim Klimaschutz. Innerhalb des Verkehrs ist die größte Herausforderung, den Güterverkehr auf Klimakurs zu bringen. Während im Vor-Corona-Jahr 2019 die Verkehrsemissionen in Österreich um drei Viertel höher waren als im Jahr 1990, haben sich die Emissionen des Lkw-Verkehrs in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. „Aber die gute Nachricht ist, dass für Lkw-Transporte in Österreich ähnliches gilt wie für Autofahrten. Viele sind kurz“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf Daten der Statistik Austria hin. Von den von Österreichs Lkw in Österreich transportierten Waren und Gütern sind 83 Prozent kürzer als 80 Kilometer unterwegs, 91 Prozent kürzer als 150 Kilometer. Die von Lkw-Herstellern für die kommenden Jahre angekündigten Modelle bieten bereits Reichweiten von bis zu 300 Kilometern.

Die Frage, in welche Richtung die Antriebsformen bei Lkw gehen, beantworten immer mehr Hersteller mit „batterie-elektrisch“. Scania, einer der fünf größten Lkw-Hersteller in Europa, hat nach Praxistests mit Brennstoffzellen-Lkw angekündigt, künftig auf batterie-elektrische Lkw zu setzen, weil deren Effizienz besser und die Betriebskosten niedriger sind. Im Jahr 2025 sollen zehn Prozent der von Scania erzeugten Lkw einen batterie-elektrischen Antrieb haben, im Jahr 2030 bereits 50 Prozent. Ähnlich die Zielsetzungen von Volvo Trucks. Die Gründe: Die Betriebskosten von E-Lkw sind niedriger als von Lkw, die mit E-Fuels, Wasserstoff oder Diesel betrieben werden, da die Energieeffizienz bei direkter Stromnutzung deutlich besser ist.

Batterie-elektrische E-Lkw können 77 Prozent der eingesetzten Energie für den Fahrbetrieb nutzen. Im Vergleich dazu liegt der Gesamtwirkungsgrad eines wasserstoffbasierten Brennstoffzellen-Lkw bei lediglich 33 Prozent. Bei strombasierten synthetischen Kraftstoffen, auch E-Fuels genannt, sind es sogar nur 23 Prozent, macht der VCÖ aufmerksam. Das schlägt sich nicht nur auf die Klimabilanz, sondern auch auf die Betriebskosten nieder. Die Betriebskosten belaufen sich bei E-Lkw derzeit auf 18 bis 44 Eurocent pro Kilometer, bei Brennstoffzellen-Lkw hingegen auf 64 bis 120 Cent pro Kilometer. Bis 2030 wird bei Brennstoffzellen Lkw eine Reduktion auf rund 40 Cent erwartet, bei E-Lkw auf unter 20 Cent und bei E-Fuels ein Preis von 90 bis 120 Eurocent pro Kilometer.

Die Energieeffizienz hat zudem auch Einfluss auf die Klimabilanz. Auf Basis der Stromaufbringung Österreichs im Jahr 2019 liegen die CO2 -Emissionen eines E-Lkw inklusive Batterieproduktion im Vergleich zu Diesel-Lkw um 55 Prozent niedriger. Bei 100 Prozent Ökostrom wären CO2 -Reduktionen von etwa 85 Prozent möglich. Auf Basis des Strommixes in Österreich im Jahr 2019 verursachen strombasierte Wasserstoff-Lkw derzeit rund 13 Prozent weniger CO2 -Emissionen als Diesel-Lkw. Wird im Jahr 2030 das Ziel einer bilanziell vollständig auf erneuerbaren Energien beruhenden Stromproduktion in Österreich erreicht, wäre die Treibhausgas-Bilanz eines Wasserstoff-Lkw gegenüber einem Diesel-Lkw um 58 Prozent besser. Aber: Wasserstoff aus erneuerbarer Energie wird in jenen Sektoren benötigt, wo keine Alternative zur Verfügung steht - vor allem in der Industrie.

Allein für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie werden zusätzlich etwa 500.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr benötigt, derzeit werden in Österreich jährlich etwa 140.000 Tonnen Wasserstoff, der aus fossilen Quellen hergestellt wird, verbraucht. Um diese Mengen an Wasserstoff mit Strom aus erneuerbarer Energie herstellen zu können, werden rund 28 Terawattstunden benötigt.

„Damit Österreich das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 erreicht, müssen emissionsfreie Lkw rasch auf die Straße kommen. Fördermaßnahmen sollten vor allem auf die Wirtschaftlichkeit von E-Lkw, den Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie die Einpreisung externer Kosten bei der Nutzung von Diesel-Lkw abzielen. Das Dieselprivileg ist für die Verbreitung emissionsfreier Lkw kontraproduktiv“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Auf EU-Ebene sind die CO2-Flottengrenzwerte für die Hersteller in Einklang mit den neuen Klimazielen – minus 55 Prozent statt 40 Prozent bis zum Jahr 2030 – zu bringen und entsprechend zu reduzieren.

 

VCÖ: 90 Prozent der inländischen Transporte von Lkw mit österreichischem Kennzeichen sind kürzer als 150 Kilometer (Distanz der Transportmenge - von österreichischen Lkw in Österreich transportiert, Jahr 2019)

Bis 80 Kilometer: 332 Millionen Tonnen (83 Prozent)

Bis 150 Kilometer: 366 Millionen Tonnen (92 Prozent)

Über 150 Kilometer: 32 Millionen Tonnen (8 Prozent)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021

 

VCÖ: Direkte Stromnutzung hat die höchste Energieeffizienz (aktueller Gesamtwirkungsgrad)

Batterie-Elektrische Lkw: 77 Prozent

Lkw mit Brennstoffzelle (Wasserstoff): 33 Prozent

Lkw mit E-Fuels: 23 Prozent

Quelle: T&E, VCÖ 2021

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