VCÖ: Abschaffung von Abgastest am Auspuff öffnet Türen für Manipulation

VCÖ: Laut TÜV-Deutschland ist Kombination von Software- und Endrohrtest sinnvoll

VCÖ (Wien, am 29. Jänner 2018) – Der VCÖ warnt vor den negativen Folgen der geplanten Änderungen bei der Abgasmessung in Österreich. Geplant ist, dass in Zukunft bei der Pickerl-Überprüfung lediglich die Computer-Daten der Fahrzeuge ausgelesen werden. Doch bei diesem System sind Manipulationen möglich, wie unter anderem der Abgas-Experte der TU-Wien Ernst Pucher und Fachleute des Umweltbundsamts betonen. Die Erfahrungen in Deutschland bestätigen die Warnungen der Fachleute: Laut TÜV-Deutschland wurden bei rund einer Million Fahrzeuge Mängel nicht entdeckt, weil nur die Computer-Daten der Autos ausgelesen wurden. Statt einer Verschlechterung der Abgasprüfung, braucht es rasche Verbesserungen, betont der VCÖ.

„Der Dieselskandal hat deutlich vor Augen geführt, dass es bessere und umfangreichere Abgaskontrollen braucht. Was nun in Österreich geplant ist, ist aber leider genau das Gegenteil. Man möchte sich auf ein System verlassen, das Mängel unzureichend erkennt und laut Fachleuten leicht manipuliert werden kann“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Auch der renommierte Abgas-Experte der TU Wien, Ernst Pucher, hat gestern in der „Presse am Sonntag“ auf die Mängel des Systems hingewiesen: „OBD ist für Softwaremanipulationen anfällig.“ Schon zuvor hat das Umweltbundesamt vor Manipulationen gewarnt: Durch „chip-tuning“ kann eine neue Software eingespielt werden, die das OBD-System für gewisse Bereiche im Motor bzw. für Kontrollaufgaben lahmlegt. Der Gesetzesentwurf des Verkehrsministeriums, der noch aus der vorangegangenen Legislaturperiode stammt, sieht vor, dass in Zukunft bei Euro5 und Euro6 Pkw die Abgasprüfung nur noch in Form der Auslesung der Bordcomputerdaten erfolgt. Laut Statistik Austria betrifft das in Österreich mehr als drei Millionen Pkw.

Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die OBD-Analyse lediglich als ergänzende Methode Sinn macht. Deutschland hatte fünf Jahre lang nur die OBD-Methode angewandt, mit 1. Jänner wurde die Kombination von Endrohrmessung und OBD-Analyse wieder eingeführt. Der Grund: Viele Mängel blieben mit der OBD-Analyse unentdeckt. Auch Belgien und die Niederlande führen die Endrohmessung wieder ein. "Wir sollten aus den Erfahrungen anderer lernen und nicht die gleichen Fehler wiederholen", betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Der VCÖ weist auch auf eine große Studie in Deutschland hin, bei der 1.750 Fahrzeuge überprüft wurden. Mit der OBD-Auslese wurden bei lediglich 1,9 Prozent der Fahrzeuge Mängel festgestellt. Bei der Kombination OBD mit der Endrohrmessung wurden hingegen bei 7,1 Prozent Mängel entdeckt. Das TÜV-Deutschland stellt fest, dass nur mit OBD-Auslese bei rund einer Million Pkw abgasrelevante Mängel nicht erkannt werden. Fehler, die in der Abgasnachbehandlung entstehen, werden bei der OBD-Auslese nicht als Fehler angezeigt, über eine Endrohrmessung sind diese jedoch zu erkennen.

Die Folge: Deutlich mehr Pkw mit fehlerhafter Abgasreinigung sind auf den Straßen unterwegs und verschmutzen die Luft. „An stark befahrenen Straßen sind Anrainer einer starken Schadstoffbelastung ausgesetzt, die Auto-Insassen sind regelrecht in einer Abgaswolke unterwegs. Vor allem die kleinen Feinstaub-Partikel sind extrem gesundheitsschädlich, insbesondere für Kinder, da sich ihre Organe noch im Wachstum befinden“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.

Insgesamt ist aber auch  die derzeitige Abgasmessung mit Endrohrmessung ungenügend und sollte im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden. So soll auch die Anzahl der Feinstaubpartikel gemessen werden. Darüber hinaus hat der Dieselskandal gezeigt, dass auch eine Überprüfung der Funktionstüchtigkeit der SCR-Katalysatoren wichtig ist. Die Katalysatoren sorgen für eine Reduktion der gesundheitsschädlichen Stickoxid-Emissionen. „Wichtig für die Luftqualität und somit die Gesundheit der Menschen ist, dass die Autos so sauber wie möglich unterwegs sind und dass dies gründlich kontrolliert wird“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.

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