VCÖ: Arbeits- und Dienstwege verursachen an Werktagen mehr als die Hälfte des Autoverkehrs von Österreichs Bevölkerung
VCÖ-Fachkonferenz: Mit Mobilitätsmanagement Pendelverkehr reduzieren
VCÖ (Wien, 27. Juli 2023) – Arbeits- und Dienstwege verursachen an Werktagen mehr als die Hälfte des Pkw-Verkehrs von Österreichs Haushalten, pro Jahr werden dadurch fast vier Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Ein erfolgreiches Instrument, um den Pendelverkehr auf Klimakurs zu bringen, ist betriebliches Mobilitätsmanagement, wie österreichweit bereits zahlreiche Unternehmen zeigen. Bei der heutigen VCÖ-Fachkonferenz wurden einige Beispiele vorgestellt.
Die meisten Staumeldungen an Werktagen betreffen den Autoverkehr zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause. „Eine verstärkte Verlagerung auf Bahn, Bus und Fahrrad sowie mehr Fahrgemeinschaften würden die Zahl der Staus deutlich reduzieren und ebenso den CO2-Ausstoß des Verkehrs. Eine Schlüsselrolle dabei spielen die Unternehmen“, stellte VCÖ-Experte Michael Schwendinger bei der VCÖ-Fachkonferenz fest. Immerhin fast die Hälfte aller Arbeitswege sind kürzer als zehn Kilometer, wodurch auch Fahrrad und Elektrofahrrad großes Potenzial haben. Das große Potenzial, die Fahrten zur Arbeit in Österreichs Ostregion stärker auf den Öffentlichen Verkehr zu verlagern, verdeutlicht wiederum eine Studie der Arbeiterkammer Wien. Fast zwei Drittel der nach Wien Pendelnden wohnen weniger als drei Kilometer von einer der Bahnhaltestellen der Ostregion entfernt, das Potenzial für Bahn-Fahrten am Arbeitsweg ist rund doppelt so hoch wie die aktuelle Nutzung.
Mit betrieblichem Mobilitätsmanagement können Firmen erreichen, dass mehr Beschäftigte klimaverträglich zur Arbeit kommen, wie zahlreiche erfolgreiche Beispiele zeigen, wie etwa Blum in Vorarlberg, Infineon in Kärnten, die Knapp AG in der Steiermark, Berger Logistik in Tirol, Boehringer Ingelheim in Wien, Püspök im Burgenland, Zauner Anlagentechnik in Niederösterreich oder als kleineres Unternehmen Sattler Energie Consulting in Oberösterreich. Bei der VCÖ-Fachkonferenz wurde zudem das Mobilitätsmanagement der Asfinag vorgestellt, bei dem die Zahl der Dienstwagen und Geschäftsflüge reduziert wurde und der Umstieg auf die Bahn forciert wird.
Dass betriebliches Mobilitätsmanagement sowohl für die Beschäftigten und das Unternehmen, als auch für die Anrainerinnen und Anrainer und die Umwelt Nutzen bringt, darauf wies Agnes Hartl von der Wirtschaftsagentur Wien hin.
Durch die ab dem Jahr 2024 für große Unternehmen umzusetzende EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) wird die Relevanz von Mobilitätsmanagement weiter zunehmen. Ein sehr großes CO2-Einsparungspotenzial gibt es bei Geschäftsflügen, machte Denis Auclair von Transport & Environment in ihrem Vortrag aufmerksam: „Allein die Geschäftsflüge sind in Europa für 25 bis 30 Prozent der CO2-Emissionen des Flugverkehrs verantwortlich.“
Allein durch Videokonferenzen könnten laut Internationaler Energieagentur rund 40 Prozent der Geschäftsflüge sofort eingespart werden. Innerhalb von rund 1.000 Kilometer Entfernung können Kurzstreckenflüge oftmals auf Direkt- und Nachtzugverbindungen verlagert werden, welche für knapp die Hälfte der meistgenutzten Flugstrecken in Europa zur Verfügung stehen, wie eine Studie von Greenpeace zeigt. Wesentlich dafür ist die Festlegung von entsprechenden Dienstreiserichtlinien, die die Nutzung von klimaverträglichen Optionen unterstützen. Dadurch konnte etwa das Unternehmen Haberkorn die Anzahl der dienstlich geflogenen Kilometer vom Jahr 2008 bis 2021 um mehr als ein Drittel reduzieren.
VCÖ und Arbeiterkammer Wien sprechen sich dafür aus, dass Mobilitätsmanagement für Unternehmen ab 50 Beschäftigten verpflichtend eingeführt wird. Einen ähnlichen Vorstoß hat Italien bereits im Jahr 2021 unternommen. Umgekehrt sollten steuerrechtliche Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, um es für Unternehmen einfacher zu machen, den Beschäftigten Anreize für klimaverträgliche Mobilitätsformen am Arbeitsweg zugutekommen zu lassen. „Eine einfache Möglichkeit wäre die Umsetzung einer abgabefreien Mobilitätspauschale von 50 Euro pro Monat und Person für Maßnahmen im Bereich Mobilitätsmanagement. Eine solche Regelung gibt es seit einigen Jahren etwa in Frankreich“, erklärte VCÖ-Experte Michael Schwendinger.