VCÖ: Auch nach CO2-Bepreisung bleiben Spritpreise in Österreich deutlich unter EU-Schnitt

VCÖ: Niedriger CO2-Preis macht zusätzliche Maßnahmen nötig, um Klimaziele zu erreichen

Foto: Zapfsäule mit unterschiedlichen Treibstoffarten

VCÖ (Wien, 4. Oktober 2021) – Auch nach der CO2-Bepreisung, die erst mit 1. Juli 2022 eingeführt wird, werden die Spritpreise in Österreich deutlich niedriger als in vielen anderen EU-Staaten sein, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. 30 Euro pro Tonne bedeuten sieben Cent pro Liter Benzin und acht Cent pro Liter Diesel. Eurosuper kostet derzeit in 15 EU-Staaten um über zehn Cent pro Liter mehr als in Österreich, in 12 EU-Staaten kostet Diesel um über zehn Cent mehr. Aufgrund des niedrigen CO2-Preises sind nun zusätzliche Maßnahmen nötig, um die Klimaziele erreichen zu können, betont der VCÖ.

In Österreich wurde seit dem 1. Jänner 2011, also seit mehr als zehn Jahren, die Mineralölsteuer nicht mehr erhöht. Mit 1,33 Euro pro Liter kostet Eurosuper in Österreich derzeit um 23 Cent weniger als im EU-Schnitt, der Dieselpreis ist mit 1,28 Euro pro Liter um zwölf Cent unter dem EU-Schnitt, informiert der VCÖ. „Österreich zählt heute zu den Diskontern in der EU. Und auch nach der Einführung der CO2-Bepreisung werden Diesel und Eurosuper in zahlreichen EU-Staaten deutlich mehr kosten als in Österreich“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

30 Euro pro Tonne CO2 bedeuten für Eurosuper ein Plus von sieben Cent pro Liter. Zum Vergleich: In den Niederlanden kostet ein Liter Eurosuper mit 1,86 Euro derzeit um 53 Cent mehr als in Österreich, in Finnland um 39 Cent mehr, in Dänemark um 38 Cent mehr, in Griechenland um 37 Cent und in Italien um 35 Cent mehr. Nach der Einführung der CO2-Bepreisung mit 1. Juli wird in mindestens 15 EU-Staaten der Eurosuper höher sein als in Österreich, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass in den kommenden neun Monaten auch andere EU-Staaten die Besteuerung von Diesel und Benzin erhöhen werden.

Ähnlich bei Diesel. Da das Verbrennen von einem Liter Diesel um13 Prozent mehr CO2 verursacht als das Verbrennen von einem Liter Eurosuper, bedeuten 30 Euro pro Tonne CO2 bei Diesel ein Plus von acht Cent pro Liter. Zum Vergleich: In Schweden kostet heute ein Liter Diesel um 51 Cent mehr als in Österreich, in Finnland um 26 Cent, in Belgien um 25 Cent, in Italien um 24 Cent und in den Niederlanden um 23 Cent mehr, informiert der VCÖ. In der Schweiz kostet Diesel derzeit umgerechnet um 24 Cent pro Liter mehr. Das heißt, auch nach der Einführung der CO2-Bepreistung wird es Umwegtransit durch Östereich geben. Die Anrainerinnen und Anrainer werden durch die Transit-Lkw mit Abgasen und Lärm belastet, die Transit-Lkw weiterhin mit billigem Diesel belohnt, macht der VCÖ auf die Folgen der Beibehaltung des Dieselprivilegs aufmerksam.

„Wenn die Verursacher einen niedrigen Preis für CO2 bezahlen, dann sind die Kosten für die Allgemeinheit und die künftigen Generationen umso höher“, weist VCÖ-Experte Schwendinger auf Daten des deutschen Umweltbundesamts hin. Eine Tonne CO2 verursacht Klimaschäden von 201 Euro. In Österreich wird der CO2-Preis ab dem Jahr 2023 erst 35 Euro betragen, ab dem Jahr 2024 dann 45 Euro und ab dem Jahr 2025 nur 55 Euro pro Tonne. Selbst VW-Chef Herbert Diess fordert einen CO2-Preis von mindestens 65 Euro pro Tonne und zwar bereits ab dem Jahr 2024.

„Der niedrige CO2-Preis wird wenig Lenkungseffekte in Richtung eines klimaverträglicheren Mobilitätsverhalten haben. Das bedeutet, dass es zusätzliche Maßnahmen braucht, um die Klimaziele im Verkehr erreichen zu können“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. So ist die Zersiedelung ein Treiber, der zu Auto-Abhängigkeit und damit zu mehr CO2-Emissionen und höheren Spritkosten führt. Deshalb ist die Zersiedelung zu stoppen, stattdessen sind Ortskerne und Nahversorgung zu stärken. Auch hohes Tempo treibt den Spritverbrauch und damit die CO2-Emissionen in die Höhe. Niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen und Autobahnen senken den Spritverbrauch und damit CO2-Emissionen und Spritkosten.

Ein Verfehlen der Klimaziele würde sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Sicht Österreich sehr teuer kommen. Der Rechnungshof warnt bereits vor Kompensationszahlungen von neun Milliarden Euro im Jahr 2030, wenn wir die Klimaziele verfehlen. Schon heute kostet die Klimaerhitzung die öffentliche Hand eine Milliarde Euro jährlich für Klimawandelanpassungsmaßnahmen, während jährlich zwei Milliarden Euro an Schäden anfallen.

VCÖ: Auch nach CO2-Bepreisung wird Eurosuper und Diesel in Österreich deutlich weniger kosten als in vielen anderen EU-Staaten

Aktuelle Preise (Ende September 2021) für 1 Liter Eurosuper, in Klammer Differenz zu Österreich

Niederlande: 1,86 Euro (+ 0,53 Euro)

Finnland: 1,72 Euro (+ 0,39 Euro)

Dänemark: 1,72 Euro (+ 0,38 Euro)

Griechenland: 1,70 Euro (+0,37 Euro)

Italien: 1,68 Euro (+ 0,35 Euro)

Portugal: 1,67 Euro (+ 0,34 Euro)

Schweden: 1,65 Euro (+ 0,32 Euro)

Deutschland: 1,63 Euro (+ 0,30 Euro)

Frankreich: 1,59 Euro ( + 0,26 Euro)

Irland: 1,53 Euro ( + 0,20 Euro)

Belgien: 1,52 Euro ( + 0,19 Euro)

Kroatien: 1,48 Euro ( + 0,15 Euro)

Estland: 1,47 Euro ( + 0,14 Euro)

Spanien: 1,44 Euro ( + 0,11 Euro)

Slowakei: 1,43 Euro ( + 0,10 Euro)

Luxemburg: 1,37 Euro ( + 0,04 Euro)

Lettland: 1,36 Euro ( + 0,03 Euro)

Malta: 1,34 Euro ( + 0,01 Euro)

Tschechien: 1,33 Euro (gleich)

Litauen: 1,33 Euro (gleich)

ÖSTERREICH: 1,33 Euro

Zypern: 1,31 Euro (- 0,02 Euro)

Slowenien: 1,29 Euro (- 0,04 Euro)

Ungarn: 1,28 Euro (- 0,05 Euro)

Polen: 1,27 Euro (-0,06 Euro)

Rumänien: 1,21 Euro (-0,12 Euro)

Bulgarien: 1,14 Euro (-0,19 Euro)

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2021

Schweiz: 1,50 Euro (plus 0,17 Euro)

Aktuelle Preise (Ende September 2021) für 1 Liter Diesel, in Klammer Differenz zu Österreich

Schweden: 1,79 Euro (+ 0,51 Euro)

Finnland: 1,54 Euro (+ 0,26 Euro)

Belgien: 1,53  Euro (+ 0,25 Euro)

Italien: 1,52 Euro (+ 0,24 Euro)

Niederlande: 1,51  Euro (+ 0,23 Euro)

Dänemark: 1,49  Euro (+ 0,21 Euro)

Portugal: 1,48  Euro (+ 0,20 Euro)

Frankreich: 1,47  Euro (+ 0,19 Euro)

Deutschland: 1,44  Euro (+ 0,16 Euro)

Kroatien: 1,43  Euro (+ 0,15 Euro)

Irland: 1,42 Euro (+ 0,14 Euro)

Griechenland: 1,41  Euro (+ 0,13 Euro)

Zypern: 1,34  Euro (+ 0,06 Euro)

Slowenien: 1,32  Euro (+ 0,04 Euro)

Ungarn: 1,30  Euro (+ 0,02 Euro)

Spanien: 1,29  Euro (+ 0,01 Euro)

ÖSTERREICH: 1,28 Euro

Slowakei: 1,28 Euro (gleich)

Luxemburg: 1,28  Euro ( gleich)

Estland: 1,26  Euro (- 0,02 €)

Tschechien: 1,26  Euro (- 0,02 €)

Lettland: 1,26  Euro (- 0,02 €)

Polen: 1,24 Euro (- 0,04 €)

Litauen: 1,22 Euro (- 0,06 €)

Malta: 1,21 Euro (- 0,07  €)

Rumänien: 1,18 Euro (- 0,10 €)

Bulgarien: 1,11 Euro (- 0,17 €)

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2021

Schweiz: 1,52 Euro (plus 0,24 Euro)

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