VCÖ: Auf A1 bei Traun waren im Vorjahr so viele Lkw wie noch nie zuvor in Österreich unterwegs

VCÖ: Auf 70 Prozent der Autobahnabschnitte bereits mehr Lkw als vor Covid-19

VCÖ (Wien, 27. Februar 2022) – Rund 5,5 Millionen Lkw fuhren im Vorjahr auf der A1 bei Traun. Das ist nicht nur österreichweit die höchste Lkw-Belastung, sondern auch die höchste Anzahl, die es je auf einem Straßenabschnitt in Österreich gab, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. 275 Zählstellen wurden analysiert, bei 70 Prozent waren mehr Lkw unterwegs als im Vor-Corona Jahr 2019. Die massive Zunahme des Lkw-Verkehrs führt zu mehr CO2-Ausstoß. Um die Klimaziele erreichen zu können, muss aber auch der Güterverkehr seine Emissionen stark reduzieren. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert einen Klimabonus für Betriebe, die den Gütertransport von der Straße auf die Schiene verlagern.

Rund 5,5 Millionen Lkw wurden im Vorjahr auf der A1 Westautobahn bei Traun gezählt, so viele wie bei keinem anderen Autobahnabschnitt, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Und: Noch nie in Österreich wurden so viele Lkw gezählt. Der bisherige Höchstwert wurde ebenfalls hier gemessen, im Vor-Coronajahr 2019 mit fast 5,4 Millionen Lkw. Im Vergleich zum ersten Coronajahr 2020 nahm der Lkw-Verkehr auf diesem Autobahnabschnitt um 460.000 zu, informiert die Mobilitätsorganisation „VCÖ – Mobilität mit Zukunft“.

Österreichs Autobahn mit der zweithöchsten Lkw-Belastung ist die A2, wo im Vorjahr bei Biedermannsdorf fast 4,9 Millionen Lkw fuhren, um 120.000 mehr als im Vor-Covid-Jahr 2019. Die A8 weist den dritthöchsten Wert auf, mit über 4,3 Millionen Lkw bei Krenglbach, vor der S1, wo etwas mehr als 4,2 Millionen Lkw durch den Tunnel Vösendorf rollten, erst dann folgt die A23, wo auf der Höhe Donauinsel rund 4,2 Millionen Lkw gezählt wurden.

Bei 194 der 275 vom VCÖ analysierten Zählstellen nahm der Lkw-Verkehr gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019 zu, bei der Hälfte davon sogar über fünf Prozent. Bei lediglich 80 Zählstellen lag der Lkw-Verkehr noch unter dem Vor-Corona-Niveau, die Hälfte davon weniger als drei Prozent.

„Mehr Lkw-Verkehr bedeutet mehr Lärm und mehr Schadstoffe für die Anrainerinnen und Anrainer, mehr Straßenschäden durch die Schwerfahrzeuge und damit häufigere Baustellen. In der Vergangenheit glaubte man mit Straßenausbau das Problem verringern zu können. Das Gegenteil war der Fall, der Lkw-Transit hat noch stärker zugenommen, weil die Lkw schneller vorangekommen sind. Deshalb braucht es endlich wirksame Maßnahmen, die die Lkw-Lawinen verringern“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Ein zentraler Hebel ist die verstärkte Verlagerung auf die Schiene. Dafür ist es wichtig, dass Güter direkt vom Betrieb weg auf die Schiene kommen. In Österreich hat sich die Zahl der aktiven betrieblichen Gleisanschlüsse zwischen 2010 und 2020 um ein Drittel reduziert. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um eine Trendwende einzuleiten. Betriebe, die ihre Güter von der Straße auf die Schiene verlagern, sollen einen Klimabonus erhalten. Immerhin werden die CO2-Emissionen pro 1.000 Tonnenkilometer, die mit der Bahn statt dem Lkw transportiert werden, im Schnitt um 94 Prozent verringert. Zudem ist die bestehende Ungerechtigkeit, dass zwar die Straße zum Betrieb zur Gänze von der Öffentlichen Hand bezahlt wird, beim Gleisanschluss aber nur ein Teil davon, rasch zu beseitigen.

Auch mehr Lkw-Kontrollen sind wichtig, denn die Missachtung von arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen, macht den Lkw-Transport billiger und führt damit wiederum zu mehr Lkw-Verkehr, betont der VCÖ. Zudem ist dies unfair gegenüber jenen Frächtern, die sich an die Regeln halten. Auch ist die Einhaltung des Tempolimits - für Lkw gilt Tempo 80 – verstärkt zu kontrollieren, die Toleranzgrenze ist so wie in der Schweiz zu reduzieren.

Wesentlich sind auch Maßnahmen auf EU-Ebene. Derzeit verursacht der Lkw-Verkehr in der EU jährlich mehr als 190 Milliarden Euro an Kosten, die nicht die verursachenden Lkw bezahlen, sondern auf die Allgemeinheit und die künftigen Generationen abgewälzt werden. „Die fehlende Kostenwahrheit führt dazu, dass Waren kreuz und quer durch Europa transportiert werden und die rechte Spur auf Autobahnen zur rollenden Lagerhalle wird. Leidtragende sind auch regionale Produzenten und Landwirte. Die Politik muss hier zum Schutz der Bevölkerung rasch gegensteuern“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger.

VCÖ: Die Autobahn-Abschnitte mit dem meisten Lkw-Verkehr (Anzahl Kfz über 3,5 Tonnen im Jahr 2021 – in Klammer Änderung zu 2020/2019)

A1 Traun: 5,55 Millionen Lkw (plus 9,1 Prozent / plus 3,3 Prozent)

A2 Biedermannsdorf: 4,8 Millionen Lkw (plus 3,9 Prozent / plus 2,5 Prozent)

A8 Krenglbach: 4,3 Millionen Lkw (plus 11,4 Prozent / plus 6,4 Prozent)

S1 Tunnel Vösendorf: 4,25 Millionen Lkw (plus 7,3 Prozent / plus 9 Prozent)

A23 Donauinsel: 4,2 Millionen Lkw (plus 6,8 Prozent / plus 1,9 Prozent)

A25 Marchtrenk: 4,05 Millionen Lkw (plus 9 Prozent / plus 3,7 Prozent)

A21 ASt Brunn am Gebirge: 3,8 Millionen Lkw (plus 9,1 Prozent / plus 2,5 Prozent)

A12 Wörgl: 3,4 Millionen Lkw (plus 4,9 Prozent / minus 3,3 Prozent)

A4 Mannswörth: 3,3 Millionen Lkw (plus 7,3 Prozent / minus 2,1 Prozent)

A9 HASt Schwarzlsee: 3,0 Millionen Lkw (plus 14,2 Prozent / plus 11,3 Prozent)

A13 Gärberbach: 2,7 Millionen Lkw (plus 4,8 Prozent / minus 5,2 Prozent)

A10 Anif: 2,3 Millionen Lkw (plus 8,7 Prozent / minus 2,7 Prozent)

S2 Hermann Gebauer Straße: 2,0 Millionen Lkw (plus 14,9 Prozent / plus 13,8 Prozent)

A7 ASt Wiener Straße: 2,0 Millionen Lkw (plus 6,7 Prozent / plus 2,6 Prozent)

A22 Kaisermühlen: 1,7 Millionen Lkw (plus 2,4 Prozent / minus 2,5 Prozent)

A14 Wolfurt-Lauterach: 1,7 Millionen Lkw (plus 9,7 Prozent / plus 3,2 Prozent)

A5 Eibesbrunn: 1,5 Millionen Lkw (plus 15,5 Prozent / plus 11,0 Prozent)

S33 Pottenbrunn: 1,2 Millionen Lkw (plus 9,3 Prozent / plus 8,7 Prozent)

S5 Zaina: 1,1 Millionen Lkw (plus 10,8 Prozent / plus 8,7 Prozent)

A6 Potzneusiedl: 1,08 Millionen Lkw (plus 5,6 Prozent / plus 7,6 Prozent)

S10 Götschka: 880.000 Lkw (plus 7,9 Prozent / keine Vergleichsdaten)

S36 Zmöllach: 730.000 Lkw (plus 4,9 Prozent / plus 1,2 Prozent)

S6 Niklasdorf: 725.000 Lkw (plus 4,2 Prozent / minus 15,8 Prozent)

S16 Perjentunnel: 670.000 Lkw (plus 10 Prozent / plus 4,4 Prozent)

A11 St. Ulrich: 665.000 Lkw (plus 10,3 Prozent / minus 1,5 Prozent)

A3 Großhöflein: 600.000 Lkw (plus 6,4 Prozent / minus 2,0 Prozent)

S35 Peggau: 575.000 Lkw (plus 15,4 Prozent / minus 17,1 Prozent)

S3 Göllersdorf: 530.000 Lkw (minus 5,4 Prozent / plus 7,0 Prozent)

S4 Wr. Neustadt Süd: 505.000 Lkw (plus 5,0 Prozent / minus 0,8 Prozent)

S31 Wulkaprodersdorf: 445.000 Lkw (plus 4,2 Prozent / minus 0,5 Prozent)

S37 Zollfeld: 420.000 Lkw (plus 11,7 Prozent / keine Vergleichsdaten)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2022

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