VCÖ: Aus für Lobautunnel aus Umwelt- und Verkehrssicht zu begrüßen – mehr Straßen bringen mehr Verkehr

VCÖ: Klimakrise nur mit weniger Kfz-Verkehr und mehr Öffis erreichbar

VCÖ (Wien, 1. Dezember 2021) – Dass der sündteure Lobautunnel durch den Nationalpark nicht gebaut wird, ist nicht nur aus Umwelt-, sondern auch aus Verkehrssicht eine kluge Entscheidung, stellt der VCÖ zur heute von Verkehrsministerin Leonore Gewessler bekannt gegebenen Entscheidung fest. Denn Straßenausbau führt zu mehr Verkehr und damit a la longue wieder zu mehr Staus. Die Klimaziele kann Österreich nur mit einer verstärkten Verlagerung von Autofahrten auf Öffis erreichen, betont der VCÖ. Statt neuer Straßen ist der Öffentliche Verkehr auszubauen.

„Verkehrsinfrastrukturen sind ein Vermächtnis an die Kinder und Jugend von heute. Was heute gebaut wird, bestimmt auf Jahrzehnte die Mobilität. Mehr Straßen bedeuten mehr Verkehr und verursachen damit die Verkehrsprobleme von morgen. Zudem sind die Klimaziele nur erreichbar, wenn der Auto- und Lkw-Verkehr verstärkt auf klimaverträgliche Verkehrsträger verlagert wird“, begrüßt VCÖ-Experte Michael Schwendinger die Entscheidung für das Ende des Lobautunnels. Dass Alternativen zum Nordabschnitt der S1 geprüft werden, ist angesichts der geänderten Anforderungen im Zusammenhang mit den Gerichtsentscheidungen zur S8 notwendig. Ebenso ist zu begrüßen, dass für die S34 Alternativen erarbeitet werden.

Um die Verkehrsprobleme im Ballungsraum Wien zu verringern, gibt es wirksamere und kostengünstigere Lösungen als den zwei Milliarden teuren Tunnel durch den Nationalpark, betont der VCÖ. Die Verkehrsspitzen und damit Staus werden durch den Arbeitspendelverkehr ausgelöst. Die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung, die ab März 2022 in Wien eingeführt wird, wird Verkehr reduzieren. Ebenso Potenzial zur Entzerrung von Stoßzeiten hat die Zunahme von Homeoffice.  Sehr wirksam ist zudem betriebliches Mobilitätsmanagement. Zahlreiche Unternehmen zeigen bereits heute, dass damit der Anteil der Beschäftigten, die mit Öffentlichem Verkehr, Fahrrad oder Fahrgemeinschaften zur Arbeit kommen, stark erhöht werden kann. Auch Schnellbuslinien vom Umland in die Stadt dort, wo es keine Schienen gibt, reduzieren die Verkehrsbelastung. „All diese Maßnahmen haben den großen Vorteil, dass sie im Unterschied zum Lobautunnel rasch umsetzbar sind und damit schnell wirken“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Zudem fordert der VCÖ den verstärkten Ausbau der öffentlichen Verkehrsverbindungen im Ballungsraum Wien. Der von Neos vorgeschlagene S-Bahnring würde wesentlich dazu beitragen, die Verkehrsprobleme nachhaltig zu reduzieren.

Um die Ziele der Bundesregierung und der Stadt Wien, Klimaneutralität bis zum Jahr 2040  zu erreichen, ist Autoverkehr verstärkt auf Öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Damit Österreich die Klimaziele erreichen kann, ist der Anteil der Autofahrten von 61 auf 42 Prozent zu reduzieren, wie der Mobilitätsmasterplan des BMK zur Erreichung der Klimaziele zeigt. Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs ist von 16 auf 23 Prozent zu erhöhen und der Anteil von Gehen und Radfahren von 23 auf 35 Prozent.

Der VCÖ erinnert daran, dass schon vor 20 Jahren im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung der Stadt Wien festgestellt wurde, dass der 8,2 Kilometer lange Tunnel aus Verkehrs- und Umweltsicht von den möglichen Varianten die schlechteste ist. Dennoch wurde im Jahr 2005 beschlossen, dass diese schlechte Variante gebaut und im Jahr 2014 eröffnet werden soll. Die Baukosten wären mittlerweile auf zwei Milliarden Euro gestiegen. „Der Lobautunnel wäre sündteuer gewesen, hätte Umweltschäden verursacht, aber die Verkehrsprobleme nachhaltig nicht gelöst. Aufhören das Falsche zu tun, ist ein wichtiger Schritt, um Verkehrsprobleme zu verringern und den Verkehr auf Klimakurs zu bringen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

Schon in der Vergangenheit wurden geplante Straßenbauprojekte begraben, macht der VCÖ aufmerksam. So wollte man in Wien noch in den 60er Jahren eine Autobahn bis zum Karlsplatz bauen, in den 70er Jahren eine Brücke über den Neusiedlersee und noch 1980 die „Stelzenautobahn“ am Flötzersteig. Letztere wurde von der Wiener Bevölkerung in einer Volksbefragung abgelehnt, stattdessen stimmten drei Viertel der Bevölkerung für die Bevorrangung und den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. Es war der Beginn einer Öffi-Offensive, von der Wien noch heute profitiert.

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