VCÖ: Außerhalb Wiens können heuer nur mehr drei Bezirke das Ziel „null Verkehrstote“ erreichen
VCÖ: Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet, Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen
VCÖ (Wien, 25. November 2021) – Bereits 320 Menschen kamen seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben. Außerhalb Wiens können nur mehr drei Bezirke und fünf Statutarstädte das Ziel „null Verkehrstote“ erreichen, in Wien 16 der 23 Bezirke, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. In den vergangenen fünf Jahren gab es nur in der Statutarstadt Rust sowie in den Wiener Bezirken Mariahilf und Hietzing keinen tödlichen Verkehrsunfall. Mit Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet und Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen kann die Verkehrssicherheit deutlich erhöht werden, betont der VCÖ.
Die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle ist in Österreich nach wie vor hoch. Allein in dieser Woche wurden - trotz Lockdown - bereits vier Menschen im Straßenverkehr getötet. Insgesamt 320 Menschen kamen heuer seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen ums Leben, informiert der VCÖ. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass es außerhalb Wiens nur in den Bezirken Eisenstadt-Umgebung (Burgenland), Gmünd (Niederösterreich) und Landeck (Tirol) keinen tödlichen Verkehrsunfall gab. Zudem können heuer noch die Statutarstädte Eisenstadt, Rust, Steyr, Wels und Waidhofen/Ybbs das Ziel „null Verkehrstote“ erreichen. Die drei Bezirke mit den meisten Verkehrstoten befinden sich in Oberösterreich: Im Bezirk Gmunden wurden heuer bereits zwölf Menschen bei Verkehrsunfällen getötet, im Bezirk Vöcklabruck elf und im Bezirk Braunau zehn, berichtet der VCÖ.
In den vergangenen fünf Jahren gab es nur in zwei Wiener Bezirken – Mariahilf und Hietzing – sowie in Rust, der kleinsten Statutarstadt Österreichs, keinen tödlichen Verkehrsunfall, wie die VCÖ-Analyse zeigt. In diesem 5-Jahreszeitraum ist der Bezirk Baden mit 57 Verkehrstoten trauriges Schlusslicht.
„Zusätzlich zu den Todesopfern verursachen Verkehrsunfälle jedes Jahr mehrere tausend Schwerverletzte, viele leiden ihr ganzes Leben lang unter den Unfallfolgen. Wir brauchen in Österreich verstärkt unfallvermeidende Maßnahmen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Anzusetzen ist vor allem bei der Geschwindigkeit. Im Vorjahr war zu hohes Tempo die häufigste Unfallursache und für jeden dritten tödlichen Verkehrsunfall verantwortlich.
Der VCÖ sieht vor allem auf den Freilandstraßen und im Ortsgebiet Handlungsbedarf. Tempo 30 statt 50 reduziert den Anhalteweg. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern. Nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h, verdeutlicht der VCÖ. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen extrem hoch. „Im Ortsgebiet sind viele Kinder und ältere Menschen unterwegs. Deren Sicherheit und Gesundheit muss Vorrang haben. Deshalb sollte im Ortsgebiet Tempo 30 die Regelgeschwindigkeit sein und höheres Tempo nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger.
Auf Freilandstraßen gilt in der EU in 25 der 27 Mitgliedstaaten eine niedrigere Regelgeschwindigkeit als in Österreich. Auch die mit Österreich gut vergleichbare Schweiz hat mit Tempo 80 eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit. „Tempo 80 statt 100 reduziert die Zahl der schweren Unfälle und rettet Menschenleben“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.
Entscheidend für die Verkehrssicherheit ist zudem ein dichtes öffentliches Verkehrsnetz mit häufigen Bahn- und Bus-Verbindungen sowie der Bau von sicheren Geh- und Radwegen, insbesondere zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet.
VCÖ: Diese Bezirke und Statutarstädte können heuer das Ziel „null Verkehrstote“ noch erreichen (kein tödlicher Verkehrsunfall zwischen 1. Jänner und 24. November 2021)
Burgenland: Bezirk Eisenstadt-Umgebung, Statutarstädte Eisenstadt und Rust
Niederösterreich: Bezirk Gmünd, Statutarstadt Waidhofen/Ybbs
Oberösterreich: Statutarstädte Wels und Steyr
Tirol: Bezirk Landeck
Wien: 16 Bezirke (Innere Stadt, Leopoldstadt, Landstraße, Wieden, Margareten, Mariahilf, Neubau, Alsergrund, Favoriten, Simmering, Hietzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Hernals, Währing, Döbling, Brigittenau)
Quelle: BMI, VCÖ 2021