VCÖ: Automatisiertes Fahren erhöht Verkehrssicherheit, aber klare Vorgaben nötig

VCÖ: Fußgängerschutz muss absoluten Vorrang haben

VCÖ (Wien, am 20.März 2018) – Nach dem tödlichen Fußgängerunfall durch ein selbstfahrendes Uber-Auto in Arizona stellen viele die Frage, wie verkehrssicher automatisierte Fahrzeuge sind. Der VCÖ weist darauf hin, dass ein Großteil der schweren Verkehrsunfälle letztlich die Folge menschlicher Fehler ist. Durch automatisiertes Fahren können Unfälle beispielsweise durch zu hohes Tempo, Alkohol oder Handy-Telefonieren am Steuer vermieden werden. Aber der VCÖ betont, dass es klare Vorgaben und Rahmenbedingungen für automatisierte Fahrzeuge braucht. So muss der Schutz der Fußgängerinnen und Fußgänger absoluten Vorrang haben.

„In automatisierte Fahrzeuge werden derzeit viele unrealistische Hoffnungen projiziert, auch durch das Marketing von Herstellern. Weder gibt es ein Ende der Verkehrsunfälle, noch reduzieren selbstfahrende Autos Staus und Parkplatzprobleme. Im Gegenteil, unter den heutigen Rahmenbedingungen würden automatisierte Pkw zu deutlich mehr Verkehr führen“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Mit vollautomatisierten Autos gäbe es ohne veränderte Rahmenbedingungen eine hohe Anzahl von Leerfahrten. Der bereits heute sehr niedrige Besetzungsgrad von Pkw würde unter 1 sinken.

Automatisierungen und Assistenzsysteme können aber Unfälle infolge menschlichen Fehlverhaltens reduzieren. So war im Vorjahr in Österreich jeder dritte tödliche Verkehrsunfall die Folge von Ablenkung und Unachtsamkeit, berichtet der VCÖ. Jeder vierte tödliche Unfall wurde durch zu hohes Tempo verursacht. Ein Großteil dieser Unfälle wäre mit selbstfahrenden Autos nicht passiert, auch Alko-Unfälle würden wegfallen. Aber sehr wohl können technische Fehler passieren und auch automatisierte Pkw können offenbar zu schnell fahren. Beim tödlichen Unfall in Arizona fuhr das selbstfahrende Auto 64 km/h, erlaubt waren aber lediglich 56 km/h.

Die Fehlerquelle Mensch wird bei Unfällen weiter eine Rolle spielen, solange Fahrzeuge nicht vollautomatisiert unterwegs sind, etwa wenn Assistenzsysteme in nicht geeigneten Verkehrssituationen eingesetzt werden. „Gerade in den Städten sind zudem viele Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Hier muss der Grundsatz verankert werden: Menschen haben immer Vorrang vor Maschinen. Der Schutz der Fußgängerinnen und Fußgänger hat oberste Priorität“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Wichtig ist daher im Ortsgebiet eine Verkehrsplanung, die sich nach den Fußgängerinnen und Fußgängern orientiert.

Der VCÖ fordert frühzeitig die Umsetzung von Maßnahmen, um unerwünschte Wirkungen und Nachteile der Automatisierung im Kfz-Verkehr zu vermeiden. So sollen automatisierte Fahrzeuge emissionsfrei, Teil eines Sharingsystems und multimodal vernetzt sein. Wichtig ist auch eine massiv verbesserte Raumordnung. Da die Zeit in selbstfahrenden Autos besser nutzbar ist, wird die Bereitschaft längere Distanzen zu fahren zunehmen, was unter heutigen Rahmenbedingungen noch mehr Zersiedelung bedeuten würde.

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