VCÖ-Bahntest: Die Hälfte der Bahnfahrgäste hat Autofahrten auf die Bahn verlagert
VCÖ: Weiteres großes Umsteigepotenzial bei besseren Anschlussverbindungen
VCÖ (Wien, 5. Jänner 2022) – Was bewegt zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Das hat der VCÖ beim aktuellen VCÖ-Bahntest erhoben. Die Hälfte der österreichweit in den Zügen von sieben Bahnunternehmen befragten über 8.800 Fahrgästen fährt heute Strecken mit dem Zug, die früher mit dem Auto gefahren wurden. Die wichtigsten Beweggründe: Kürzere Fahrzeit und verbessertes Angebot der Bahn. Acht von zehn Fahrgästen gaben an, dass sie noch Autofahrten auf die Bahn verlagern könnten, wenn die Gesamtreisezeit inklusive der Anschlüsse verkürzt wird. Der VCÖ fordert ein dichteres Öffi-Netz mit häufigeren Verbindungen und ein verbessertes Angebot für die erste und letzte Meile in den Regionen.
Laut Mobilitätsmasterplan des Klimaschutzministeriums sind die mit dem Pkw gefahrenen Kilometer bis zum Jahr 2040 um ein Viertel zu reduzieren, um die Klimaziele erreichen zu können, der Anteil der mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Kilometer muss um die Hälfte steigen. Was bewegt zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Das hat der VCÖ beim aktuellen VCÖ-Bahntest erhoben.
Die Hälfte der Fahrgäste fährt heute Strecken mit der Bahn, die sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben, ein Viertel davon sogar viele. Bei den über 65-Jährigen ist der Anteil der Umsteigerinnen und Umsteiger mit knapp über 70 Prozent besonders hoch, berichtet der VCÖ. Für drei Viertel waren die Verkürzung der Fahrzeit und ein verbessertes Angebot der Bahn wichtige Gründe mit dem Zug statt dem Auto zu fahren. Für zwei Drittel war die Verbesserung der Öffi-Verbindungen zum Bahnhof relevant, für sechs von zehn waren geringere Kosten beim Bahnfahren mit ein Grund.
Als wichtigstes Motiv für den Umstieg nannten beim VCÖ-Bahntest neun von zehn Fahrgästen die nutzbare Reisezeit, etwa um zu lesen, arbeiten oder mit den Kindern zu spielen. Der Wechsel des Wohnorts bzw. des Arbeitsplatzes war für jeden zweiten Umsteiger ausschlaggebend, das Mobilitätsverhalten zu verändern. „Mit Angeboten und Infopaketen für neue Bewohnerinnen und Bewohner können Gemeinden, Städte und Wohnbauträger sowie Unternehmen bei neuen Beschäftigten, die Zahl der Umsteigerinnen und Umsteiger auf die Öffis erhöhen und damit Verkehrsprobleme verringern“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.
Das Potenzial, weitere Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, ist groß, vor allem dann, wenn die Gesamtreisezeit verbessert wird. Acht von zehn Fahrgästen sind bereit, Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, wenn die Gesamtreisezeit inklusive der Anschlussverbindungen verringert wird. „Durch eine optimale Abstimmung von Bahn und Bus sowie durch gute Angebote für die Fahrt zum Bahnhof bzw. vom Bahnhof zum Endziel können die Bahnunternehmen mehr Fahrgäste gewinnen“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Auch häufigere Verbindungen außerhalb der klassischen Pendelzeiten sind wichtig, insbesondere für Personen mit flexiblen Arbeitszeiten und für Teilzeit-Beschäftigte. Die Hälfte der Fahrgäste würde häufiger die Bahn statt das Auto wählen, wenn das Parken am Zielort nicht gratis wäre. „Wien wird mit der ab März geltenden flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung einen wichtigen Beitrag leisten, damit mehr Pendlerinnen und Pendler vom Auto auf Öffis umsteigen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.
Ein Drittel der Fahrgäste legt aber auch Fahrten jetzt mit dem Auto zurück, die früher mit dem Öffentlichen Verkehr gefahren wurden. Auch hier konnten mehrere Ursachen angegeben werden: Für fast sieben von zehn dieser Gruppe war die bessere Verfügbarkeit eines Autos der Grund, für sechs von zehn spielte eine längere Gesamtreisezeit eine Rolle und sowohl Covid-19 als auch eine verschlechtertes Angebot der Bahn war für rund die Hälfte des Drittels ein Grund, Strecken nunmehr mit dem Auto statt mit der Bahn zu fahren.
VCÖ: Jeder zweite Bahnfahrende ist von Auto auf Bahn umgestiegen
Fahren Sie Strecken, die Sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben, heute mit der Bahn?
Ja, viele: 13 Prozent
Ja, manche: 37 Prozent
Nein: 50 Prozent
Quelle: VCÖ-Bahntest 2021
VCÖ: Was zum Umstieg vom Auto auf die Bahn motivierte (Welchen Gründe hatten sehr großen bzw. großen Einfluss auf Umstieg vom Auto auf die Bahn – Mehrfachantworten möglich)
Nutzbare Zeit (Arbeiten, Lesen, mit Kindern spielen): 91 Prozent
Erhöhtes Klimaschutzbewusstsein: 89 Prozent
Kürzere Fahrzeit der Bahn: 75 Prozent
Verbessertes Angebot der Bahn: 75 Prozent
Bessere Anbindung des Bahnhofs mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln: 66 Prozent
Geringere Kosten mit der Bahn: 62 Prozent
Wechsel von Wohnort oder Arbeit/Ausbildungsort: 56 Prozent
Bessere Erreichbarkeit des Bahnhofs mit dem Fahrrad: 53 Prozent
Habe kein Auto (mehr): 43 Prozent
Quelle: VCÖ-Bahntest 2021
VCÖ: Mit kürzerer Gesamtreisezeit und häufigeren Verbindungen mehr Autofahrten auf Bahn verlagerbar
Würden Sie (weitere) Autofahrten auf die Bahn verlagern, wenn …
… die Gesamtreisezeit auf Wegen mit der Bahn inklusive Anschlussverbindungen kürzer wäre: 79 Prozent
… es häufigere Bahnverbindungen gäbe: 75 Prozent
… es für den Arbeitsweg ein kostenloses Öffi-Ticket gäbe (Jobticket): 70 Prozent
… der Abfahrtsbahnhof besser mit Öffentlichem Verkehr erreichbar wäre: 65 Prozent
… der Spritpreis steigen würde: 58 Prozent
… am Zielort kostenloses Parken nicht mehr möglich wäre: 51 Prozent
… man bei längeren Reisen sein Gepäck bereits vor der Reise aufgeben könnte: 47 Prozent
… der Abfahrts-Bahnhof besser mit dem Fahrrad erreichbar wäre: 41 Prozent
… es am Bahnhof eine Radleih-Station gäbe: 36 Prozent
… es am Bahnhof ein Carsharing-Angebot gäbe: 34 Prozent
Quelle: VCÖ-Bahntest 2021
VCÖ-Bahntest: Ein Drittel der Fahrgäste fährt Strecken mit Auto statt mit Bahn (Fahren Sie Wege, die Sie früher mit Bahn gefahren sind, heute mit Auto?)
Ja, viele: 5 Prozent
Ja, manche: 27 Prozent
Nein: 68 Prozent
Quelle: VCÖ-Bahntest 2021
VCÖ-Bahntest: Bei jedem zweiten war Covid-19 Motiv für Umstieg auf Pkw (Welche Gründe hatten sehr großen bzw. großen Einfluss auf Umstieg von Bahn auf Auto – Mehrfachantworten möglich)
Auto jetzt besser verfügbar: 69 Prozent
Längere Gesamtreisezeit der Bahn als bisher: 59 Prozent
Gründe im Zusammenhang mit Covid-19: 56 Prozent
Schlechtere Bahn-Angebot/Unzuverlässigkeit: 54 Prozent
Wechsel von Wohnort oder Arbeit/Ausbildungsort: 49 Prozent
Erreichbarkeit des Bahnhofs hat sich verschlechtert: 36 Prozent
Schlechterer Komfort/Qualität der Bahn: 34 Prozent
Quelle: VCÖ-Bahntest 2021
Am VCÖ-Bahntest 2021 nahmen 8.810 Fahrgäste in den Zügen von sieben Bahnunternehmen teil (Außerfernbahn – DB Regio, Graz Köflacher Bahn, Mariazellerbahn, ÖBB, Raaberbahn, Salzburger Lokalbahn, WESTbahn). Befragungszeitraum September und Oktober 2021.