VCÖ: Bei kindgerechter Rad-Infrastruktur hat Österreich großen Aufholbedarf
VCÖ: Jedes 6. Kind radelt in Österreich regelmäßig zur Schule, in Vorarlberg jedes 4. Kind

VCÖ (Wien, 9. Mai 2025) – Radfahren zur Schule ist für Kinder eine ideale Möglichkeit, um auf eine regelmäßige Portion Bewegung zu kommen. Doch während in den Niederlanden die Hälfte der Kinder regelmäßig mit dem Fahrrad zur Schule fahren, ist der Anteil in Österreich deutlich niedriger, weist die Mobilitätsorganisation VCÖ auf Daten des Mobilitätsministeriums hin. Demnach radeln österreichweit 17 Prozent der Kinder regelmäßig zur Schule, in Vorarlberg ist der Wert mit 26 Prozent am höchsten. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem, damit mehr Kinder mit dem Fahrrad mobil sein können. Auf die Notwendigkeit von mehr und sicheren Radwegen macht an diesem Wochenende die Kidical Mass in zehn Städten Österreichs aufmerksam.
6- bis 14-jährige Kinder in Österreich legen von all ihren Alltagswegen, inklusive der Mobilität in der Freizeit, rund zehn Prozent mit dem Fahrrad zurück, in Vorarlberg sind es 16 Prozent, in Salzburg elf Prozent und in Oberösterreich sechs Prozent der Alltagswege. Für die anderen Bundesländer liegen keine aktuellen Daten vor, berichtet die Mobilitätsorganisation VCÖ. „An den Kindern liegt es nicht, dass der Radverkehrsanteil relativ niedrig ist. Erhebungen zeigen, dass vielen Kindern Radfahren Spaß macht. Doch derzeit nimmt das Verkehrssystem viel zu wenig Rücksicht auf Kinder und schränkt sie damit in ihrer Mobilität ein. Österreich kann in diesem Bereich noch viel von anderen Staaten lernen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
So fährt in den Niederlanden dank eines dichten Netzes an breiten, baulich getrennten Radwegen die Hälfte der Kinder mit dem Fahrrad zur Schule, in Dänemark sind es 44 Prozent. In Österreich hingegen kommen nur 17 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren regelmäßig mit dem Fahrrad zur Schule, wie der Bericht „Aktive Mobilität 2024“ des Mobilitätsministeriums zeigt. Auch beim Radfahren zur Schule ist Vorarlberg Österreichs Spitzenreiter, hier fahren 26 Prozent der Kinder regelmäßig mit dem Rad zur Schule vor Salzburg und Burgenland mit jeweils 21 Prozent und Tirol mit 19 Prozent. Am niedrigsten ist der Wert in der Steiermark mit zehn Prozent. Bis zwölf Jahren können Kinder in Begleitung einer Person, die mindestens 16 Jahre alt ist, mit dem Rad im öffentlichen Straßenverkehr fahren. Ab zwölf Jahren können sie alleine Radfahren, mit absolvierter Fahrradprüfung bereits früher, nämlich bei Besuch der 4. Volksschulklasse mit neun Jahren oder ab 10 Jahren. Für Kinder besteht Radhelmpflicht.
„Wir brauchen in Österreich verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem, das die aktive Mobilität von Kindern fördert statt einschränkt. Dazu zählt mehr Verkehrsberuhigung in den Gemeinden und Städten, ein dichtes und durchgängiges Netz an Radwegen sowie Schulstraßen vor mehr Schulen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Damit wird Kindern nicht nur mehr selbständige Mobilität ermöglicht, es wird zudem ein wichtiger Beitrag gegen den zunehmenden Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen geleistet.
Laut aktuellster Studie des Sozialministeriums zur Gesundheit von Schulkindern erfüllen in Österreich nur zehn Prozent der Mädchen und rund 20 Prozent der Burschen die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Bewegung von zumindest einer Stunde pro Tag. Zu dieser kann auch aktive Mobilität, das heißt Alltagswege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Roller zurückzulegen, beisteuern. Eine aktuelle Studie des Instituts für Sportwissenschaften an der Universität Innsbruck empfiehlt für Kinder und Jugendliche ein aktives Mobilitätsverhalten, bei dem möglichst oft Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Ein weiterer positiver Aspekt: Eltern werden von Hol- und Bringdiensten entlastet.
Auf die Notwendigkeit einer kindgerechten Rad-Infrastruktur macht dieses Wochenende auch die Kidical Mass in zehn Städten Österreichs aufmerksam, nämlich in Amstetten, Gallneukirchen, Innsbruck, Klagenfurt, Krems, Mödling, Reichenau / Rax, Tulln, Vöcklabruck und in Wien. Die Kidical Mass ist eine gemeinsame Radtour von Eltern und Kindern durch die Stadt. In Wien wird es 20 Grätzl-Touren geben.
Zudem gibt es beim diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreis eine eigene Kategorie „Kindgerechtes Verkehrssystem“. In dieser Kategorie können Gemeinden, Städte, Schulen und Initiativen Projekte einreichen, die eine gesunde, sichere und selbständige Mobilität von Kindern fördern. Einreichschluss ist der 28. Mai. Informationen und Einreichunterlagen gibt es unter www.vcoe.at
VCÖ: Vorarlberg ist Österreichs Spitzenreiter beim Radfahren zur Schule
(Anteil Kinder unter 16 Jahren, die täglich / fast täglich zur Schule oder Ausbildungsstätte mit dem Rad fahren)
Vorarlberg: 26 Prozent
Salzburg: 21 Prozent
Burgenland: 21 Prozent
Tirol: 19 Prozent
Kärnten: 18 Prozent
Niederösterreich: 18 Prozent
Wien: 17 Prozent
Oberösterreich: 13 Prozent
Steiermark: 10 Prozent
Österreich: 17 Prozent
Quelle: BMIMI Bericht „Aktive Mobilität 2024“, VCÖ 2025
