VCÖ: Bereits zwei von drei Neuwagen sind Firmenwagen - Anteil emissionsfreier Firmen-Pkw zu niedrig

VCÖ: Mit Steuerreform bei Firmenwagen CO2-Ausstoß des Autoverkehrs rascher reduzieren

VCÖ (Wien, 5. Oktober 2020) – Bereits zwei Drittel der Neuwagen werden in Österreich auf Firmen oder andere juristische Personen zugelassen, macht der VCÖ aufmerksam. Der hohe Anteil an Firmenautos ist eine große Chance, den Autoverkehr schneller auf Klimakurs zu bringen. Derzeit sind noch über 90 Prozent der neuen Firmenautos herkömmliche Benzin- oder Diesel-Pkw. Durch ein Ende der Steuerbegünstigungen für Firmenwagen mit Verbrennungsmotor und gesetzliche Vorgaben kann der CO2-Ausstoß des Autoverkehrs rascher gesenkt werden, betont der VCÖ.

EU-weit nimmt der Anteil der Firmenwagen zu. Sechs von zehn Neuwagen wurden in der EU im Vorjahr auf Firmen zugelassen, wie eine heute veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts Dataforce zeigt. Die Studie wurde vom internationalen Dachverband des VCÖ, Transport & Environment, beauftragt. 92 Prozent der im Vorjahr neuzugelassenen Firmenautos waren Diesel- und Benzin-Pkw. Firmenautos legen zweieinhalb Mal so viele Kilometer zurück wie Privat-Pkw, der CO2-Ausstoß und die verursachten Klimaschäden sind entsprechend größer. Dennoch werden allein in den acht größten EU-Staaten die Firmenwagen in Summe mit über 32 Milliarden Euro pro Jahr steuerlich begünstigt.

„Je mehr CO2 die Firmenwagen ausstoßen, umso mehr andere Klimaschutz-Maßnahmen braucht es im Verkehrsbereich, um die Klimaziele erreichen zu können“, macht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen aufmerksam. Auch in Österreich sind immer mehr Neuwagen Firmenautos. Der Anteil der auf Firmen und andere juristische Personen neuzugelassenen Pkw ist in Österreich laut Statistik Austria von 51,6 Prozent im Jahr 2010 auf 66,8 Prozent im Vorjahr gestiegen.

„Der hohe Anteil von Firmenautos ist als Chance zu nutzen, die Klimabilanz des Autoverkehrs rascher zu verbessern. Je mehr emissionsfreie Pkw von Unternehmen angeschafft werden, umso rascher sinkt der CO2-Ausstoß des Verkehrs. Und die Firmenwagen von heute sind die Gebrauchtwagen von morgen und beeinflussen damit lange den CO2-Ausstoß von Österreichs Autoflotte“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Derzeit ist die Klimabilanz der Firmenautos schlecht. Im Vorjahr waren nur 3,3 Prozent der Neuwagen emissionsfrei. Der Anteil der herkömmlichen Diesel- und Benzin-Pkw war mit 92,2 Prozent 28 Mal so hoch. Hybrid-Pkw hatten einen Anteil von 4,4 Prozent, berichtet der VCÖ. Die private Nutzung von Firmenwagen wird derzeit auch dann steuerlich begünstigt, wenn der Firmenwagen mit Benzin oder Diesel fährt. Der Sachbezug ist gedeckelt und steigt auch nicht mit privater Mehrnutzung – egal ob 10.000 oder 30.000 Kilometer privat gefahren werden. Dadurch besteht kein Anreiz, privat weniger zu fahren.

Eine Erhebung für Vorarlberg hat gezeigt, dass Berufstätige, die einen Firmenwagen haben auch privat deutlich mehr Auto fahren und seltener öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad nutzen. Während Berufstätige ohne Firmenwagen 38 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, sinkt der Anteil bei Berufstätigen mit Firmenwagen auf 28 Prozent, macht der VCÖ aufmerksam.

Der VCÖ fordert daher eine rasche Reform der Firmenwagenbesteuerung. Der Sachbezug für die private Nutzung von Firmenwagen mit Verbrennungsmotor ist von derzeit 2,0 auf 2,5 Prozent zu erhöhen. Die bestehende Deckelung des Sachbezugs ist aufzuheben und es ist ein Anreiz einzuführen, damit das Firmenauto privat sparsam eingesetzt wird. Bei der Neuanschaffung von Firmenwagen sollte die Absetzbarkeit als Betriebsausgabe an den CO2-Ausstoß der Fahrzeuge gekoppelt sein, um emissionsfreie Pkw zu unterstützen.

Die Niederlande zeigen, dass auch durch eine starke Berücksichtigung des CO2-Ausstoßes bei der Normverbrauchsabgabe der Anteil emissionsfreier Pkw deutlich erhöht werden kann. In den Niederlanden fällt beim Autokauf eine CO2-Steuer an, die mit steigenden Emissionen stark steigt. Bis 71 Gramm CO2 pro Kilometer sind zwei Euro pro Gramm CO2 zu bezahlen, über 157 Gramm kostet ein Gramm CO2 429 Euro. Die Niederlande erreichte im Vorjahr bei den Pkw-Neuzulassungen bereits einen E-Pkw-Anteil von 15 Prozent, fünfmal so hoch wie in Österreich mit nur drei Prozent. In den Niederlanden werden so wie in Österreich zwei Drittel der Neuwagen auf Firmen und andere „juristische Personen“ zugelassen.

Die belgische Regierung wiederum plant gesetzliche Vorgaben, damit ab dem Jahr 2026 nur mehr emissionsfreie Firmenwagen neuzugelassen werden können.

VCÖ: Bereits zwei Drittel der Neuwagen werden auf Firmen oder andere juristische Personen zugelassen (Anteil auf juristische Personen neu zugelassene Pkw in Österreich)

Jahr 2019: 66,8 Prozent

Jahr 2018: 63,8 Prozent

Jahr 2017: 62,8 Prozent

Jahr 2016: 63,7 Prozent

Jahr 2015: 64,7 Prozent

Jahr 2014: 63,2 Prozent

Jahr 2013: 60,2 Prozent

Jahr 2012: 56,7 Prozent

Jahr 2011: 54,0 Prozent

Jahr 2010: 51,6 Prozent

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

VCÖ: Über 90 Prozent der Firmenautos nach wie vor Diesel- oder Benzin-Pkw (Anteil Antriebe an den auf „juristische Personen“ neu zugelassenen Pkw in Österreich)

Benzin: 48,8 Prozent

Diesel: 43,4 Prozent

Elektro: 3,3 Prozent

Hybrid Benzin: 2,7 Prozent

Hybrid Diesel: 1,6 Prozent

Erdgas: 0,1 Prozent

Benzin mit Erdgas: 0,04 Prozent

Brennstoffzelle: 0,01 Prozent

Quelle: Datafact, VCÖ 2020

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