VCÖ: CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs haben sich in Österreich seit dem Jahr 1990 mehr als verdoppelt

VCÖ: Güterverkehr muss stärkeren Beitrag zum Klimaschutz leisten

VCÖ (Wien, 26. August 2020) – Im Vorjahr hat der Lkw-Verkehr in Österreich bereits 8,8 Millionen Tonnen CO2 verursacht und damit mehr als doppelt so viel wie im Jahr 1990, wie die heute veröffentlichte VCÖ-Publikation „Güterverkehr auf Klimakurs bringen“ zeigt. Die Emissionen des Lkw-Verkehrs sind deutlich stärker gestiegen als jene des Verkehrs insgesamt. Pro 1.000 Tonnenkilometer verursachen 40-Tonnen-Lkw rund 20 Mal so viele Treibhausgase wie die Schiene. Der VCÖ fordert verstärkte Klimaschutz-Maßnahmen im Güterverkehr.

Die massive Zunahme des Lkw-Verkehrs spiegelt sich auch in der Klimabilanz wider. Während die klimaschädlichen Emissionen des Personenverkehrs auf der Straße seit dem Jahr 1990 um rund 60 Prozent gestiegen sind, ist die Zunahme beim Straßengüterverkehr mit 112 Prozent fast doppelt so hoch, berichtet der VCÖ. War der Lkw-Verkehr im Jahr 1990 noch für 4,04 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich, waren es im Vorjahr bereits 8,8 Millionen Tonnen.

Dass der Klimaschutz im Lkw-Verkehr in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt wurde, zeigt auch der Vergleich mit dem Gebäudesektor. Noch im Jahr 1990 war der Gebäudesektor für dreimal so hohe Emissionen verantwortlich wie der Lkw-Verkehr. Im Vorjahr hingegen verursachte der Lkw-Verkehr bereits mehr CO2-Emissionen als der gesamte Gebäudesektor, macht der VCÖ aufmerksam.

„Österreich kann seine Klimaziele nur erreichen, wenn auch der Güterverkehr seinen entsprechenden Beitrag zum Klimaschutz leistet“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Bis zum Jahr 2030 muss der Verkehrssektor seine klimaschädlichen Emissionen von insgesamt 24,2 Millionen Tonnen im Vorjahr auf höchstens 15,7 Millionen Tonnen verringern.

„Der Güterverkehr kann seine Emissionen deutlich reduzieren, wenn die vorhandenen Potenziale auch genutzt werden. So wie bei der Personenmobilität führt auch beim Güterverkehr der Weg ans Klimaziel über vermeiden, verlagern und verbessern“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. In den Bereich "Vermeiden" fallen beispielsweise Verbote von Lebendtiertransporten, die länger als acht Stunden dauern, und ein Konsumverhalten, das langlebigen Produkten aus der Region den Vorrang vor weit transportierter  Wegwerfware gibt.

Ein großes Reduktionspotenzial schlummert auch im Bereich des Verlagerns. Werden 1.000 Tonnenkilometer auf der Schiene erbracht, dann werden laut Umweltbundesamt 3,5 Kilogramm klimaschädliche Gase verursacht. Bei einem 40-Tonnen-Sattelzug sind es mit rund 69 Kilogramm 20 Mal so hohe Emissionen, der Durchschnitt der Lkw liegt mit 90 Kilogramm Treibhausgasen pro 1.000 Tonnenkilometer noch deutlich darüber. Wäre die im Vorjahr auf der Schiene erbrachte Transportleistung von 21,7 Milliarden Tonnenkilometer auf der Straße erfolgt, wäre Österreichs Klimabilanz im Verkehr um 1,8 Millionen Tonnen schlechter gewesen, macht der VCÖ aufmerksam.

Um mehr Güter auf die Schiene zu bringen, sind die vorhandenen betrieblichen Gleisanschlüsse stärker zu nutzen. Von den 1.076 registrierten Anschlussbahnen waren im Jahr 2019 lediglich 579 in Betrieb. „Die Schiene hat dann Erfolg, wenn Güter direkt vom Betrieb auf die Bahn kommen. Betriebe, die ihre Transporte von der Straße auf die Schiene verlagern und damit einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten, sollten mit einem Klimaschutz-Bonus belohnt werden“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Im urbanen Bereich können Gütertransporte mit Hilfe von Micro-Hubs verstärkt auf Cargo-Bikes und E-Transporter verlagert werden.

Im Bereich des Verbesserns kann durch verstärkte Logistik, durch Digitalisierung und durch alternative Antriebe der Verbrauch des klimaschädlichen Diesels reduziert werden. „Damit sich diese Investitionen rechnen, muss die Steuerbegünstigung von Diesel endlich abgeschafft werden und die EU statt einer Höchstmaut eine Mindestmaut festlegen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

VCÖ-Publikation „Güterverkehr auf Klimakurs bringen“

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