VCÖ: Der Arbeitsweg ist an Werktagen der häufigste Mobilitätsgrund

VCÖ: Betriebliches Mobilitätsmanagement forcieren – Unternehmen bei Lösung von Verkehrsproblemen stärker ins Boot holen

Foto: Monika P/pixabay

VCÖ (Wien, 12. Dezember 2024) – Der Weg zur Arbeit und wieder nach Hause ist an Werktagen der häufigste Grund mobil zu sein. Zu merken ist das auch an den Staus im Frühverkehr. Durch betriebliches Mobilitätsmanagement können die Staus reduziert werden, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Besonders in den Ballungsräumen ist die Verkehrsbelastung groß. Allein in den zehn Städten Österreichs arbeiten 1,9 Millionen Menschen. Die größten Pendelströme gibt es nach Wien, wo pro Werktag zwischen 5 und 9 Uhr im Schnitt 205.000 Menschen einpendeln, 71 Prozent davon mit dem Auto, informiert der VCÖ.

 

 

„Staus im Morgenverkehr sind kein Naturgesetz, sondern können nachhaltig reduziert werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei Unternehmen, die viel stärker als bisher bei der Lösung von Verkehrsproblemen ins Boot geholt werden müssen“, stellte VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky bei der heutigen VCÖ-Fachkonferenz fest. Derzeit wird in Österreich die Mehrheit der Arbeitswege mit dem Auto gefahren. Und: Die Anzahl der Insassen pro Pkw ist im Pendelverkehr sehr niedrig. Aktuell sind 1.000 Personen im Schnitt mit 880 Pkw unterwegs. Stehend aneinandergereiht ergibt das eine rund fünf Kilometer lange Autokolonne, in Bewegung mit Sicherheitsabstand eine noch deutlich längere. Gelingt es mit Fahrgemeinschaften den Besetzungsgrad auf zwei zu erhöhen, braucht es für 1.000 Personen um 380 Pkw weniger, verdeutlicht der VCÖ.

Entscheidend, ob viele Fahrgemeinschaften gebildet werden, sind Maßnahmen der Unternehmen. So bieten die Sparkasse Oberösterreich ihren Beschäftigten eine eigene Mitfahr-App an, die von 73 Prozent genutzt wird, erklärte der Leiter des Mobilitätsmanagements der Sparkasse OÖ, Gerhard Hochreiter. Eine noch größere Wirkung auf die Stauvermeidung hat der Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr. Eine einzige S-Bahnfahrt in Doppeltraktion ersetzt im Frühverkehr mehr als 400 Pkw. Die Sparkasse Oberösterreich hat binnen drei Jahren den Anteil der mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahrenen Pendelkilometer von und zur Arbeit von 16 auf 28 Prozent fast verdoppelt. Bereits 275 Beschäftigte nutzen das Angebot eine Öffi-Jobtickets.

„Schon die Standortwahl entscheidet das künftige Mobilitätsverhalten der Beschäftigten“, weist VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf einen weiteren zentralen Faktor hin. Das burgenländische Unternehmen Püspök hat seine Standorte in Parndorf und Wien bewusst in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ausgewählt, erklärte Geschäftsführer Lukas Püspök. Die Beschäftigten erhalten zudem das Klimaticket als Jobticket.

In der Stadt Salzburg ist das Fahrrad das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel am Arbeitsweg. Mit 37 Prozent wird in der Mozartstadt häufiger mit dem Fahrrad als mit dem Pkw zur Arbeit gefahren. Einen Beitrag dazu leisten auch die Salzburger Landeskliniken. Christoph Langgartner von den Salzburger Landeskliniken: „Es ist uns ein großes Anliegen, für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimale Voraussetzungen zu schaffen, um ihnen die Anreise mit dem Fahrrad so komfortabel wie möglich zu gestalten.“ Neben Bewusstseinsaktionen gibt es unter anderem ein kostenloses Radservice und allein beim Landeskrankenhaus der Stadt 1.500 Fahrradabstellplätze, mehr als 80 Prozent davon überdacht.

Der VCÖ sieht die künftige Bundesregierung gefordert, die Rahmenbedingungen für betriebliches Mobilitätsmanagement zu verbessern. So ist die Pendelpauschale ökosozial zu reformieren. Das kleine Pendelpauschale soll durch ein Bundesland Klimaticket ersetzt werden. Kleines Pendelpauschale erhalten Beschäftigte, die den öffentlichen Verkehr nutzen können. Kontraproduktiv für das Bemühen, dass mehr Beschäftigte mit Bahn, Bus oder Fahrrad zur Arbeit kommen, ist die steuerliche Begünstigung der privaten Nutzung von Firmenwagen. „Die Reduzierung umweltschädlicher Förderungen macht Geld frei, um das öffentliche Verkehrsangebot für Pendlerinnen und Pendler sowohl in den Ballungsräumen als auch in den Regionen zu verbessern“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. In den Bundesländern sind die Vorgaben für neue Betriebsansiedelungen so zu verbessern, dass Beschäftigte den Standort gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichen können.

Derzeit wird die Mehrheit der Arbeitswege in Österreich mit dem Auto gefahren. So werden in Tirol 49 Prozent der Arbeitswege mit dem Auto zurückgelegt, in Vorarlberg 55 Prozent, im Land Salzburg 60 Prozent und in Oberösterreich 75 Prozent, informiert der VCÖ. In Wien werden mehr als die Hälfte der Arbeitswege von der Wiener Bevölkerung mit Öffis gefahren und ein Viertel bewegungsaktiv mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Rund 128.000 Personen fahren im Schnitt zwischen 5 und 9 Uhr in der Früh an einem Werktag von Wien ins Umland. Hier liegt der Öffi-Anteil nur bei 20 Prozent.

Noch größer sind die Pendelströme nach Wien. Zwischen fünf und neun Uhr pendeln an einem Werktag im Schnitt 205.000 Menschen in die Bundeshauptstadt, 71 Prozent davon mit dem Auto, wie eine Studie der TU-Graz zeigt. „Je nach Korridor ist der Unterschied groß. So fahren aus dem Korridor Marchegg 83 Prozent mit dem Auto nach Wien und aus dem Korridor Stockerau 79 Prozent, aus dem Korridor St. Pölten nur 55 Prozent und aus dem Korridor Klosterneuburg nur 48 Prozent. Das ist der einzige Bereich, wo mehr Personen mit dem Öffentlichen Verkehr einpendeln als mit dem Auto“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

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