VCÖ: Die Hälfte der an Werktagen gefahrenen Autokilometer sind Arbeits- und Dienstwege

VCÖ: Mobilitätsmanagement für Betriebe ab 50 Beschäftigten zum Standard machen

VCÖ (Wien, 10. Juni 2020) – Nach dem Ende des Covid-19-Lockdowns hat der Autoverkehr in Österreich wieder stark zugenommen. Staus sind die Folge. Der VCÖ weist darauf hin, dass an Werktagen Fahrten zur und von der Arbeit sowie dienstliche Fahrten die Hälfte der von Österreichs Bevölkerung zurückgelegten Autokilometer ausmachen. Unternehmen können durch betriebliches Mobilitätsmanagement wesentlich zur Reduktion von Autostaus beitragen. Der VCÖ fordert, dass Mobilitätsmanagement zumindest für Unternehmen ab 50 Beschäftigten zum Standard wird.

Der Arbeitsweg ist unter der Woche der wichtigste Mobilitätsgrund. „An Werktagen ist die Hälfte der Autofahrten ein Arbeits- oder Dienstweg“, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger aufmerksam.  Zwar haben durch die Covid-19-Pandemie Home-Office und Videokonferenzen zugenommen, gleichzeitig gibt es aber eine Verlagerung vom Öffentlichen Verkehr auf den Pkw. Damit gibt es trotz Home-Office, Kurzarbeit und gestiegener Arbeitslosigkeit Staus auf den Straßen. „Für die Verkehrssituation und die Luftqualität in den Ballungsräumen ist es wichtig, dass der Anteil des Öffentlichen Verkehrs wieder rasch steigt“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, kommt staufrei zur Arbeit, hat derzeit sicher einen Sitzplatz und ist durch die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht geschützt.

Schon vor der Covid-19-Krise hat sich gezeigt, dass Unternehmen eine zentrale Rolle spielen, um die Verkehrsprobleme infolge des Arbeitspendlerverkehrs zu reduzieren. Die Liste an Unternehmen, die betriebliches Mobilitätsmanagement erfolgreich umsetzen ist lange, wie etwa der steirische Industriebetrieb Anton Paar, der Frächter Berger-Logistik in Wörgl, Haberkorn-Ulmer in Vorarlberg, das LKH Salzburg, die Firma Skidata in Grödig, in Kärnten die Firma Mahle oder Boehriger Ingelheim in Wien-Hetzendorf.

Der Mobilitätsmanagement-Experte Martin Reis vom Energieinstitut Vorarlberg betont: „Der Arbeitsweg ist ein optimales Trainingslager für ein klimaverträgliches Mobilitätsverhalten. Die Menschen brauchen gute Gründe, um ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Und die Unternehmen brauchen gute Gründe betriebliches Mobilitätsmanagement umzusetzen.“ Der betriebliche Nutzen ist vorhanden, unter anderem durch Einsparungen von Parkplatzflächen sowie durch gesündere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beratung und Coaching bei der Umsetzung von Mobilitätsmanagement sind zentral.

„Green Way“ heißt das betriebliche Mobilitätsmanagement von Infineon Austria in Villach. Basierend auf einer im Jahr 2016 durchgeführten Umfrage und Wohnstandortanalyse werden seither Maßnahmen ergriffen, damit die Beschäftigten vermehrt mit Fahrrad beziehungsweise Elektrofahrrad, mit dem Öffentlichen Verkehr oder in Fahrgemeinschaften zur Arbeit kommen. Die Erfahrung vom Infineon Projektleiter Matthias Felsberger: „Das Mobilitätsverhalten wird meist wechselwirkend anhand der Faktoren Komfort, Zeit und Kosten entschieden. Hier muss angesetzt werden.“ Bei gutem Wetter kommen am Standort Villach bereits rund 800 Beschäftigte mit dem Fahrrad zur Arbeit.

Der VCÖ fordert, dass die Mobilität zur Arbeit Teil der CSR-Vorgaben für große Unternehmen wird. Zudem soll auch Mobilitätsmanagement zumindest für Betriebe ab 50 Beschäftigte vorgeschrieben werden. Vergleichbare Regelungen gibt es für Betriebe und Unternehmen im Bereich des Energiemanagements und der Abfall-Wirtschaft.

Dass Österreich mehr betriebliches Mobilitätsmanagement braucht war auch ein zentrales Ergebnis der VCÖ-Fachleutekonferenz, bei der am Dienstag 70 Expertinnen und Experten online über Maßnahmen für ein klimaverträgliches Mobilitätsverhalten am Arbeitsweg diskutierten.

Weitere Beispiele für erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement https://mobilitaetsprojekte.vcoe.at/

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