VCÖ: Flugverkehr in Österreich verursachte im 1. Halbjahr um fast 60 Prozent weniger Treibhausgase
VCÖ: Europa braucht mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen
VCÖ (Wien, 8. Juli 2020) – Der Flugverkehr in Österreich verursachte im 1. Halbjahr um rund 0,8 Millionen Tonnen weniger Treibhausgase als im 1. Halbjahr 2019, macht der VCÖ aufmerksam. Damit sich die Klimabilanz des Reiseverkehrs im Vergleich zur Vor-Coronazeit langfristig deutlich verbessert, braucht Europa deutlich mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen, betont der VCÖ.
Noch im Jänner und Februar nahm der Flugverkehr zu, die durch das in Österreich getankte Kerosin verursachten Treibhausgas-Emissionen waren um 1,7 Prozent gestiegen, informiert der VCÖ. Infolge der Covid-19-Pandemie ging es ab März mit dem Flugverkehr steil bergab. Im März gab es in Österreich laut Eurocontrol um 47 Prozent weniger Abflüge und Landungen als im März 2019, im April und Mai waren es im Schnitt um 92 Prozent weniger und im Juni um 82 Prozent weniger. In der ersten Juliwoche gab es in Österreich im Schnitt 440 Abflüge und Landungen pro Tag und damit um 60 Prozent weniger als in der 1. Juliwoche des Vorjahres, als es durchschnittlich rund 1.100 pro Tag waren.
Der starke Rückgang des Flugverkehrs reduzierte nicht nur die Lärmbelastung für Anrainerinnen und Anrainer von Flughäfen, sondern auch den Ausstoß von Treibhausgasen. Der VCÖ weist darauf hin, dass der Flugverkehr in Österreich im 1. Halbjahr mit knapp mehr als 0,6 Millionen Tonnen um rund 0,8 Millionen Tonnen Treibhausgase weniger verursachte als im 1. Halbjahr 2019. Für das Gesamtjahr rechnet der VCÖ mit weniger als 1,4 Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen durch den Flugverkehr. Das wäre der niedrigste Wert seit dem Jahr 1995.
„Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise muss unser Reiseverhalten in Zukunft deutlich klimaverträglicher sein als vor der Covid-19-Pandemie“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Ein Teil der Geschäftsflüge kann durch Video- und Telefonkonferenzen ersetzt werden. Darüber hinaus braucht es in Europa aber deutlich mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen. „Die Bahn sollte beim Reisen innerhalb Europas zum Standard werden. Dafür sind häufigere und schnellere Verbindungen nötig, mehr Nachtzüge, die Modernisierung des Schienennetzes sowie die Beseitigung von Engpässen in der Schieneninfrastruktur. Hier braucht es deutlich mehr Tempo, weil viel Zeit haben wir nicht mehr, um die Klimakrise bewältigen zu können“, sieht VCÖ-Expertin Rasmussen sowohl die EU-Kommission als auch die einzelnen EU-Mitgliedstaaten gefordert.
Dass auch Zubringerflüge verstärkt auf die Schiene gebracht werden können, zeigt die AUA bereits auf der Strecke Linz - Wien und demnächst auf der Strecke Salzburg -Wien. AUA-Passagiere reisen hier klimaverträglich mit der Bahn statt mit dem Flugzeug.
Der VCÖ drängt zudem auf ein rasches Ende der Steuerbegünstigungen für den Flugverkehr. Die Flugkonzerne zahlen für den Treibstoff Kerosin keine Mineralölsteuer. Allein dadurch wurde der Flugverkehr in der EU vor Covid-19 mit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr indirekt subventioniert, um weitere 40 Milliarden Euro macht die fehlende Mehrwertsteuer auf Flugtickets das Fliegen in der EU billiger. „Es ist eine Chuzpe, dass in Zeiten der Klimakrise ausgerechnet der Klimasünder Flugverkehr solche Steuerprivilegien genießt. Die Kerosinsteuer ist auf EU-Ebene rasch umzusetzen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.
VCÖ: Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs im 1. Halbjahr deutlich gesunken (Durch in Österreich getankten Flugtreibstoff verursachte Treibhausgas-Emissionen)
1.Halbjahr 2020: 0,6 Millionen Tonnen
1.Halbjahr 2019: 1,4 Millionen Tonnen
Jahr 2019: 2,99 Millionen Tonnen
Jahr 2018: 2,61 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 2,32 Millionen Tonnen
Jahr 2016: 2,40 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 2,21 Millionen Tonnen
Jahr 2014: 2,06 Millionen Tonnen
Jahr 2013: 2,06 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 2,15 Millionen Tonnen
Jahr 2011: 2,21 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 2,08 Millionen Tonnen
Jahr 2009: 1,98 Millionen Tonnen (das letzte Mal unter 2 Millionen Tonnen)
Jahr 2003: 1,5 Millionen Tonnen (bisher niedrigster Wert im 21. Jahrhundert)
Jahr 1995: 1,4 Millionen Tonnen (das letzte Mal unter 1,5 Millionen Tonnen)
Jahr 1990: 0,9 Millionen Tonnen (das letzte Mal unter 1 Million Tonnen)
Quelle: BMNT, BMK, VCÖ 2020