VCÖ: Flugverkehr in Österreich wurde im Vorjahr durch fehlende Kerosinsteuer mit rund 360 Millionen Euro steuerlich begünstigt

VCÖ: Geschäftsflüge verstärkt durch Videokonferenzen und Bahn ersetzen

VCÖ (Wien, 10. März 2023) – Der Kerosinverbrauch ist in Österreich im Jahr 2022 um rund 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 gestiegen und damit auch die Steuerbegünstigung von Kerosin. Der Flugverkehr in Österreich wurde durch die fehlende Kerosinsteuer mit rund 360 Millionen Euro steuerlich begünstigt, informiert der VCÖ. Trotz sich verschärfender Klimakrise bezahlen Flugkonzerne nach wie vor keine Mineralölsteuer für Kerosin. Der VCÖ fordert die rasche Einführung einer Kerosinsteuer auf EU-Ebene. Unternehmen können einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem kürzere Geschäftsflüge auf die Bahn verlagert und längere durch Videokonferenzen ersetzt werden.

Der Flugverkehr in Österreich lag zwar im Vorjahr noch deutlich unter dem Vor-Pandemie Niveau, hat aber im Vergleich zum Jahr 2021 stark genommen. Der Kerosinverbrauch stieg im Vorjahr um über 50 Prozent auf knapp mehr als 600.000 Tonnen. „Die Zunahme des Flugverkehrs bedeutet nicht nur mehr Lärm für die Anrainerinneren und Anrainer der Flughäfen, sondern auch mehr klimaschädliche Emissionen. Dass der klimaschädliche Flugverkehr nachwievor durch die fehlende Kerosinsteuer indirekt gefördert wird, ist angesichts der sich verschärfenden Klimakrise absolut unverständlich“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Die Flugkonzerne zahlen für den Flugtreibstoff Kerosin nach wie vor keine Mineralölsteuer - ein Steuerprivileg, das auf das Chicagoer Abkommen aus dem Jahr 1944 (!) zur Unterstützung des damals jungen Verkehrsmittels Flugzeug zurückgeht. Wird die Mineralölsteuer für Eurosuper als Basis genommen, dann betrug die Steuerbegünstigung für den Flugverkehr im Vorjahr in Österreich rund 360 Millionen Euro, macht der VCÖ aufmerksam. Für heuer ist mit einer weiteren Zunahme auf über 450 Millionen Euro zu rechnen.

Von dieser Steuerbegünstigung profitieren jene, die viel fliegen, am meisten. Das sind in Österreich vergleichsweise wenige: Laut repräsentativer Umfrage von Market fliegen nur zwei Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren mehrmals im Monat oder öfters, weitere 14 Prozent fliegen mehrmals im Jahr. Die Anzahl der Personen, die nie fliegen, ist in Österreich mit 34 Prozent doppelt so hoch wie die Anzahl der viel Fliegenden, verdeutlicht der VCÖ.

Eine vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 von der EU-Kommission beauftragte Studie bezifferte die Subventionierung des Flugverkehrs in der EU durch die fehlende Kerosinbesteuerung mit fast 30 Milliarden Euro pro Jahr. Und weitere rund 40 Milliarden Euro pro Jahr machte damals die Mehrwertsteuer-Befreiung von Flugtickets aus.

„Die Kerosinsteuerbefreiung stammt aus einer Zeit als es noch keine Klimakrise gab. Es ist höchste Zeit, dass im Flugverkehr eine verursachergerechte Besteuerung eingeführt wird. Die Einnahmen sollten für die Verbesserung der grenzüberschreitenden Bahnverbindungen in Europa verwendet werden. Um die Treibhausgas-Emissionen des Reiseverkehrs zu reduzieren, ist es unverzichtbar, der Bevölkerung in Europa auf mehr Strecken als heute eine klimaverträglichere Alternative zum Flugzeug anzubieten“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

Eine Reduktion des Flugverkehrs ist auch nötig, damit der Umstieg auf E-Kerosin gelingen kann. Denn für die Produktion von E-Fuels sind große Mengen an erneuerbarer Energie nötig. Würde der Flugverkehr bis zum Jahr 2050 so zunehmen wie von der Luftfahrtindustrie prognostiziert, bräuchte es für die Herstellung von E-Kerosin mehr erneuerbare Energie als die EU derzeit insgesamt produziert, so das Ergebnis einer Studie des deutschen Öko-Instituts.

Großes Reduktionspotenzial gibt es bei Geschäftsflügen, betont der VCÖ. Längere Geschäftsflüge können verstärkt durch Videokonferenzen ersetzt werden, kürzere auf die Bahn. „International gibt es schon einige Unternehmen, die eine klare Strategie für die Reduktion der Geschäftsflüge haben und entsprechende Maßnahmen umsetzen. Das sollte Bestandteil jedes CSR-Berichts sein, auch in Österreich“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

VCÖ: Im Vorjahr wurde der Flugverkehr in Österreich durch fehlende Kerosinsteuer mit 360 Millionen Euro steuerlich begünstigt

(Steuerbegünstigung von Kerosin in Österreich – Basis Mineralölsteuer von Eurosuper)

Jahr 2022: 360 Millionen Euro

Jahr 2021: 240 Millionen Euro

Jahr 2020: 191 Millionen Euro

Jahr 2019: 566 Millionen Euro

Jahr 2018: 494 Millionen Euro

Jahr 2017: 440 Millionen Euro

Jahr 2016: 455 Millionen Euro

Jahr 2015: 418 Millionen Euro

Jahr 2014: 389 Millionen Euro

Jahr 2013: 390 Millionen Euro

Jahr 2012: 408 Millionen Euro

Jahr 2011: 420 Millionen Euro

Jahr 2010: 368 Millionen Euro

Summe 2010 - 2022: 5,14 Milliarden Euro

Quelle: BMNT, BMK, VCÖ 2023

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VCÖ: Klimaschädliche Emissionen des Flugverkehrs in Österreich im Vorjahr um 40 Prozent gestiegen

VCÖ (Wien, 15. April 2024) – Mit 2,68 Millionen Tonnen verursachte der Flugverkehr in Österreich im Vorjahr um 40 Prozent mehr klimaschädliche Emissionen als im Jahr 2022, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Höher waren die Treibhausgas-Emissionen in der Vergangenheit nur im Jahr 2019. Für heuer ist ein weiterer Anstieg der klimaschädlichen Emissionen zu befürchten. Großes Einsparungspotenzial gibt es bei Geschäftsflügen, wie zahlreiche Unternehmen schon heute zeigen. Zentral sind mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen in der EU, der Abbau bürokratischer und technischer Hürden im europäischen Bahnverkehr sowie die Abschaffung der Steuerbefreiung von Kerosin.

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Foto: Sarah Duit