VCÖ fordert Entsiegelungsoffensive bei Parkplätzen

VCÖ: Groß-Parkplätze mit zu wenig Grün verschärfen die Hitze-Belastung für umliegende Bevölkerung

VCÖ (Wien, 13. August 2024) – Österreich wird diese Woche von einer Hitzewelle beherrscht. Großparkplätze werden an heißen Tagen zu Hitze-Inseln und verschärfen die Hitzebelastung für die Bevölkerung in der Umgebung. Asphalt kann sich an heißen Tagen auf über 60 Grad Celsius aufheizen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass mit mehr Bäumen auf den Parkplätzen sowie versickerungsfähigen Oberflächen die lokale Hitze-Belastung reduziert werden kann. Der VCÖ fordert eine Entsiegelungsoffensive bei Parkplätzen.

 

 

Hitze ist eine Gesundheitsgefahr, insbesondere für ältere Menschen und für Menschen mit Vorerkrankungen. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage in Österreich stark erhöht. In den Landeshauptstädten gab es im Zeitraum 1991 bis 2020 mehr als doppelt so viele Tage mit einer Temperatur von 30 Grad Celsius oder mehr als im Zeitraum 1961 bis 1990, wie Daten von Geosphere Austria belegen. Im Vorjahr lag die Zahl der Hitzetage nochmals deutlich darüber und auch heuer ist die Zahl der Hitzetage hoch.

Österreich ist ein Land vieler Supermärkte, Baumärkte, Einkaufszentren und damit auch vieler Autoparkplätze. „Parkplätze, die oft eine regelrechte Asphaltwüste sind, heizen sich an Hitzetagen extrem auf. Das ist direkt am Parkplatz sehr unangenehm und zusätzlich heizt die heiße Luft auch die Umgebung auf und verschärft die Hitze-Belastung für die Bevölkerung. Umso wichtiger ist es, die Parkplätze als Hitze-Inseln durch Entsiegelung und Beschattung zu entschärfen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Laut einer vom Handelsverband beauftragten Studie haben beispielsweise die 245 Shopping Center in Österreich in Summe rund 184.000 Pkw-Abstellplätze. Parken und Straßen für die Erschließung benötigen mit rund 360 Hektar gleich viel Fläche wie die Verkaufsflächen. Die Hälfte der durch Shopping Center versiegelten Fläche entfällt auf Parkplätze und Zufahrtsstraßen. Die Parkplatzfläche der vier großen Supermarktketten wird mit rund 470 Hektar beziffert. Bei den Fachmarktgebieten beträgt die Fläche für Parken und Erschließung sogar rund 730 Hektar.

Eine langfristig sehr wirksame Maßnahme sind Bäume. In Österreich fehlen derzeit gesetzliche Vorgaben, dass abhängig von der Anzahl der Abstellplätze auch eine Anzahl an Bäumen zu pflanzen ist. Mehr Bäume auf Parkplätzen schaffen eine win-win Situation. Sie verhindern, dass die Parkplätze sich extrem aufheizen und gleichzeitig können die Autos im Schatten parken, betont der VCÖ.

Eine zweite wichtige Maßnahme sind versickerungsfähige Oberflächen, wie beispielsweise Rasengittersteine. „Mit versickerungsfähigen Oberflächen können gleich zwei große Probleme verringert werden. Bei Starkregen kann dann Wasser im Boden versickern, was das Kanalsystem entlastet und Überschwemmungen von Straßen können damit verhindert werden. Bei Hitze wiederum haben die versickerungsfähige Oberflächen im Vergleich zu Asphalt eine kühlende Wirkung“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Der VCÖ fordert für Parkplätze etwa bei Supermärkten, Baumärkten, Einkaufszentren und bei größeren Betriebsparkplätzen gesetzliche Vorgaben sowohl für versickerungsfähige Oberflächen als auch für das Pflanzen von hitzebeständigen Bäumen.

Ein weiterer Faktor, der die lokale Hitze-Belastung verstärkt, ist die Abwärme des Kfz-Verkehrs. Die Abwärme ist bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor deutlich höher als bei Elektro-Fahrzeugen. „Mit sinkender Anzahl an Verbrenner-Fahrzeugen und steigendem Anteil von E-Fahrzeugen, sinkt die vom Verkehr verursachte Abwärme, ebenso durch die verstärkte Verlagerung von Autofahrten auf energieeffizientere Mobilitätsformen, wie Öffentlicher Verkehr sowie Gehen und Radfahren“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Etliche Gemeinden und Städte setzen bereits erfolgreich Entsiegelungsmaßnahmen um. So wurde beispielsweise in Tulln ein ehemaliger Großparkplatz zu einem großen Teil entsiegelt, begrünt und in einen Park umgewandelt. Weitere Beispiele hat der VCÖ auf seiner Website zusammengestellt (https://mobilitaetsprojekte.vcoe.at/) VCÖ-Factsheet: Wie Verkehr die Hitzebelastung in Städten verschärft

VCÖ: Parken und Straßen für Erschließung von Shopping Center benötigen viel Fläche
(Flächenverbrauch der Shopping Center für Parken und Erschließung in Hektar (in Klammer Anzahl Shopping Center und Anzahl Pkw-Abstellplätze)
Niederösterreich: 102 Hektar (49 Center, 55.100 Stellplätze)
Steiermark: 66 Hektar (36 Center, 27.200 Stellplätze)
Oberösterreich: 50 Hektar (35 Center, 23.200 Stellplätze)
Burgenland: 44 Hektar (17 Center, 12.000 Stellplätze)
Wien: 30 Hektar (42 Center, 27.300 Stellplätze)
Tirol: 24 Hektar (22 Center, 14.000 Stellplätze)
Kärnten: 22 Hektar (23 Center, 9.800 Stellplätze)
Salzburg: 12 Hektar (12 Center, 10.500 Stellplätze)
Vorarlberg: 10 Hektar (9 Center, 4.700 Stellplätze)
Quelle: Handelsverband, S +M, VCÖ 2024

VCÖ: Zahl der Hitzetage hat in Österreichs Landeshauptstädten stark zugenommen
(Anzahl Tage mit 30 Grad Celsius oder mehr im Jahr 2023 (in Klammer jährlicher Durchschnitt 1991 bis 2020 / jährlicher Durchschnitt 1961 bis 1990 )
Innsbruck Universität: 35 Hitzetage (23 Hitzetage / 9 Hitzetage)
Eisenstadt: 30 (21 / 11)
Linz Stadt: 30 (16 / 5)
St. Pölten: 29 (18 /12)
Wien Hohe Warte: 28 (21 /10)
Salzburg Flughafen: 25 (13 / 6)
Klagenfurt Flughafen: 21 (19 / 6)
Graz Universität: 20 (17 / 4)
Bregenz: 20 (9 /3)
Quelle:  Geosphere Austria, VCÖ 2024

Zurück zur Übersicht

VCÖ-Fachveranstaltung: Klimawandelanpassung im urbanen Straßenraum

Das Jahr 2024 war in Österreich das wärmste in der Messgeschichte, in Wien Innere Stadt gab es mit 52 so viele Hitzetage wie noch nie. In Österreichs Städten braucht es im Straßenraum verstärkte Begrünung sowie mehr schattenspendende Bäume. Eine zentrale Rolle, um mehr Platz für Klimawandelanpassungen zu schaffen, spielt die Mobilität. Wie Klimawandelanpassung gelingen kann, wurde bei der VCÖ-Fachveranstaltung am 15. Mai 2025 präsentiert und diskutiert.

Mehr dazu
Copyright: ASFINAG_Mike Wolf

VCÖ: Mineralölsteuer-Einnahmen sinken, Sanierungsbedarf für Straßen steigt

VCÖ (Wien, 13. Mai 2025) – Für das Jahr 2024 rechnet das Finanzministerium mit einem Rückgang der Mineralölsteuereinnahmen um über 200 Millionen Euro auf 3,8 Milliarden Euro, macht der VCÖ aufmerksam. Bereits im Jahr 2023 waren die Einnahmen aus der Mineralölsteuer um 430 Millionen Euro niedriger als im Jahr 2019. Während die Einnahmen aus der Mineralölsteuer sinken, steigen aber aufgrund des Alters der Straßen, Brücken und Tunnel die Sanierungskosten für Bund, Länder und Gemeinden stark. Zusätzlich nehmen die Reparaturkosten durch Klimaschäden deutlich zu. Die Steuerbegünstigung von Diesel ist weder ökonomisch noch ökologisch betrachtet gerechtfertigt. Die Beibehaltung der Steuerbegünstigung von Diesel bei gleichzeitig nun höherer Besteuerung von Elektroautos steht auch im Widerspruch zu Österreichs Energie- und Klimazielen, betont der VCÖ.

Mehr dazu
Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft