VCÖ fordert Infrastruktur-Milliarde für den Radverkehr

Österreich droht bei Klimazielen im Verkehr kläglich zu scheitern

VCÖ (Wien, 10. April 2019) – Anstatt zu sinken nehmen die CO2-Emissionen des Verkehrs in Österreich zu. Vier von zehn Autofahrten in Österreich sind in Radfahrdistanz, rund zwei Drittel in der Distanz von Elektro-Fahrrädern, macht der VCÖ aufmerksam. Doch die Infrastruktur für den Radverkehr ist in vielen Teilen Österreichs sehr mangelhaft. Verfehlt Österreich die Klimaziele im Verkehr, drohen Strafzahlungen in der Höhe von mehreren Milliarden Euro. Der VCÖ fordert daher eine Infrastruktur-Milliarde des Bundes für den Radverkehr. Damit sollen unter anderem alle Ballungsräume Österreichs Rad-Highways erhalten sowie in den Regionen das Radwegenetz massiv verbessert werden.

„Österreich droht bei den Klimazielen im Verkehr kläglich zu scheitern, wenn nicht rasch ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt wird. Bei Verfehlen der Klimaziele drohen Österreich Strafzahlungen im Ausmaß von mehreren Milliarden Euro“, macht VCÖ-Experte Markus Gansterer aufmerksam. Deshalb drängt der VCÖ auf die rasche Umsetzung eines Maßnahmenpakets.

Das Potenzial, die Klimabilanz der Mobilität zu verbessern, ist sehr groß. Von den rund elf Millionen täglichen Autofahrten sind etwas mehr als vier Millionen kürzer als fünf Kilometer, macht der VCÖ aufmerksam. Das ist eine für das Fahrrad ideale Distanz. Mit den bereits sehr weit verbreiteten Elektro-Fahrrädern sind auch zwei bis dreimal so lange Distanzen möglich. Rund sieben Millionen der täglichen Autofahrten sind kürzer als 15 Kilometer.

Im Rahmen des nun veröffentlichten Sachstandsberichts Mobilität wurde auch eine repräsentative Umfrage durchgeführt. 59 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gaben an, dass sie mehr Alltagswege mit dem Fahrrad zurücklegen könnten. Auf die Nachfrage, was es dafür benötigt, wurde am häufigsten – nämlich von fast der Hälfte – der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur genannt. Immerhin 70 Prozent der Autofahrer sind auch Radfahrer. So wie das Auto ist auch das Fahrrad ein Individualverkehrsmittel.

„Die Infrastruktur für den Radverkehr wurde in der Vergangenheit in Österreich sträflich vernachlässigt. Der Aufholbedarf im Vergleich zu anderen Staaten ist enorm“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Der VCÖ weist darauf hin, dass das Ziel der Bundesregierung – den Radverkehr bis zum Jahr 2025 auf 13 Prozent verdoppeln – nur erreichbar ist, wenn die Rad-Infrastruktur ausgebaut und dem Radverkehr in den Städten mehr Platz eingeräumt wird.

Der VCÖ fordert, dass vom Bund für die laufende Legislaturperiode eine Infrastruktur-Milliarde für den Radverkehr als Unterstützung für die Gemeinden, Städte und Bundesländer zur Verfügung gestellt wird. Das sind pro Jahr und Einwohner nicht einmal 30 Euro. Zum Vergleich: Die niederländische stadt Groningen investiert 85 Euro pro Jahr und Einwohner in den Radverkehr, Utrecht sogar 132 Euro pro Einwohner und Jahr. "Anstatt für Strafzahlungen soll das Geld durch ein besseres Mobilitätsangebot Österreichs Bevölkerung zugute kommen. Darüber hinaus rechnen sich Investitionen in Radfahr-Infrastruktur mehrfach: Steigen mehr Autofahrer aufs Fahrrad um, gibt es weniger Staus und weniger Luftverschmutzung. Da Bewegung gesund ist, verringern sich die Gesundheitskosten. Und die Haushalte sparen sich Spritkosten", weist VCÖ-Experte Gansterer auf die vielfachen Zusatznutzen hin.

Mit der Infrastruktur-Milliarde soll erreicht werden, dass alle Ballungsräume so genannte Rad-Highways erhalten. Das sind direkte, möglichst kreuzungsfreie und ausreichend breite Radverbindungen vom Umland in die Städte. In den Regionen braucht es zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet gute und sichere Radverbindungen. Ein großes Klimaschutz-Potenzial schlummert auch in der Kombination Fahrrad – Bahn. Um dieses Potenzial zu nutzen, ist wichtig, dass es gute Radverbindungen zu den Bahnhöfen und bei den Bahnhöfen ausreichend Fahrrad-Parkplätze gibt. „Wir kommen den Klimazielen im Verkehr ein großes Stück näher, wenn alle, die häufiger Radfahren wollen, nicht durch eine fehlende oder mangelhafte Infrastruktur daran gehindert werden“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest.

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