VCÖ: Frauen sind energiesparender mobil als Männer

VCÖ: Anforderungen von Frauen werden in der Verkehrsplanung zu wenig berücksichtigt

Foto: Zebrastreifen, welcher von mehreren Fußgängerinnen und Fußgängern überquert wird

VCÖ (Wien, 7. März 2022) - Wäre die Gruppe der Männer so mobil wie die Gruppe der Frauen, dann wäre Österreich seinem Klimaziel bereits deutlich näher gekommen, macht der VCÖ anlässlich des morgigen internationalen Frauentags aufmerksam. Frauen fahren deutlich weniger mit dem Auto und gehen mehr zu Fuß und legen in Summe mehr Alltagswege zurück als Männer. Frauen übernehmen noch immer deutlich mehr Versorgungswege als Männer und 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten in Österreich sind Frauen. Daraus ergeben sich für die Mobilität Anforderungen, die jedoch in der Verkehrsplanung oft zu wenig oder gar nicht berücksichtigt werden, kritisiert der VCÖ.

Das Mobilitätsverhalten von Frauen ist umweltverträglicher, energiesparender und verkehrssicherer als jenes der Gesamtgruppe der Männer, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. "Die Erdölabhängigkeit des Verkehrs wäre deutlich geringer, wenn alle so mobil wären wie derzeit die Gruppe der Frauen", betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Alle Mobilitätserhebungen kommen zum gleichen Ergebnis: Frauen gehen mehr zu Fuß und fahren weniger mit dem Auto. Österreichweit gehen Frauen rund 40 Prozent mehr Kilometer zu Fuß als Männer, Männer wiederum legen fast doppelt so viele Kilometer mit dem Auto zurück wie Frauen. In Wien beispielsweise legten Frauen im Zeitraum 2015 bis 2019 im Schnitt 31 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück und nur 24 Prozent mit dem Pkw, bei Männern ist das Verhältnis genau umgekehrt. In Niederösterreich gehen Frauen 19 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß, Männer mit zwölf Prozent um ein Drittel weniger. Frauen nutzen für 46 Prozent ihrer Alltagswege ein Auto, der Anteil bei Männern ist mit 58 Prozent um ein Viertel höher.

"Von fehlenden Gehwegen, zu schmalen Gehsteigen oder zu langen Rotphasen bei Fußgängerampeln sind mehr Frauen als Männer betroffen. Nach Jahrzehnten einer autodominierten Verkehrsplanung ist der Aufholbedarf in vielen Städten und Gemeinden sehr groß. Auf vielen Straßen wird selbst den parkenden Autos mehr Platz gegeben als allen, die zu Fuß mobil sind", weist die Mobilität-Expertin Mosshammer auf bestehende Mängel hin.

Auch die Wegzwecke unterscheiden sich nach wie vor zwischen den Geschlechtern. Frauen leisten deutlich mehr Versorgungswege, wie etwa Einkaufen oder Betreuungswege von Kindern oder älteren Angehörigen.  Und während nur elf Prozent der berufstätigen Männer Teilzeit arbeiten, sind es bei den Frauen mit 47 Prozent mehr als viermal so viele. Von den 1,2 Millionen Teilzeitbeschäftigten in Österreich sind 80 Prozent Frauen. "Der hohe Teilzeitarbeit-Anteil hat auch Auswirkungen auf die Mobilität und bringt andere Anforderungen an das Mobilitätsangebot mit sich. Teilzeit-Beschäftigte brauchen auch außerhalb der klassischen Pendelzeiten ein gutes Angebot an Bahn- und Busverbindungen", betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Die heutige Verkehrsplanung richtet sich nur nach einem Teil der Mobilitätsbedürfnisse. Viele Frauen haben andere Anforderungen. So zeigen Untersuchungen, dass die Wegeketten von Frauen im Schnitt komplexer und vielfältiger sind als von Männern. "Diese Lebensrealitäten spiegeln sich in der Verkehrsplanung oft nicht wider. Wir planen für das, was wir kennen. Umso wichtiger ist es, verschiedene Blickwinkel in die Planung einzubringen. Vielfalt in den Planungsteams, mehr Diversität, verbessert die Qualität eines Mobilitätssystem für alle Bevölkerungsgruppen", erklärt VCÖ-Expertin Mosshammer.

Ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsverbindungen, den Linienverkehr ergänzende Mikro-ÖV Angebote wie Anrufsammeltaxis und Gemeindebusse sowie eine gute Infrastruktur für den Radverkehr ermöglichen es der Bevölkerung auch in Zeiten steigender Spritpreise kostengünstig mobil zu sein.

Das umweltverträglichere Mobilitätsverhalten der Frauen ist übrigens auch sicherer, nicht nur für die Frauen selber, sondern für alle. Im Jahr 2020 waren in Österreich zwei Drittel der Hauptverursachenden von Verkehrsunfällen mit Personenschaden Männer, informiert der VCÖ. Und drei Viertel der Verkehrstoten waren Männer.

Zurück zur Übersicht

Wo E-Fuels Sinn machen – und wo nicht

Es ist Zeit für Technologieklarheit. E-Fuels sind für Pkw zu ineffizient und teuer. Sie braucht es dort, wo es keine effizienteren Technologien gibt.

Mehr dazu

Durchbruch bei elektrisch betriebenen Lkw

Mit E von A nach B: Die Suche nach einem energieeffizienteren Gütertransport auch auf der Straße nimmt in Österreich an Fahrt auf. Denn um die Klimaneutralität 2050 zu erreichen, macht die EU auch im Schwerverkehr Druck.

Mehr dazu