VCÖ / Hagelversicherung: Vier Fünftel der Bevölkerung Österreichs laut MARKET-Umfrage gegen Zersiedelung und Zubetonieren weiterer Grünflächen

MARKET-Umfrage: Zwei Drittel wollen Verschmälerung überdimensionierter Straßen

VCÖ (Wien, 3. Dezember 2021) – Der Verkehr verbraucht in Österreich bereits eine Fläche von rund 2.080 Quadratkilometer, das entspricht der fünffachen Fläche von Wien, machen VCÖ und Hagelversicherung anlässlich des Weltbodentags am 5. Dezember aufmerksam. Eine repräsentative Umfrage des Instituts MARKET zeigt nun, dass Österreichs Bevölkerung mit großer Mehrheit für Maßnahmen gegen den Flächenfraß ist. Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher ab 16 Jahren sprechen sich für eine Verschmälerung überdimensionierter Straßen aus. Sogar 84 Prozent sind dafür, das Zubetonieren weiterer Grünflächen durch eine Versiegelungsabgabe zu verteuern und durch eine gemeindeübergreifende Raumplanung weitere Zersiedelung zu verhindern.

„Als heutige Erwachsenen-Generationen haben wir die Verantwortung, sorgsamer mit unserer wertvollen Ressource Boden umzugehen. In der Vergangenheit wurden durch Zersiedelung und Straßenausbau große Flächen zubetoniert und produktive Böden zerstört. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, beim Flächenfraß die Notbremse zu ziehen“, stellen der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung Kurt Weinberger und VCÖ-Experte Michael Schwendinger gemeinsam fest.

Der Flächenverbrauch des Verkehrs hat in Österreich seit dem Jahr 1990 um 460 Quadratkilometer auf bereits 2.080 Quadratkilometer zugenommen. 96 Prozent der Flächen nimmt der Kfz-Verkehr für Straßen und Parkplätze in Anspruch, weist der VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts hin. Die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher spricht sich für Maßnahmen gegen den massiven Bodenverbrauch durch den Kfz-Verkehr aus, wie eine repräsentative Umfrage von MARKET im Auftrag des VCÖ zeigt.

64 Prozent der Bevölkerung stimmt der Forderung zu, überdimensionierte Straßen zu verschmälern, um Platz für mehr Grün sowie für Infrastruktur zum Gehen und Radfahren zu schaffen. Dass der Rückbau von Straßen gut funktioniert, zeigen bereits einige Beispiele in Österreich. In Kärnten wurde eine überdimensionierte Landesstraße, die B83 bei Arnoldstein, von 9 auf 7,5 Meter verschmälert. Auch in Niederösterreich auf der B11 zwischen Gaaden und Heiligenkreuz und in Obsteig in Tirol auf der B189 wurde der Querschnitt der Landesstraßen reduziert. „Auf allen drei Straßen wurde ein Sicherheitsstreifen abgefräst und begrünt, der verbleibende Asphaltstreifen ist nun jeweils ein Radweg“, sieht VCÖ-Experte Schwendinger darin eine sehr ressourcensparende Methode, die Infrastruktur für Gehen und Radfahren zu verbessern.

Sogar 84 Prozent der Bevölkerung befürworten, dass das Zubetonieren von Grünflächen durch eine Versieglungsabgabe verteuert und die Schaffung von Grünflächen gefördert wird. Ebenfalls 84 Prozent sprechen sich dafür aus, dass eine weitere Zersiedelung durch gemeindeübergreifende Raumplanung verhindert werden soll. „Wir brauchen keine Lösungen von gestern wie einen weiteren Straßenbau, denn der löst nicht die Probleme von morgen, ganz im Gegenteil! Wir sind in Österreich mit einer Straßenlänge von 15 Meter pro Kopf bereits führend in Europa. Wenn wir nicht die Ursachen des Verkehrs lösen, werden Staus trotz Straßenbau und der damit verbundenen Naturzerstörung fortschreiten. Und in ein paar Jahren brauchen wir dann eine neue Umfahrung von der Umfahrung. Und das mit Garantie. Wir brauchen also weitere Anreizsysteme, um den Autoverkehr zu reduzieren. Das Klimaticket ist so ein Beispiel, wo Großartiges seitens einer klugen Umweltpolitik gelungen ist oder die auf den Weg gebrachte Ökosoziale Steuerreform. Wir brauchen aber weitere Maßnahmen wie beispielsweise ein Überdenken der Pendlerpauschale oder eine Belohnung von Fahrgemeinschaften“, weist Weinberger auf ein rasches Umdenken zu umweltgerechterer Mobilität hin. Alte Denkmuster von gestern sind keine Lösungen für die Probleme von morgen.

„Die heutige Siedlungsentwicklung und der Infrastrukturausbau sind ein Vermächtnis an unsere Kinder und Enkelkinder. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sind wir es den kommenden Generationen schuldig, die Infrastruktur- und Wohnbaupolitik in Einklang mit den Klimazielen zu bringen“, fordert VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Information zur Umfrage: Durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut MARKET, Kombination von telefonischer CATI-Erhebung mit Online Interviews, repräsentativ für Österreichs Bevölkerung ab 16 Jahre, Sample 1.220 Personen, maximale statistische Schwankungsbreite +/- 2,86 Prozent

VCÖ: Zwei Drittel wollen Verschmälerung überdimensionierter Straßen

Überdimensionierte Straßen sollen schmäler gemacht werden, um mehr Platz für Grünstreifen, Geh- und Radwege zu haben

Stimme sehr zu: 34 Prozent

Stimme ziemlich zu: 30 Prozent

Stimme wenig zu: 21 Prozent

Stimmer gar nicht zu: 11 Prozent

Keine Angabe: 4 Prozent

Quelle: MARKET, VCÖ 2021

VCÖ: Vier Fünftel der Österreicherinnen und Österreicher wollen weniger Bodenverbrauch

Weitere Zersiedelung soll durch gemeindeübergreifende Raumplanung verhindert werden.

Stimme sehr zu: 51 Prozent

Stimme ziemlich zu: 33 Prozent

Stimme wenig zu: 9 Prozent

Stimmer gar nicht zu: 3 Prozent

Keine Angabe: 5 Prozent

Quelle: MARKET, VCÖ 2021

 

Das Zubetonieren weiterer Grünflächen soll finanziell durch eine Abgabe verteuert, die Schaffung von Grünflächen dafür gefördert werden.

Stimme sehr zu: 56 Prozent

Stimme ziemlich zu: 28 Prozent

Stimme wenig zu: 9 Prozent

Stimmer gar nicht zu: 4 Prozent

Keine Angabe: 2 Prozent

Quelle: MARKET, VCÖ 2021

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