VCÖ: Hardware-Nachrüstung von Schmutz-Diesel in Österreich rasch beschließen
Nachrüstung reduziert schädliche Stickoxid-Emissionen laut Gutachten um 90 Prozent
VCÖ (Wien, 22. Jänner 2018) – Das am Wochenende bekannt gewordene Gutachten der TU München über die Möglichkeiten der Nachrüstung von Schmutz-Diesel-Pkw ist auch für Österreich relevant, betont der VCÖ. Das von der deutschen Bundesregierung beauftragte Gutachten zeigt, dass eine Nachrüstung technisch leicht möglich und auch sehr wirksam ist. Die Stickoxid-Emissionen können mit einem Katalysator laut Gutachten um rund 90 Prozent reduziert werden. Der VCÖ fordert diese Nachrüstung auch für Österreich. Die Kosten für die Nachrüstung sind von den Herstellern zu übernehmen.
Als unwirksam und technisch nur mit großem Aufwand umsetzbar haben Autohersteller die Katalysator-Nachrüstung von Schmutz-Dieselfahrzeugen in der Vergangenheit bezeichnet. Ein Gutachten der TU-München, das im Auftrag der deutschen Bundesregierung erstellt wurde, widerspricht nun den Einwänden: Eine Nachrüstung von Diesel-Pkw mit einem Katalysator zur Verringerung der Stickoxid-Emissionen ist technisch leicht umsetzbar und wirksam. Die Stickoxid-Emissionen beim Fahren auf der Straße können mit dem sogenannten SCR-Katalysator um rund 90 Prozent gesenkt werden.
Der VCÖ hat bereits vor dem von Ex-Verkehrsminister Jörg Leichtfried einberufenen Dieselgipfel im vergangenen August die Nachrüstung von Schmutz-Diesel Pkw mit einer funktionierenden Abgasreinigung gefordert. „Das deutsche Regierungsgutachten bestätigt unsere Forderung. Das Gutachten kommt zum Schluss, dass die Nachrüstung beim Großteil der Fahrzeuge möglich und vor allem wirksam ist“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Die Kosten für die Nachrüstung von rund 1.300 Euro sind von den Herstellern zu übernehmen, betont der VCÖ.
Im Zuge des Dieselskandals wurde sichtbar, dass viele Diesel-Pkw beim Fahren auf der Straße deutlich mehr schädliche Stickoxide ausstoßen als die Grenzwerte für die Abgastests vorschreiben. VW gestand, die Motoren manipuliert zu haben. Auch bei anderen Herstellern waren die realen Stickoxidwerte auf der Straße massiv erhöht. Bei einem Motor wurde festgestellt, dass die Abgasreinigung nur zwischen 15 und 32 Grad Celsius funktioniert. Das bedeutet, dass jetzt in der kalten Jahreszeit große Mengen an Schadstoffen in die Luft gelangen. Am Wochenende hat das deutsche Kraftfahrbundesamt einen Zwangsrückruf von zahlreichen Modellen von Audi verordnet - wegen der Verwendung von "unzulässigen Abschaltvorrichtungen". Betroffen sind fast 130.000 Fahrzeuge. Die in Österreich zugelassenen Modelle sollen rasch vom Hersteller zurückgenommen werden, betont der VCÖ.
Der VCÖ erinnert an Messungen des deutschen Umweltbundesamts, die gezeigt haben, dass die EURO6-Diesel-Pkw statt höchstens 80 Milligramm Stickoxide wie der Grenzwert für den Labortest vorschreibt beim Fahren auf der Straße im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen, also sechsmal so viel. Noch schmutziger sind die EURO5-Diesel-Pkw mit einem durchschnittlichen realen Ausstoß von 906 mg NOx pro Kilometer. Die EURO5 verschmutzen damit die Luft stärker als die älteren EURO4, die durchschnittlich 674 mg Stickoxide ausstoßen.
„Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung ist die Nachrüstung der Schmutz-Diesel-Pkw mit einem wirksamen Katalysator rasch zu beschließen. Stickoxide sind zwar unsichtbar, aber verursachen massive gesundheitliche Schäden. Vor allem für Kinder, Schwangere, ältere Menschen sowie Personen mit Asthma oder COPD ist eine erhöhte Stickstoffdioxid-Belastung extrem schädlich“, macht VCÖ-Expertin Rasmussen auf die Gesundheitsfolgen von hohen Stickoxid-Emissionen aufmerksam. Besonders hoch ist die Stickoxid-Belastung für Anrainerinnen und Anrainer an stark befahrenen Straßen sowie für Autofahrende. Auf stark befahrenen Straßen sind Auto-Insassen regelrecht in einer giftigen Abgaswolke unterwegs. Zu hoch war die Stickoxidbelastung in den vergangenen Jahren vor allem in Tirol sowie in Wien (Hietzinger Kai), Graz, Salzburg und Linz.