VCÖ: Im Coronajahr 2020 deutlich mehr Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen als im Jahr 2015
VCÖ: Klimabonus für Betriebe, die Gütertransport auf Schiene verlagern
VCÖ (Wien, 19. Februar 2021) – Trotz Coronakrise waren im Vorjahr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen deutlich mehr Lkw unterwegs als noch im Jahr 2015, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Bei 40 Prozent der analysierten Zählstellen nahm der Lkw-Verkehr sogar um über zehn Prozent zu. Der Abschnitt mit der höchsten Lkw-Belastung war im Vorjahr die A1 Westautobahn bei Traun, wo mehr als fünf Millionen Schwerfahrzeuge gezählt wurden. Der VCÖ fordert einen Klimabonus für Betriebe, die den Gütertransport von der Straße auf die Schiene verlagern.
5,08 Millionen Lkw wurden im Vorjahr auf der A1 Westautobahn bei Traun gezählt, so viele wie bei keinem anderen Autobahnabschnitt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. Die S1 hatte mit fast vier Millionen Lkw beim Tunnel Vösendorf unter den Schnellstraßen die stärkste Belastung. Weitere Lkw-Hotspots: Auf der A8 Innkreis Autobahn waren bei Krenglbach 3,9 Millionen Lkw unterwegs, auf der A25 Welser Autobahn bei Marchtrenk 3,7 Millionen und auf der A21 Wiener Außenring Autobahn bei Brunn am Gebirge 3,5 Millionen.
„Die Wirtschaftsleistung ist im Coronajahr deutlich stärker zurückgegangen als der Lkw-Verkehr“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger zusammen. Während das Bruttoinlandsprodukt in Österreich im Vorjahr laut EU-Kommission um 7,4 Prozent schrumpfte, nahm der Lkw-Verkehr auf den Autobahnen und Schnellstraßen lediglich um insgesamt 4,6 Prozent ab. Auf einigen Abschnitten waren sogar mehr Lkw unterwegs als im Jahr 2019, wie die VCÖ-Analyse zeigt, nämlich bei 38 von insgesamt 275 analysierten Zählstellen.
210 dieser 275 Zählstellen gab es auch bereits im Jahr 2015. Die VCÖ-Analyse zeigt, dass bei 163 der 210 ausgewerteten Zählstellen im Coronajahr 2020 mehr Lkw unterwegs waren als im Jahr 2015. Bei 86, also bei mehr als der Hälfte davon, betrug die Zunahme mehr als zehn Prozent, bei 38 sogar mehr als 20 Prozent. „Mit Lkw-Kolonnen wird Österreich seine Klimaziele nicht erreichen. Der Güterverkehr muss endlich auch den nötigen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.
Zentral ist dabei die verstärkte Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Pro 1.000 Tonnenkilometer verursachen 40-Tonnen-Lkw rund 20 Mal so viele Treibhausgase wie die Bahnen in Österreich. „Eine der wirksamsten Maßnahmen sind betriebliche Gleisanschlüsse, also wenn vom Betrieb weg die Waren auf die Schiene kommen. Es braucht Anreize, damit einerseits vorhandene Gleisanschlüsse verstärkt genutzt und andererseits neue errichtet werden, wo bahnaffine Güter erzeugt werden“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Der VCÖ schlägt daher einen Klimabonus für Unternehmen vor, die Güter auf die Bahn verlagern.
Kontraproduktiv ist die steuerliche Begünstigung von Diesel, wodurch der Lkw-Transport indirekt gefördert wird. Zum Vergleich: In Deutschland kostet ein Liter Diesel um zwölf Cent mehr als in Österreich, in Italien um 25 Cent und in der Schweiz um umgerechnet 27 Cent mehr. Die Steuerbegünstigung von Diesel ist rasch abzuschaffen, die ökosoziale Steuerreform ist endlich umzusetzen. Damit werden auch die Rahmenbedingungen verbessert, damit sukzessive mehr emissionsfreie Lkw in den kommenden Jahren auf die Straße kommen.
Gefordert ist zudem die Europäische Union. Auch die EU kann ihre Klimaziele nur mit verstärkten Maßnahmen im Güterverkehr erreichen. „Das Prinzip des freien Warenverkehrs ist um das Wort „klimaverträglich“ zu ergänzen. Statt der bestehen Höchstmaut ist endlich eine EU-weite Mindestmaut für Lkw einzuführen. Und die bürokratischen und technischen Hürden im Schienenverkehr sind rausch zu beseitigen“, nennt VCÖ-Experte Schwendinger einige zentrale Maßnahmen.
VCÖ: Die Autobahn-Abschnitte mit dem meisten Lkw-Verkehr (Anzahl Kfz über 3,5 Tonnen im Jahr 2020 - Abschnitt mit meisten Lkw-Verkehr auf der jeweiligen Autobahn bzw. Schnellstraße )
A1 Traun: 5,080 Millionen
S1 Tunnel Vösendorf: 3,947 Millionen
A8 Krenglbach: 3,915 Millionen
A25 Marchtrenk: 3,700 Millionen
A21 Brunn am Gebirge: 3,545 Millionen
A12 Wörgl: 3,269 Millionen
A13 Gärberbach: 2,632 Millionen
A10 Anif: 2,107 Millionen
S2 Hermann Gebauer Straße: 1,755 Millionen
A22 Kaisermühlen: 1,690 Millionen
A5 Eibesbrunn: 1,326 Millionen
S33 St. Pölten: 1,149 Millionen
A6 Potzneusiedl: 1,016 Millionen
S36 Zmöllach: 0,695 Millionen
A3 Ebreichsdorf: 0,591 Millionen
S16 Grins: 0,576 Millionen
S3 Göllersdorf: 0,559 Millionen
S35 Peggau: 0,497 Millionen
S4 Wr. Neustadt Süd: 0,481 Millionen
S31 Wulkaprodersdorf: 0,426 Millionen
Quelle: Asfinag, VCÖ 2021
VCÖ: Auf vielen Autobahnabschnitten im Coronajahr 2020 deutlich mehr Lkw-Verkehr als im Jahr 2015 (Änderung Lkw-Verkehr im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2015)
210 Zählstellen wurden analysiert, davon:
10 Zählstellen: Zunahme Lkw-Verkehr über 30 Prozent
28 Zählstellen: Zunahme Lkw-Verkehr 20 bis 29,9 Prozent
48 Zählstellen: Zunahme Lkw-Verkehr 10 bis 19,9 Prozent
29 Zählstellen: Zunahme Lkw-Verkehr 5 bis 9,9 Prozent
48 Zählstellen: Zunahme Lkw-Verkehr bis 4,9 Prozent
18 Zählstellen: Rückgang um 0,1 bis 1 Prozent
17 Zählstellen: Rückgang um 1 bis 5 Prozent
10 Zählstellen: Rückgang um 5 bis 10 Prozent
2 Zählstellen: Rückgang um 20 bis 30 Prozent
Quelle: Asfinag, VCÖ 2021