VCÖ: Im November um 20 Prozent mehr Radverkehr in Wien als im November des Vorjahres
VCÖ: Vorhandene Engpässe rasch beseitigen, Rad-Infrastruktur verstärkt ausbauen
VCÖ (Wien, 15. Dezember 2020) – Der Radfahrboom in Wien hält auch in der kalten Jahreszeit an: Heuer gab es den radfahrstärksten November seit Beginn der Messungen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Insgesamt waren bei den 13 Radverkehrszählstellen um 20,5 Prozent mehr Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs als im November des Vorjahres. Die Rad-Infrastruktur ist verstärkt auszubauen, vorhandene Engpässe sind rasch zu beseitigen, betont der VCÖ.
Die Wienerinnen und Wiener treten auch in der kalten Jahreszeit fleißig in die Pedale. „Obwohl durch den zweiten Lockdown die Mobilität insgesamt zurückgegangen ist, nahm der Radverkehr im November um 20 Prozent zu“, fasst VCÖ-Sprecher Christian Gratzer eine aktuelle VCÖ-Analyse zusammen. Einzig bei der Zählstelle Operngasse, die bei der TU Wien liegt, war ist auch im November die Zahl der Radfahrenden zurückgegangen. An dieser Zählstelle macht sich das universitäre Distance Learning und der fehlende Präsenzunterricht stark bemerkbar.
Bei neun der 13 Zählstellen wurden heuer neue Rekordwerte für den November erreicht. Besonders stark gestiegen ist der Radverkehr am Donaukanal, wo doppelt so viele Radfahrende unterwegs waren wie im November des Vorjahres, bei der Zählstelle Wienzeile war mit rund 90 Prozent die Zunahme am zweithöchsten, berichtet der VCÖ. Pro Werktag waren hier im November durchschnittlich 1.212 Radfahrerinnen und Radfahrern unterwegs mehr als im Jahr 2013 im Juni und mehr als im Jahr 2011 im Juli.
Überdurchschnittlich war im November auch die Steigerung bei den Zählstellen Liesingbach, Lasallestraße, Neubaugürtel, Praterstern und Langobardenstraße.
Immer mehr Wienerinnen und Wiener nutzen das Fahrrad als Verkehrsmittel für das gesamte Jahr. „Die Alltagsmobilität ist gerade jetzt eine gute Möglichkeit, auf eine tägliche Portion gesunde Bewegung zu kommen“, weist VCÖ-Sprecher Gratzer auf den Gesundheitsnutzen bewegungsaktiver Mobilität hin. Radfahren stärkt das Immunsystem, beugt Krankheiten vor und Bewegung wirkt sich auch positiv auf die Stimmung aus, Stresshormone werden abgebaut.
Wichtig ist, dass der Bevölkerung auch mehr Platz zum Radfahren eingeräumt wird. Dass die neue Wiener Stadtregierung zusätzlich 20 Millionen Euro pro Jahr in den Ausbau der Rad-Infrastruktur investieren wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bestehende Engstellen und Lücken im Radwege-Netz sind flott zu beseitigen, betont der VCÖ. Als Mindeststandards sind die sogenannten RVS-Richtlinien (Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen) zu befolgen.
Diese empfehlen für Einrichtungsradwege eine Mindestbreite von einem Meter und bewerten als gute Qualität eine Breite von eineinhalb bis zwei Metern. Für Zweirichtungsradwege beträgt die Mindestbreite zwei Meter, empfohlen werden mindestens drei Meter. „Noch immer gibt es viele Straßen, wo parkenden Autos mehr Platz gegeben wird als den Bürgerinnen und Bürgern, die mit dem Rad fahren. Wien hat punkto Rad-Infrastruktur noch einiges aufzuholen. Ein guter Indikator für die Qualität der Rad-Infrastruktur ist die Anzahl von Familien, die mit Kindern mit dem Fahrrad unterwegs sind", stellt VCÖ-Sprecher Gratzer fest.
VCÖ: Im November nahm der Radverkehr in Wien erneut zu (Anzahl Radfahrerinnen und Radfahrer im November 2020, in Klammer Änderung zu November 2019)
Alle Zählstellen: 548.942 (plus 20,5 Prozent)
Opernring (innen und außen): 97.721 (plus /minus 0,0 Prozent)
Operngasse: 73.154 (minus 10,3 Prozent)
Praterstern: 72.256 (plus 27,6 Prozent)
Argentinierstraße: 56.353 (plus 7,8 Prozent)
Lasallestraße: 51.822 (plus 49,3 Prozent)
Neubaugürtel: 46.424 (plus 44,7 Prozent)
Donaukanal: 38.272 (plus 108 Prozent)
Wienzeile: 34.999 (plus 89,9 Prozent)
Pfeilgasse: 34.390 (plus 16,3 Prozent)
Margaritensteg: 17.065 (plus 18,4 Prozent)
Langobardenstraße: 15.314 (plus 24,9 Prozent)
Liesingbach: 11.212 (plus 51,3 Prozent)
Quelle: NAST, VCÖ 2020