VCÖ: Im Straßenverkehr verunglücken mehr als viermal so viele junge Männer tödlich wie junge Frauen

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien, 7. März 2025) - In der Verkehrssicherheit sind die Geschlechterunterschiede groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zum Weltfrauentag am 8. März zeigt. Insgesamt verursachen Männer doppelt so viele Verkehrsunfälle mit Personenschaden wie Frauen und sogar dreieinhalb Mal so viele tödliche Verkehrsunfälle. Bei den Unfallopfern ist der Unterschied bei den 15- bis 24-Jährigen am größten: In den vergangenen vier Jahren kamen viereinhalb Mal so viele junge Männer wie junge Frauen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Weiteres Ergebnis der VCÖ-Analyse: 43 Prozent der weiblichen Verkehrstoten waren Seniorinnen, der Anteil tödlicher Unfälle im Ortsgebiet ist bei Frauen höher als bei Männern. Durch eine seniorengerechte Verkehrsplanung und mehr Verkehrsberuhigung im Ort kann ihre Verkehrssicherheit deutlich erhöht werden, betont der VCÖ.

Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2030 auf weniger als 207 zu verringern. Im Vorjahr war Österreich davon mit 349 Todesopfern weit entfernt. „Wären Männer so sicher mobil wie Frauen, dann hätte Österreich sein Verkehrssicherheitsziel bereits erreicht. Sowohl das Mobilitätsverhalten als auch das Fahrverhalten von Frauen ist im Durchschnitt sicherer als jenes von Männern“, fasst VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen.

Im Zeitraum 2021 bis Ende November 2024 kamen 398 Frauen und 1.105 Männer bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben. Am größten war der Unterschied zwischen Männern und Frauen in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Während im Untersuchungszeitraum 41 junge Frauen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, verloren mit 185 viereinhalb Mal so viele junge Männer ihr Leben im Straßenverkehr. Bei den 25- bis 44-Jährigen verunglückten vier Mal so viele Männer wie Frauen tödlich, bei den 45- bis 64-Jährigen dreimal so viele. Geringer ist der Unterschied bei den Seniorinnen und Senioren. In der Generation 65 plus kamen rund eineinhalb Mal so viele Männer wie Frauen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Rund 85 Prozent der in Unfällen beteiligten Alko-Lenker waren Männer. „Sowohl Alkohol am Steuer als auch Schnellfahren sind Delikte, die von Männern häufiger begangen werden als von Frauen, was sich in der Unfallstatistik niederschlägt“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Das gefährdet auch andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Im Zeitraum 2021 bis 2023 verursachten Männer fast 67.800 Verkehrsunfälle mit Personenschaden und damit rund doppelt so viele wie Frauen, die für rund 31.750 Verkehrsunfälle mit Personenschaden verantwortlich waren. Noch größer ist der Unterschied bei den tödlichen Verkehrsunfällen: Männer verursachten im Untersuchungszeitraum dreieinhalb Mal so viele tödliche Verkehrsunfälle wie Frauen. Diese Unterschiede sollten auch in der Fahrausbildung stärker als bisher Beachtung finden.

Bei den Verkehrsunfällen von Frauen fällt auf, dass der Anteil tödlich verunglückter Seniorinnen sehr hoch ist: 43 Prozent der Frauen, die in den vergangenen vier Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind, waren älter als 64 Jahre. Auch ist der Anteil der tödlichen Unfälle im Ortsgebiet mit 37 Prozent deutlich höher als bei Männern mit 24 Prozent, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Und während neun Prozent der männlichen Verkehrstoten Fußgänger waren, ist der Anteil der Fußgängerinnen an den weiblichen Verkehrstoten mit 23 Prozent mehr als doppelt so hoch. „Für die Verkehrssicherheit von Frauen ist verstärkte Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet sowie eine fußgängerfreundliche und seniorengerechte Verkehrsplanung besonders wichtig“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.

Weiteres Ergebnis der VCÖ-Analyse: Als Pkw-Insassen verunglückten in den vergangenen vier Jahren doppelt so viele Männer wie Frauen, mit dem Fahrrad rund dreimal so viele Männer und mit dem Moped fast viermal so viele Männer.

Unterschiede gibt es beim Mobilitätsverhalten, wie Mobilitätserhebungen zeigen. Frauen und Männer legen zwar etwa gleich viele Wege zurück, aber Frauen sind in Summe häufiger zu Fuß unterwegs als Männer, lenken etwas seltener ein Auto und fahren deutlich seltener mit dem Motorrad. Der Öffentliche Verkehr wird von Frauen und Männern etwa gleich viel genutzt.

Frauen schultern deutlich mehr der „Mobility of Care“, also der Mobilität im Zusammenhang mit Betreuung und dem Begleiten etwa von Kindern oder zu pflegenden Angehörigen. „In der Verkehrsplanung müssen die speziellen Anforderungen, die „Mobility of Care“ mit sich bringt, stärker berücksichtigt werden“, fordert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. So ist für Begleitwege mit Kindern eine sichere Geh- und Radinfrastruktur besonders wichtig. Von tagsüber mangelnden öffentlichen Verkehrsverbindungen, wie das in Regionen oft der Fall ist, sind Frauen besonders betroffen. Viermal so viele Frauen wie Männer arbeiten Teilzeit. Öffentliche Verkehrsverbindungen sind in den Regionen oft auf die klassischen Pendelzeiten von Vollzeitjobs abgestimmt, tagsüber gibt es weniger Angebote. Der VCÖ fordert daher mehr Bahn- und Busverbindungen auch tagsüber und zu Tagesrandzeiten. Zudem ist der Anteil von Frauen in der Verkehrsplanung zu erhöhen.

VCÖ: Im Straßenverkehr verunglücken fast fünfmal so viele junge Männer wie junge Frauen
(Alter der Verkehrstoten nach Geschlecht, 2021 bis 30.11.2024)

Unter 14-Jahre: 19 Buben, 9 Mädchen (Faktor 2,1 : 1)

15 bis 24 Jahre: 185 Männer, 41 Frauen (Faktor 4,5 : 1)

25 bis 44 Jahre: 272 Männer, 66 Frauen (Faktor 4,1 : 1)

45 bis 64 Jahre: 331 Männer, 107 Frauen (Faktor 3,1 : 1)

65 bis 74 Jahre: 127 Männer, 62 Frauen (Faktor 2 : 1)

Älter als 75 Jahre: 170 Männer, 112 Frauen (Faktor 1,5 : 1)
Quelle: Statistik Austria, BMI, VCÖ 2025

VCÖ: Je nach Verkehrsmittel sind die Geschlechterunterschiede bei tödlichen Unfällen verschieden
(mit welchem Verkehrsmittel tödlich verunglückt, 2021 bis 30.11.2024)

Pkw: 451 Männer, 220 Frauen (Faktor 2,1 : 1)

Motorrad: 281 Männer, 16 Frauen (Faktor 17,6 : 1)

Moped: 30 Männer, 8 Frauen (Faktor 3,8 : 1)

Fahrrad und E-Bike: 128 Männer, 46 Frauen (Faktor 2,8 : 1)

Zu Fuß: 99 Männer, 91 Frauen (Faktor 1,1 : 1)

E-Scooter: 10 Männer, keine Frau

Quelle: Statistik Austria, BMI, VCÖ 2025

VCÖ: Männer verursachten dreieinhalbmal so viele tödliche Verkehrsunfälle wie Frauen
(Hauptunfallverursacher bei tödlichen Verkehrsunfällen in Österreich)

Jahr 2023: 305 tödliche Verkehrsunfälle von Männern verursacht, 79 von Frauen (Faktor 3,9 : 1)

Jahr 2022: 284 tödliche Verkehrsunfälle von Männern verursacht, 72 von Frauen (Faktor 3,9 : 1)

Jahr 2021: 253 tödliche Verkehrsunfälle von Männern verursacht, 93 von Frauen (Faktor 2,7 : 1)

Zeitraum 2021 bis 2023: 842 Männer, 244 Frauen (Faktor 3,5 : 1)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Zahl der tödlichen Radunfälle ging im Vorjahr um ein Viertel auf 32 zurück

VCÖ (Wien, 18. März 2025) – Die Zahl der tödlichen Radfahrunfälle im Straßenverkehr ist im Vorjahr um zehn auf 32 gesunken, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Mehr als die Hälfte der Todesopfer waren Seniorinnen und Senioren. Eine Detailanalyse des VCÖ der Radfahrunfälle im Zeitraum 2021 bis 2023 zeigt, dass nur zwei der 136 tödlichen Radfahrunfällen auf baulich getrennten Radwegen passierten. Der VCÖ fordert einen verstärkten Radwege-Ausbau. Gemeinsam mit der Bevölkerung möchte der VCÖ nun Problemstellen für den Radverkehr aufzeigen. In einer Online-Karte können gefährliche Abschnitte eingetragen werden. Der VCÖ sammelt die Einträge und leitet diese an die zuständige Stadt oder Gemeinde beziehungsweise das zuständige Bundesland weiter.

Mehr dazu
Foto: Pink_Badger Adobe_Stock_55479505_M

VCÖ: Für viele startet die Radfahrsaison – VCÖ-Tipps für den Fahrrad-Check

VCÖ (Wien, 21. Februar 2025) – Auch wenn zunehmend mehr das ganze Jahr über Radfahren, für viele beginnt nun die Radfahrsaison. Eine VCÖ-Analyse der Radzählstellen in Wien zeigt, dass in den vergangenen drei Jahren im März im Schnitt 47 Prozent mehr Radfahrerinnen und Radfahrer pro Tag unterwegs waren als im Februar. Die Mobilitätsorganisation VCÖ betont, dass nach einer Winterpause das Fahrrad vor der ersten Ausfahrt unbedingt einem Servicecheck zu unterziehen ist. Der VCÖ gibt Tipps, worauf bei der Wartung des Fahrrads zu achten ist.

Mehr dazu
Foto: Lächelnde Person auf Fahrrad. Im Hintergrund ist ein Markt zu sehen.