VCÖ: Im Vorjahr mehr als 25.000 beim Handy-Telefonieren am Steuer erwischt - stark erhöhte Unfallgefahr durch Handy am Steuer

VCÖ: Durch Handy am Steuer so schlechte Reaktion wie mit 0,8 Promille

VCÖ (Wien, 31. Mai 2022) – Das stark erhöhte Unfallrisiko durch Handy-Telefonieren am Steuer wird nach wie vor von vielen unterschätzt. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass im Vorjahr in Wien 25.000 Lenkerinnen und Lenker beim verbotenen Handy-Telefonieren am Steuer von der Exekutive erwischt wurden, rund fünfmal so viele wie Alko-Lenker. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille, verdeutlicht der VCÖ. Der VCÖ fordert die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem und verstärkte Kontrollen.

Österreichweit wurden im Vorjahr 128.489 Handy-Lenker erwischt. Die meisten Vergehen wurden in Niederösterreich geahndet, nämlich 27.098, an zweiter Stelle folgt bereits Wien mit 25.237, informiert der VCÖ. Während österreichweit die Zahl der geahndeten Handy-Vergehen im Vorjahr um rund 7.000 gestiegen ist, gab es in Wien einen Rückgang um rund 2.000.

Nach wie vor ist die Zahl der Handy-Lenker hoch, umso mehr als die tatsächliche Anzahl der Vergehen um ein Vielfaches höhe ist, wie Erhebungen in der Vergangenheit gezeigt haben. Wie viele Handy-Lenker erwischt werden hängt auch von der Kontrolldichte ab.

„Zu viele meinen es wäre ein Kavaliersdelikat und sind sich der fatalen Folgen nicht bewusst, die das Handy-Telefonieren während des Autolenkens haben kann“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. „Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Handy-Telefonierende Autofahrer reagieren etwa um eine halbe Sekunde später.“

Diese fatalen Folgen, die Ablenkung durch Handy am Steuer haben kann, verdeutlicht das nachfolgende Beispiel des VCÖ. Läuft ein Kind zwölf Meter vor einem Pkw, der 30 km/h fährt, auf die Straße, kann ein aufmerksamer Lenker sein Auto vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Autofahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h nieder, was zu schweren Verletzungen führen kann. "Deshalb beim Autolenken das Prinzip "Don't phone and drive" genauso beherzigen wie das Prinzip "Don't drink and drive"", erinnert VCÖ-Experte Schwendinger.

Die derzeitige Strafhöhe von 50 Euro steht in keinem Verhältnis zum Gefährdungspotenzial des Delikts. Der VCÖ spricht sich zudem dafür aus, dass Handy am Steuer ins Vormerksystem aufgenommen wird, so wie das in vielen EU-Staaten bereits der Fall ist. Damit kann gezielt Bewusstseinsarbeit bei jenen gemacht werden, die sich ans Handy-Verbot nicht halten.

Im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz startet im Juni ein Pilotprojekt zur Überwachung von Ablenkungsverstößen durch Handynutzung. Ein in den Niederlanden von der Polizei gemeinsam mit der Universität Utrecht entwickeltes Kamerasystem erkennt, wenn mit dem Handy am Steuer telefoniert wird. In den Niederlanden ist das System ebenfalls testweise im Einsatz. Wenn sich das System bewährt, sollte dieses auch in Österreich eingesetzt werden, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, stellt der VCÖ fest.

VCÖ: Im Vorjahr mehr als 25.000 Handy-am-Steuer-Vergehen in Wien geahndet (Anzahl geahndete Vergehen in Wien wegen Handy am Steuer)

Jahr 2021: 25.237 geahndete Vergehen wegen Handy am Steuer

Jahr 2020: 27.244

Jahr 2019: 26.613

Jahr 2018: 24.732

Jahr 2017: 25.328

Jahr 2016: 23.049

Jahr 2015: 24.281

Jahr 2014: 26.753

Jahr 2013: 30.790

Jahr 2012: 34.529

Jahr 2011: 36.208

Jahr 2010: 26.844

Quelle: BMI, VCÖ 2022

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