VCÖ: Im Vorjahr war jeder 2. tödlich verunglückte Fußgänger 65 Jahre oder älter
VCÖ: Fußgängerfreundliche Verkehrsplanung und Verkehrsberuhigung im Ort
VCÖ (Wien, 12. Jänner 2018) – 73 Fußgängerinnen und Fußgänger kamen in Österreich im Vorjahr durch Verkehrsunfälle ums Leben. 36 Todesopfer waren 65 Jahre oder älter, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Jeder zweite tödliche Seniorenunfall wurde laut Polizei durch ein Fehlverhalten eines Pkw-Lenkers verursacht. Sechs Seniorinnen und Senioren wurden am Schutzweg niedergefahren und tödlich verletzt. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für eine seniorengerechte und fußgängerfreundliche Verkehrsplanung im Ortsgebiet.
Fast jeder 5. Verkehrstote des Vorjahres war ein Fußgänger. Der Anteil älterer Menschen bei den tödlichen Fußgängerunfällen ist hoch, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Innenministeriums zeigt. 36 der 73 bei Verkehrsunfällen getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger waren 65 Jahre oder älter.
Laut Polizei wurden 60 Prozent der tödlichen Fußgängerunfälle vom Unfallgegner verursacht. Zwei tödliche Unfälle wurden von Lkw verursacht, einer von einem Motorradfahrer. 17 tödliche Fußgängerunfälle von Seniorinnen und Senioren wurden laut Polizei von Pkw verschuldet. Die Ursachen: Unachtsamkeit, Vorrangverletzung und zu hohes Tempo. Der VCÖ weist darauf hin, dass sechs Seniorinnen und Senioren am Schutzweg niedergefahren wurden.
Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für mehr Sicherheit für ältere Menschen im Straßenverkehr. „Die Verkehrsplanung kann menschliches Fehlverhalten nicht verhindern. Aber die Verkehrsplanung kann dazu beitragen, dass ein Fehler eines Autofahrers oder ein Fehltritt eines Fußgängers nicht mit schweren Verletzungen oder gar tödlich endet“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Ein fehlertolerantes Verkehrssystem schützt auch Kinder vor schweren Unfällen.
Insgesamt ist in der Straßengestaltung und in der Verkehrspolitik mehr Rücksicht auf ältere Menschen zunehmen. Der demografische Wandel hat auch für den Straßenverkehr Auswirkungen. Im Ortsgebiet tragen Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 zu einem seniorengerechten Verkehrssystem bei. Mit der Geschwindigkeit nimmt der Anhalteweg und die Schwere von Unfällen zu, betont der VCÖ. Bei Tempo 30 beträgt der Anhalteweg bei durchschnittlicher Reaktionszeit auf trockener Fahrbahn rund zwölf Meter, bei Tempo 50 ist der Anhalteweg doppelt so lange und nach zwölf Meter hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 48 km/h. Wird ein Fußgänger mit dieser Geschwindigkeit angefahren, ist das Risiko für tödliche Verletzungen sehr hoch, insbesondere bei älteren Menschen.
Die Zahl der älteren Menschen wird in den kommenden Jahren stark zunehmen und damit beispielsweise auch die Zahl von Personen mit Rollator. Auch deshalb ist es wichtig, dass Gehwege ausreichend breit sind. Da Umwege für viele ältere Menschen beschwerlich sind, braucht es auch ausreichend Möglichkeiten, die Fahrbahn sicher überqueren zu können. Und bei Fußgängerampeln sind Rotphasen zu verkürzen und Grünphasen zu verlängern.
„Mobilitätserhebungen zeigen, dass das Gehen für viele ältere Menschen die häufigste Mobilitätsform ist. Für die Selbstständigkeit älterer Menschen und für die Möglichkeit am sozialen Leben aktiv teilzunehmen ist es auch wichtig, dass sie im Ortsgebiet gut und sicher zu Fuß unterwegs sein können“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer.
VCÖ: Jeder 2. Tödlich verunglückte Fußgänger war 65 Jahre oder älter
(bei Verkehrsunfällen getötete Fußgänger in Österreich im Jahr 2017)
85 Jahre und älter: 10 Todesopfer
75 bis 84 Jahre: 16 Todesopfer
65 bis 74 Jahre: 10 Todesopfer
55 bis 64 Jahre: 7 Todesopfer
45 bis 54 Jahre: 9 Todesopfer
35 bis 44 Jahre: 3 Todesopfer
25 bis 34 Jahre: 7 Todesopfer
15 bis 24 Jahre: 8 Todesopfer
0 bis 14 Jahre: 3 Todesopfer
Quelle: BMI, VCÖ 2018
VCÖ: Jeder zweite tödliche Seniorenunfall durch Pkw verursacht
(Ursachen der tödlichen Fußgängerunfälle von Senioren im Jahr 2017)
Verursacher Pkw (Unachtsamkeit, Vorrangverletzung, zu hohes Tempo): 18 Todesopfer
Verursacher Lkw (Unachtsamkeit): 2 Todesopfer
Verursacher Motorrad (Unachtsamkeit): 1 Todesopfer
Fehlverhalten Fußgänger: 15 Todesopfer
Quelle: BMI, VCÖ 2018