VCÖ: Im Vorjahr wurden 49 Fußgängerinnen und Fußgänger bei Verkehrsunfällen getötet – fast die Hälfte der Opfer 70 Jahre oder älter
VCÖ: Verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem nötig
VCÖ (Wien, 27. Jänner 2023) – Die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle ist in Österreich im Vorjahr stark gestiegen. 49 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden bei Verkehrsunfällen getötet, um zwölf mehr als im Jahr 2021 und auch mehr als im Jahr 2018, macht der VCÖ aufmerksam. Die größte Opfergruppe waren Seniorinnen und Senioren. Um die Sicherheit älterer Fußgängerinnen und Fußgänger zu erhöhen, braucht es im Ortsgebiet mehr Verkehrsberuhigung, übersichtliche Übergänge und mehr Tempo 30 statt 50.
Nach dem niedrigsten Wert an tödlichen Fußgängerunfällen seit Bestehen der Unfallstatistik, nahm die Zahl der Fußgängerinnen und Fußgänger, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, im Vorjahr stark zu: Von 37 im Jahr 2021 auf 49 im Jahr 2022, informiert der VCÖ. Damit kamen auch mehr Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben als im Jahr 2018.
Sehr hoch war der Anteil von Seniorinnen und Senioren an den tödlichen Fußgängerunfällen: 23 Todesopfer waren 70 Jahre oder älter, 14 davon 80 Jahre oder älter, wie die VCÖ-Analyse zeigt. In den vergangenen vier Jahren waren 105 der 206 bei Verkehrsunfällen getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger 70 Jahre oder älter.
„Das Verkehrssystem nimmt auf ältere Menschen zu wenig Rücksicht. Zusätzlich muss unser Verkehrssystem auch fehlertoleranter werden. Ein Fehler darf nicht schwerste oder gar tödliche Verletzungen zur Folge haben“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.
Mobilitätserhebungen zeigen, dass der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege bei älteren Menschen deutlich höher ist als im Durchschnitt. Gemeinden und Städte sind gefordert, insbesondere in den Wohngebieten durch verstärkte Verkehrsberuhigung sowie niedrigeres Tempo des Kfz-Verkehrs die Sicherheit für ältere Menschen zu erhöhen.
Ältere Menschen benötigen zudem mehr Zeit, um eine Straße zu überqueren. „Viele Fußgängerampeln nehmen darauf keine Rücksicht. Die Grünphase ist häufig für ältere Menschen viel zu kurz“, weist VCÖ-Expertin Mosshammer auf ein weiteres Problem hin. Dabei schreibt seit vergangenem Jahr die Straßenverkehrsordnung explizit vor, bei Ampelschaltungen die „Bedürfnisse von Fußgängern, nach kurzer Wartezeit und ohne Eile queren zu können“ (§ 36, Absatz 3) zu beachten. Diese Regelung ist nun rasch umzusetzen. Der VCÖ empfiehlt Bürgerinnen und Bürgern, Fußgängerampeln mit zu kurzer Grünphase der jeweils zuständigen Stadt, Gemeinde bzw. in Wien dem zuständigen Bezirk zu melden.
Sicherheitsmängel gibt es aber auch außerhalb der Ortsgebiete, etwa wenn es keine Gehwege zwischen Siedlungen und dem nächsten Ortsgebiet gibt oder Bus-Haltestellen nicht über einen baulich getrennten Gehweg erreichbar sind. „Um auch in den Regionen die Versäumnisse der Vergangenheit rasch zu sanieren, ist eine Infrastrukturoffensive für sichere Gehwege nötig“, stellt VCÖ-Expertin Mosshammer fest.
VCÖ: Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle im Vorjahr stark gestiegen
(Bei Verkehrsunfällen in Österreich getötete Fußgängerinnen und Fußgänger)

Jahr 2022: 49 Todesopfer
Jahr 2021: 37
Jahr 2020: 51
Jahr 2019: 69
Jahr 2018: 47
Jahr 2017: 73
Jahr 2016: 73
Jahr 2015: 84
Jahr 2014: 71
Jahr 2013: 82
Jahr 2012: 81
Jahr 2011: 87
Jahr 2010: 98
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2023