VCÖ: In der Freizeit werden ein Vielfaches mehr an Schulkindern bei Verkehrsunfällen verletzt als am Schulweg

VCÖ: In Gemeinden und Städten kindgerechte Verkehrsplanung umsetzen

VCÖ (Wien, 29. August 2022) – Am Montag beginnt in Ostösterreich wieder die Schule. Die Verkehrssicherheit am Schulweg ist deutlich höher als auf Freizeitwegen. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass in den vergangenen drei Jahren sechsmal so viele 6- bis 14-Jährige Kinder in der Freizeit im Straßenverkehr verletzt wurden wie am Schulweg. Der Schulweg ist für Kinder eine Chance, Kompetenz im Verhalten im Straßenverkehr zu lernen. Elterntaxis nehmen dem Kind diese Chance und verursachen zudem im Schulumfeld oft ein Verkehrschaos. Verkehrsberuhigung sowie weitere Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem erhöhen die Sicherheit für Kinder, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Im 3-Jahreszeitraum 2019 bis 2021 wurden insgesamt 5.848 Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren bei Verkehrsunfällen in Österreich verletzt, davon 951 am Schulweg, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Damit verunglückten in der Freizeit sechsmal so viele Kinder wie am Schulweg. In den vergangenen beiden Corona-Jahren mit einer hohen Anzahl an Homeschooling-Tagen war der Anteil der Schulwegunfälle natürlich nochmals niedriger. In diesen beiden Jahren wurden siebenmal so viele 6- bis 14-Jährige in der Freizeit Opfer eines Verkehrsunfalls wie am Schulweg. Im Jahr 2019 waren es fünfmal so viele, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ.   

„Die Verkehrssicherheit am Schulweg ist höher. Schülerlotsen und Exekutive sichern Übergänge, Autofahrer sind aufmerksamer und vor vielen Schulen wurden in den vergangenen Jahren Verkehrssicherheitsmaßnahmen umgesetzt. Der Schulweg ist für Kinder die Chance, in einem gesicherten Umfeld Kompetenz im richtigen Verhalten im Straßenverkehr zu erlangen“, erklärt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Werden Kinder mit dem Auto zur Schule chauffiert, wird ihnen diese Chance genommen.

Wichtig ist, schon jetzt in den letzten Ferientagen die Kinder auf den Schulweg vorzubereiten. Mit Schulanfängern und Kindern, die die Schule wechseln, ist gemeinsam mit den Kindern der beste Schulweg zu eruieren. Als verkehrssicherer sind jene Wege einzuschätzen, wo weniger Autos fahren, das Tempo des Autoverkehrs niedriger ist und weniger Straßen zu überqueren sind, betont der VCÖ. "Mit Volksschulkindern der 2., 3. und 4. Klasse den bereits bekannten Schulweg vor dem 1. Schultag nochmals gemeinsam gehen und besprechen, worauf zu achten ist. Gefahrenstellen unbedingt der Schuldirektion und der jeweiligen Gemeinde bzw. in Wien dem zuständigen Bezirk melden", so ein weiterer Tipp von VCÖ-Expertin Mosshammer.

Aber auch älteren Kindern ist nochmals in Erinnerung zu rufen, worauf zu achten ist, um am Schulweg sicher unterwegs zu sein. Denn 15-Jährige haben einen Anteil von fast einem Viertel an den Schulwegunfällen in Österreich, wie die VCÖ-Analyse zeigt.

Mit mehr Verkehrsberuhigung, insbesondere in Wohngebieten und im Schulumfeld, kann die Zahl der Kinderunfälle im Straßenverkehr verringert werden. Auch Schulstraßen sind ein wichtiger Beitrag für mehr Verkehrssicherheit. Dabei wird vor Schulbeginn die Straße vor der Schule für den Autoverkehr gesperrt. Während in Österreich Schulstraßen noch selten sind, sind sie in Südtirol weit verbreitet.

Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet erhöht die Verkehrssicherheit für Kinder. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern. Nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h, informiert der VCÖ. Wird ein Kind mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster Verletzungen sehr hoch.

Wichtig ist zudem, dass Kreuzungen übersichtlich sind. Die Zahl der Lieferwagen und höheren SUV hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. „Parkt ein Lieferwagen oder hoher SUV in nur fünf Meter Abstand vor einem Schutzweg, kann dadurch Autofahrern die Sicht auf Kinder verstellt werden, die die Straße überqueren möchten. Umso wichtiger ist die Ausweitung des Halte- und Parkverbots vor Schutzwegen von fünf auf zehn Metern“, erklärt VCÖ-Expertin Mosshammer.

VCÖ: In der Freizeit werden ein Vielfaches mehr an Schulkindern bei Unfällen verletzt als am Schulweg (bei Verkehrsunfällen verletzte Schulkinder / davon am Schulweg, 6 bis 14 Jahre)

Jahr 2021: 1.929 6 – 14-Jährige im Straßenverkehr verletzt, davon 269 am Schulweg (Anteil Schulweg: 13,9 Prozent)

Jahr 2020: 1.755 6 – 14-Jährige im Straßenverkehr verletzt, davon 229 am Schulweg (Anteil Schulweg: 13,1 Prozent)

Jahr 2019: 2.164 6 – 14-Jährige im Straßenverkehr verletzt, davon 453 am Schulweg (Anteil Schulweg: 20,9 Prozent)

Summe: 5.848 verletzte Schulkinder / davon 951 am Schulweg (Anteil Schulweg: 16,3 Prozent)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022

 

VCÖ: In den vergangenen zwei Jahren kein tödlicher Schulwegunfall von 6 bis 14-Jährigen (Im Straßenverkehr getötete 6 bis 14-jährige Kinder in Österreich)

Jahr 2021: 3 Kinder, keines am Schulweg

Jahr 2020: 1 Kind, keines am Schulweg

Jahr 2019: 8 Kinder, davon vier am Schulweg

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022

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