VCÖ: In Österreich nach französischem Vorbild Rechtsrahmen für Retrofitting von Verbrenner- auf Elektromotor schaffen
VCÖ: Energieverbrauch von Österreichs Autoflotte würde durch 100 Prozent Elektroautos um zwei Drittel sinken

VCÖ (Wien, 18. Februar 2025) – Derzeit gibt es in Österreich knapp mehr als 200.000 Elektroautos, 330.000 Pkw mit Hybridantrieb und rund 4,7 Millionen Benzin- und Diesel-Pkw. Je nach Maßnahmen rechnen Szenarien infolge von Neuwagenkäufen mit einem Rückgang der Anzahl der Verbrenner-Pkw auf 0,6 bis 2 Millionen im Jahr 2040. Um künftig auch den Bestand von fossilen Kraftstoffen unabhängig zu machen, ist die Umrüstung von Verbrenner-Autos auf Elektroautos, so genanntes Retrofitting, eine Option, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Frankreich hat bereits im Jahr 2020 rechtliche Rahmenbedingungen dafür geschaffen, seit dem Jahr 2023 wird die Umrüstung auch finanziell unterstützt.
Der Energiebedarf des gesamten Kfz-Verkehrs in Österreich, von Autos bis Lastwagen, beträgt rund 300 Petajoule pro Jahr, das ist 47 Mal so viel wie der gesamte Schienenverkehr an Energie benötigt, macht der VCÖ aufmerksam. Pkw verbrauchen mehr als die Hälfte des Kfz-Energiebedarfs. Um den Energieverbrauch der Kfz-Flotte zu verringern, ist Elektromobilität der wirksamste Hebel. Im Schnitt benötigen Elektroautos um rund zwei Drittel weniger Energie als Benzin- und Diesel-Pkw. Wären alle derzeit 5,2 Millionen Pkw Elektroautos, sinkt der jährliche Energieverbrauch der Autoflotte um knapp mehr als 100 Petajoule.
Bis zum Jahr 2040 halten Szenarien einen Rückgang der Benzin- und Diesel-Pkw in Österreich auf 0,6 bis zwei Millionen für möglich. „Alternative Kraftstoffe sind nur beschränkt eine Option, weil sie für den Verkehrsbereich auch künftig nicht in der notwendigen Menge vorhanden sein werden“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. E-Fuels, die in Zukunft vor allem für die Luftfahrt benötigt werden, wären sehr teuer und ihre Herstellung benötigt viel Energie. Würde Österreichs Pkw-Flotte zur Gänze mit E-Fuels betrieben, wäre der Gesamtenergiebedarf für den Autoverkehr doppelt so hoch wie heute. Auch die Import-Abhängigkeit würde weitestgehend, wie heute bei Rohöl, bestehen bleiben.
„Eine andere Strategie ist Retrofitting, der Umbau vom Verbrennungsmotor zum Elektromotor. Derzeit gibt es dafür keinen einheitlichen EU-Rechtsrahmen“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Bislang ist in Österreich für jedes umgerüstete Fahrzeug eine eigene behördliche Genehmigung notwendig. Europas Vorreiter ist Frankreich, wo schon im Jahr 2020 das erste Gesetz für serienmäßiges Retrofitting eingeführt und damit eine neue Branche ins Leben gerufen wurde. Die Zulassung ist für serienmäßige Umbausätze und Fahrzeugtypen standardisiert, sodass umgerüstete Einzelfahrzeuge anders als in Österreich kein individuelles Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen. Seit dem Jahr 2023 wird die Umrüstung auch finanziell unterstützt.
Die Umrüstkosten für einen Kleinwagen sind derzeit mit rund 16.000 Euro derzeit sehr hoch, bis zum Jahr 2035 wird mit einer Reduktion auf 9.000 Euro gerechnet. Für Lkw und Busse rechnet eine Prognose für das Jahr 2040, dass umgerüstete Fahrzeuge auch ohne Förderungen zwischen günstiger als neue E-Fahrzeuge sein werden.
Retrofitting hat den Vorteil, dass die vorhandene Karosserie weiterverwendet wird. Lebenszyklus-Analysen zeigen, dass Retrofitting im Vergleich zum Weiterbetrieb eines Autos mit Verbrennungsmotor und auch im Vergleich zum Neukauf eines E-Pkw ökologisch im Vorteil ist. Für Retrofitting braucht es einen einheitlichen EU-Rahmen für Zulassungsverfahren für umgebaute Fahrzeuge, sowie die Akkreditierung von EU-weit zertifizierten Werkstätte, betont der VCÖ. „Ziel sollte es sein, einen europäischen Nachrüstungsmarkt für die effiziente Umrüstung einer möglichst großen Anzahl an Altfahrzeugen zu etablieren. Um finanzielle Hürden abzubauen, sollte ein nationaler Förderrahmen definiert werden, der laufend evaluiert und an die Marktentwicklung angepasst wird“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.