VCÖ: In Österreichs Städten sind verstärkte Maßnahmen für Klimawandelanpassung nötig

VCÖ-Fachkonferenz: Im urbanen Straßenraum mehr Bäume und Begrünungen umsetzen

VCÖ (Wien, 15. Mai 2025) – Das Jahr 2024 war in Österreich das wärmste in der Messgeschichte, in Wien Innere Stadt gab es mit 52 so viele Hitzetage wie noch nie. Bei der heutigen VCÖ-Fachkonferenz warnte der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter vor den großen Gesundheitsschäden durch Hitze. In Österreichs Städten braucht es im Straßenraum verstärkte Begrünung sowie mehr schattenspendende Bäume. Eine zentrale Rolle, um mehr Platz für Klimawandelanpassungen zu schaffen, spielt die Mobilität, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Denn Straßen und Parkplätze beanspruchen derzeit sehr viel Fläche.

Das Jahr 2024 war in Österreich das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen und lag um 1,8 Grad über dem Durchschnitt der Periode 1991 bis 2020 und sogar um drei Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Die Zahl der Hitzetage hat stark zugenommen. In Wien Innere Stadt waren es laut Geosphere Austria mit 52 so viele wie noch nie, ebenso in Eisenstadt mit 48 Hitzetagen und in St. Pölten mit 42 Hitzetagen. In Graz gab es 39 Hitzetage, in Linz und Klagenfurt jeweils 38.

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter wies bei der VCÖ-Fachveranstaltung auf die Gesundheitsgefahren durch Hitze hin: „Hitzewellen stellen eine Gefahr für die körperliche Gesundheit dar und haben auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Psyche.“ Hitze kann zu Herz-Kreislauf-Problemen, Erschöpfung oder einem Hitzschlag führen sowie Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Allein in den Sommern der Jahre 2021 bis 2023 verzeichnete Österreich insgesamt 511 Hitzetote.

„Da der Verkehr durch Straßen und Parkplätze besonders viel Platz beansprucht, spielt die Mobilität eine Schlüsselrolle bei der Klimawandelanpassung in Städten. Wird unsere Mobilität platzsparender, können entlang der Straßen mehr Begrünungen umgesetzt und mehr kühlende Bäume gepflanzt werden“, stellte VCÖ-Experte Sebastian Raho fest. Städte, die das Gehen, Radfahren und den Öffentlichen Verkehr forcieren, reduzieren den Platzverbrauch der Mobilität und schaffen so Platz für Bäume und Begrünungsmaßnahmen.  

Auch Daniela Lehner vom Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur betonte, dass „Entsiegelung und Begrünung von Straßen ein wichtiger Beitrag zur Abschwächung der bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sind. Straßen erstrecken sich netzartig über die Stadt. Sie stellen ein großes, jedoch oft ungenutztes, Potenzial für eine flächendeckende Klimawandelanpassung und Verbesserung der Lebensqualität dar.“ Die Wissenschafterin empfiehlt, Straßenparks verstärkt umzusetzen. Dabei sind mindestens 50 Prozent des Straßenquerschnitts für Gehen, Radfahren und Begrünung vorgesehen, pro 1.000 Quadratmeter soll es mindestens acht Bäume geben und jeweils mindestens 40 Prozent der Straßenfläche sollen von Bäumen beschattet und unversiegelt sein.

Sehr umfassende Maßnahmen setzt Paris um. Zahlreiche Straßen, darunter auch stark befahrene wie die Rue de Rivoli, wurden verkehrsberuhigt und begrünt, berichtete Ian Gorog, der Büroleiter des Pariser Vizebürgermeisters. Bis zum Jahr 2030 wird Paris die Pkw-Abstellplätze im öffentlichen Straßenraum um 50 Prozent reduzieren, um Platz für Begrünung zu schaffen.

Auch die Entsiegelung von Plätzen leistet einen wichtigen Beitrag zur Klimawandelanpassung. Als ein Beispiel stellte Amstettens Vizebürgermeister Markus Brandstetter den im Vorjahr eröffneten neuen Hauptplatz vor. Rund 70 neue Bäume wurden nach dem Schwammstadtprinzip gepflanzt, womit die größte Schwammstadt Niederösterreichs entstanden ist. Dabei wird den Bäumen ausreichend Wurzelfläche geboten und gleichzeitig viel Speicherraum für Niederschlagswasser geschaffen. Bei Starkregen wird die Überlastung des Kanalsystems vermieden.

Die Landschaftsplanerin Heide Studer vom Planungsbüro tilia wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass der Klimawandel nicht alle gleich betrifft. „Besonders für Kinder, ältere Menschen, chronisch Kranke und Gruppen mit geringem Einkommen sind klimafitte Straßenräume mit Aufenthaltsangeboten wichtig.“ Judith Wittrich von der AK Wien ergänzte: „In Grätzl mit wenig Grün und viel Beton sind Hitzetage unerträglich. In vielen solcher „Hitzegrätzln“ leben häufig Menschen mit geringen Einkommen, die dieser Belastung kaum ausweichen können. Daher braucht es gerade in diesen Straßenräumen systematische Entsiegelung, schattenspendende Bäume und viel Grün für kühle Verweilorte. So kann die städtische Lebensqualität in Zeiten des Klimawandels sichergestellt werden.“

Alle Vorträge sind online verfügbar unter www.vcoe.at

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Foto: Reinhard Oehner