VCÖ: In Städten und Gemeinden ist aufgrund der Erderhitzung mehr Entsiegelung nötig
VCÖ: Im Straßenraum braucht es mehr schattenspendende Bäume und kühlendes Grün
VCÖ (Wien, 21. Juni 2023) – Rund 2.400 Quadratkilometer Fläche sind in Österreich versiegelt. In Städten und Gemeinden verursachen große Asphaltflächen an heißen Tage Hitze-Stau. In Österreich ist jede dritte Person in Hitzeperioden körperlich belastet. Um die Gesundheit der Bevölkerung vor den Folgen der zunehmenden Hitze zu schützen, braucht es mehr Entsiegelung, mehr schattenspendende Bäume und kühlendes Grün im Straßenraum, betont der VCÖ. Auch bei Pkw-Parkplätzen sind Maßnahmen nötig.
Der Bodenverbrauch in Österreich soll maximal 2,5 Hektar pro Tag betragen, so der im Regierungsprogramm angestrebte Zielwert. Die aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamts zeigen, dass im Jahr 2021 der Bodenverbrauch mit 10 Hektar pro Tag viermal so hoch war. Besonders negativ: Davon wurden 5,8 Hektar Boden durch Versiegelung dauerhaft verloren.
„Damit wurde täglich eine Fläche in der Größe von neun Fußballfeldern durch Bau-, Betriebs- oder Straßenflächen versiegelt. Folglich kann der Boden einerseits bei Niederschlägen kein Wasser aufnehmen, andererseits heizen sich diese Flächen an Hitzetagen stark auf“, macht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer auf die Folgen aufmerksam. Insgesamt sind in Österreich bereits rund 2.400 Quadratkilometer versiegelt– das entspricht fast der gesamten Fläche Vorarlbergs.
Obwohl Österreich mit rund 128.000 Kilometern ein bereits sehr großes und dichtes Straßennetz hat, sind allein im Jahr 2021 für Straßenflächen im Schnitt täglich 1,2 Hektar Böden zusätzlich verbaut worden. Im Jahr 2019 waren es mit 2,2 Hektar pro Tag sogar noch mehr.
Asphalt heizt sich durch Sonnenstrahlung auf über 60 Grad auf. Wenn Gehsteige in der prallen Sonne liegen, bedeutet das, dass gesundheitlich beeinträchtigte Menschen und viele ältere Menschen hier nicht mehr gehen können und damit in ihrer Mobilität massiv eingeschränkt sind, verdeutlicht die Mobilitätsorganisation VCÖ. In Straßen, wo es ausreichend Bäume gibt, liegen Gehsteige im Schatten. Zudem kühlt es dort auch in der Nacht ab.
Doch derzeit gibt es in Städten zahlreiche Straßen, wo es neben den Gehsteigen keine Bäume, sondern lediglich parkende Autos gibt. Die Autos heizen sich in der Sonne massiv auf und strahlen zusätzlich Hitze ab. Auch unter dem Auto sammelt sich die Hitze, die in der Nacht an die Umgebung abgegeben wird und die Abkühlung in den Straßen zusätzlich behindert. „Tagsüber von der Sonne aufgeheizte Autos wirken wie Wärmeakkus. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, ist es wichtig, dass Städte und Gemeinden verstärkte Maßnahmen gegen Hitze-Staus umsetzen. Auch die Reduktion des Kfz-Verkehrs ist dabei essentiell“, betont VCÖ-Expertin Mosshammer.
Handlungsbedarf besteht auch bei großen Pkw-Abstellplätzen, die es etwa bei Einkaufszentren, Baumärkten und Supermärkten gibt, betont der VCÖ. Hier braucht es zum einen mehr schattenspendende Bäume und zum anderen versickerungsfähige Oberflächen, die nicht nur bei Starkregen Wasser aufnehmen können, sondern auch eine kühlende Wirkung haben.
Laut Mikrozensus-Erhebung der Statistik Austria, gaben im Zeitraum 2019/2020 bereits 2,7 Millionen Personen ab 16 Jahren an, während einer Hitzeperiode körperlich sehr stark beziehungsweise stark belastet zu sein. Im Bundesländer-Vergleich ist der Anteil, der unter der Hitze leidenden Bevölkerung in Ostösterreich am höchsten mit 41 Prozent in Wien, 40 Prozent in Niederösterreich und 39 Prozent im Burgenland und am niedrigsten in Salzburg und Tirol mit jeweils 32 Prozent, informiert der VCÖ.
Weiteres Problem an Hitzetagen: Bei zahlreichen Diesel-Pkw verursacht das so genannte "Thermofenster", dass an heißen Tagen die Abgasreinigung nicht vollständig funktioniert und damit deutlich mehr Schadstoffe ausgestoßen werden und die Luft verschmutzen. Deshalb wer kann, möglichst mit Öffis oder Fahrrad fahren oder zumindest Fahrgemeinschaften bilden.
VCÖ: In Ostösterreich ist größerer Teil von Hitze körperlich belastet (Anteil Personen ab 16 Jahren, die bei Hitzeperioden stark oder sehr stark körperlich belastet ist)
Wien: 41 Prozent
Niederösterreich: 40 Prozent
Burgenland: 39 Prozent
Steiermark: 35 Prozent
Kärnten: 35 Prozent
Vorarlberg: 35 Prozent
Oberösterreich: 33 Prozent
Tirol: 32 Prozent
Salzburg: 32 Prozent
Österreich: 36 Prozent
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2023