VCÖ: In Wien nahm Bevölkerungszahl seit 2010 viermal so stark zu wie Anzahl der Pkw

VCÖ: Mehr als die Hälfte der Pkw-Zunahme seit 2010 in nur zwei Bezirken

Foto: Stefan Raab

VCÖ (Wien, 7. Oktober 2020) – Wien ist anders, auch bei der Mobilität: Während in Österreich außerhalb Wiens in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Autos mehr zugenommen hat als die Einwohnerzahl, war es in Wien umgekehrt: Die Bevölkerungszahl ist viermal so stark gestiegen wie die Anzahl der Pkw, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Und die Hälfte der zusätzlichen Autos entfällt auf nur zwei Bezirke. In neun Bezirken gibt es weniger Autos als vor zehn Jahren, macht der VCÖ aufmerksam.

Außerhalb Wiens hat Österreich in den vergangenen zehn Jahren deutlich stärker an Autos zugelegt als an Einwohnerinnen und Einwohner. Während die Bevölkerungszahl in den Bundesländern insgesamt um rund 329.000 gestiegen ist, nahm die Anzahl der Autos mit rund 629.000 fast doppelt so stark zu. In Wien hingegen ist die Einwohnerzahl mit rund 221.000 seit dem Jahr 2010 viermal so stark gestiegen wie die Anzahl der Autos, so die VCÖ-Analyse.

Was besonders auffällt: Für knapp mehr als die Hälfte der zusätzlichen Autos waren nur zwei Bezirke – die Donaustadt und Favoriten – verantwortlich. Aber selbst in den Bezirken, wo der Pkw-Bestand deutlich gestiegen ist, war das Bevölkerungswachstum zwei bis dreimal so hoch, berichtet der VCÖ. So gibt es zwar in Floridsdorf um über 8.700 Pkw mehr als Anfang 2010, aber die Einwohnerzahl ist mit über 27.000 dreimal so stark gestiegen. Außer in Simmering ist in allen Bezirken die Anzahl der Pkw pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner gesunken. Österreichweit am niedrigsten ist die Anzahl der Autos pro 1.000 Personen in Rudolfsheim-Fünfhaus mit 275 Pkw, vor Margareten mit 278.

In neun Bezirken ist die Zahl der Pkw auch in absoluten Zahlen gesunken – mit Ausnahme der Inneren Stadt bei gleichzeitig deutlich steigender Einwohnerzahl. Am stärksten ist die Zahl der Pkw im Alsergrund mit 1.968 zurückgegangen. Gleichzeitig wohnen im 9. Bezirk um über 2.500 Menschen mehr als noch Anfang 2010, so die VCÖ-Analyse. „1.960 Pkw benötigen zum Parken eine Fläche, die größer ist als vier Fußballfelder. Sinkt die Anzahl der Pkw wird Platz frei, etwa für Grünflächen, breitere Gehsteige oder für Kinder-Spielplätze“, verdeutlicht VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

In Margareten hat die Anzahl der Pkw mit 1.963 am zweitstärksten abgenommen, vor der Brigittenau mit 1.282, Mariahilf mit 1.164, Neubau mit 1.101 und der Josefstadt mit 967.

Durch verstärkte Sharing-Angebote könnten zahlreiche Haushalte ohne eigenes Auto oder statt zwei mit einem mobil sein. Die rund 85.000 Zweit- und Drittautos der Wiener Haushalte werden im Schnitt nur rund 6.400 Kilometer pro Jahr gefahren. „Damit sind diese Autos im Schnitt nicht einmal eine halbe Stunde am Tag im Einsatz und sind mehr als 23 Stunden am Tag Stehzeuge“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

Die Wiener Haushalte könnten sich viel Geld sparen, wenn sie weniger Autos benötigen. Neben mehr Sharing-Angeboten braucht es in Wien in den kommenden Jahren einen verstärkten Ausbau der Rad-Infrastruktur, damit auch Familien mit Kindern häufiger mit dem Fahrrad fahren können. Nötig sind zudem weitere Verbesserung des Öffi-Angebots. Und dort, wo Busse derzeit im Stau stehen, Busspuren zu errichten. „Öffi-Fahrgäste tragen durch ihr Mobilitätsverhalten wesentlich zur Stauvermeidung bei und sollen daher selber nicht im Stau stehen müssen“, so VCÖ-Experte Schwendinger.

VCÖ: In neun Bezirken hat Zahl der Pkw seit 2010 abgenommen (Änderung Anzahl Pkw – in Klammer Änderung Bevölkerung, jeweils 1.1. 2020 gegenüber 1.1. 2010)

Alsergrund: minus 1.968 Pkw (plus 2.557 EW)

Margareten: minus 1.963 Pkw (plus 2.808 EW)

Brigittenau: minus 1.282 Pkw (plus 4.302 EW)

Mariahilf: minus 1.164 Pkw (plus 2.334 EW)

Neubau: minus 1.101 Pkw (plus 1.903 EW)

Josefstadt: minus 967 Pkw (plus 1.621 EW)

Innere Stadt: minus 836 Pkw (minus 478 EW)

Rudolfsheim-Fünfhaus: minus 671 Pkw (plus 6.011 EW)

Wieden: minus 474 Pkw (plus 2.887 EW)

Landstraße: plus 354 Pkw (plus 8.635 EW)

Hernals: plus 414 Pkw (plus 4.720 EW)

Hietzing: plus 463 Pkw (plus 3.038 EW)

Währing: plus 586 Pkw (plus 3.812 EW)

Ottakring: plus 1.000 Pkw (plus 8.323 EW)

Leopoldstadt: plus 1.469 Pkw (plus 11.162 EW)

Döbling: plus 2.212 Pkw (plus 6.055 EW)

Meidling: plus 2.513 Pkw (plus 9.625 EW)

Penzing: plus 2.896 Pkw (plus 9.575 EW)

Simmering: plus 6.079 Pkw (plus 14.988 EW)

Liesing: plus 7.733 Pkw (plus 18.235 EW)

Floridsdorf: plus 8.738 Pkw (plus 27.368 EW)

Favoriten: plus 10.602 Pkw (plus 32.517 EW)

Donaustadt: plus 16.438 Pkw (plus 39.735 EW)

Wien: plus 51.034 ( plus 221.733 EW)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

VCÖ: Mehr als die Hälfte der Pkw-Zunahme entfällt auf nur zwei Bezirke (Zunahme Anzahl Pkw seit dem 1. Jänner 2010)

Ganz Wien: 51.034 Pkw davon

22.Bezirk: plus 16.438 Pkw (32 Prozent)

22. und 10. Bezirk: 27.040 Pkw (53 Prozent)

22., 21. und 10. Bezirk: 35.778 Pkw (70 Prozent)

23., 22., 21. und 10. Bezirk: 43.511 Pkw (85 Prozent)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

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