VCÖ: Internationaler Test zeigt, CO2-Ausstoß bei Plug-In-Hybrid auf Straße massiv höher als am Papier
VCÖ (Wien, 23. November 2020) – Plug-In-Hybride belasten das Klima weitaus stärker als am Papier steht, insbesondere bei längeren Strecken nimmt die Abweichung von den Herstellerangaben stark zu. Das zeigen heute veröffentlichte internationale Testergebnisse. Der VCÖ weist darauf hin, dass sich in Österreich die Zahl der neuzugelassenen Plug-In-Hybrid-Pkw in den ersten zehn Monaten verdreifacht hat.
Plug-In-Hybride boomen in Europa. Für heuer werden fast 500.000 Neuzulassungen von Plug-In-Hybride erwartet. In Österreich hat sich die Zahl der neuzugelassenen Plug-In-Hybride in den ersten zehn Monaten auf 5.479 verdreifacht, berichtet der VCÖ. Von Jänner bis Oktober des Vorjahres wurden 1.607 Plug-In-Hybride neuzugelassen. Der Anteil an den Neuzulassungen ist von 0,6 auf 2,7 Prozent gestiegen. Plug-In-Hybride haben zusätzlich zum Verbrennungsmotor auch einen batterieelektrischen Antrieb.
„Die Hoffnung, dass mit der Zunahme von Plug-In-Hybriden der reale CO2-Ausstoß der Autoflotte deutlich sinkt, erfüllt sich leider nicht. Die am Papier niedrigen CO2-Werte von Plug-In-Hybriden werden beim Fahren auf der Straße massiv überschritten“, weist VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen auf heute veröffentlichte Tests hin. Das britische Institut Emission Analytics hat im Auftrag von Transport & Environment (T&E), dem europäischen Dachverband des VCÖ, die drei in Europa meist verkauften Plug-In-Hybrid Modelle (BMW X5, Volvo XC60, Mitsubishi Outlander) getestet.
Die wichtigsten Ergebnisse der Tests: „Schon bei vollgeladener Batterie und optimalen Bedingungen waren die CO2-Emissionen höher als angegeben. Bei einer leeren Batterie emittierten sie drei bis acht Mal mehr als offiziell angegeben. Im so genannten Charge-Modus, bei dem während der Fahrt die Batterie durch den Verbrennungsmotor aufgeladen wird, lag der CO2-Ausstoß um das Drei- bis Zwölffache über dem offiziellen Wert. Gerade bei längeren Fahrten ist die Abweichung besonders groß. Die Verantwortung dafür tragen nicht die Autofahrerinnen und Autofahrer, sondern es liegt am Fahrzeug selbst. Die Reichweite des E-Motors ist meist zu gering.“
Zuletzt hat eine im September veröffentlichte Studie von ICCT und dem Fraunhofer-Institut gezeigt, dass der reale CO2-Ausstoß von Plug-In-Hybrid Pkw im Schnitt doppelt so hoch ist wie die Herstellerangaben, bei Firmenwagen sogar drei- bis viermal so hoch. Eine ältere Studie des Umweltbundesamts hat für die in Österreich im Jahr 2016 neuzugelassenen Plug-In-Hybrid-Pkw ergeben, dass der reale CO2-Ausstoß im Schnitt um 168 Prozent höher war als die im Labortest ermittelten Werte.
In Österreich wird der Kauf von Plug-In-Hybrid Pkw mit 2.500 Euro gefördert. Zudem sind sie bei Normverbrauchsabgabe und motorbezogenen Versicherungssteuer steuerlich begünstigt. „Für das Klima ist entscheidet, wie viele Emissionen beim Auspuff rauskommen. Die zum realen CO2-Ausstoß vorliegenden Daten zeigen, dass Plug-In-Hybride keine Klimaschutz-Maßnahme sind. Deshalb ist weder die Kaufförderung, noch die steuerliche Begünstigung gerechtfertigt“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.
Wichtig sind vor allem auch Maßnahmen auf EU-Ebene: „Eine Zukunft haben Plug-In-Hybride nur dann, wenn die Art und Weise, wie sie im Rahmen der europäischen CO2-Tests und -Vorschriften für Pkw belohnt werden, vollständig überarbeitet wird“, betont T&E-Expertin Julia Poliscanova. Für den Verkauf von Plug-In-Hybriden erhalten Hersteller derzeit Credits, die es ihnen erleichtert die europäischen CO2-Flottengrenzwerte zu erreichen. Diese Sonderbehandlung für Plug-In-Hybride ist abzuschaffen, betonen VCÖ und Transport & Environment.
VCÖ: Anzahl der Plug-In-Hybride hat sich heuer verdreifacht (Anzahl Neuzulassungen von Plug-In-Hybrid Pkw in Österreich)
1.1.-31.10.2020: 5.479 neuzugelassene Plug-In-Hybrid Pkw
1.1.-31.10.2019: 1.607
Gesamtjahr 2019: 2.156
Gesamtjahr 2018: 2.258
Gesamtjahr 2017: 1.721
Gesamtjahr 2016: 1.237
Gesamtjahr 2015: 1.101
Gesamtjahr 2014: 434
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020