VCÖ: Investitionen in die Rad-Infrastruktur sind in Österreich zu verdreifachen

VCÖ: Mit 70 Euro pro Kopf und Jahr lassen sich Ziele für Radverkehr erreichen

VCÖ (Wien, 6. Juli 2022) – Die StVO-Novelle, die heute im Nationalrat beschlossen wird, ist ein längst überfälliger Schritt, betont der VCÖ. Als nächsten Schritt braucht es eine umfassende Infrastrukturoffensive für den Radverkehr, betont der VCÖ. In Österreichs Städten und noch viel mehr in den Regionen gibt es im Radwegenetz große Lücken. Der VCÖ weist darauf hin, dass seit dem Jahr 2018 die jeweilige Bundesregierung die Verdoppelung des Radverkehr-Anteils auf 13 Prozent zum Ziel hat. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Investitionen von Bund, Bundesländern und Städten in die Rad-Infrastruktur von derzeit insgesamt rund 170 Millionen Euro pro Jahr auf zumindest 600 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen, betont der VCÖ.

„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinkt Österreich bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für den Radverkehr hinterher. Dass nun unter anderem ein Mindestabstand beim Überholen von Radfahrenden festgeschrieben wird, Erwachsene neben Kindern fahren dürfen und bei Kreuzungen mit Grünpfeil das Rechtsabbiegen bei Rot möglich wird, sind Maßnahmen, die in anderen Staaten schon lange gang und gäbe sind“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger zur StVO-Novelle, die heute im Nationalrat beschlossen wird, fest. Der VCÖ begrüßt zudem, dass bei Ampelschaltungen endlich auch auf Fußgängerinnen und Fußgänger Rücksicht genommen wird.

Das Fahrrad wurde als Verkehrsmittel in Österreich jahrzehntelang vernachlässigt, ebenso die Rad-Infrastruktur. Die Folge: Vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn kürzer als zehn Kilometer. „Die vielen kurzen Autofahrten kommen der Bevölkerung teuer und verursachen viel klimaschädliches CO2. Nur eine gute und sichere Rad-Infrastruktur ermöglicht es, die Anzahl an Radfahrerinnen und Radfahrer stark zu erhöhen und schafft die Voraussetzung, damit auch Familien mit Kindern und ältere Menschen aufs Fahrrad umsteigen können, was Spritkosten und CO2 spart“, verdeutlicht VCÖ-Experte Schwendinger.

Bund, Bundesländer und Städte sind sich in ihren Mobilitätszielen einig, dass es mehr Radverkehr braucht. Das Ziel, den Radverkehr österreichweit auf 13 Prozent zu verdoppeln, wurde bereits im Jahr 2018 von der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung beschlossen und von der aktuellen Bundesregierung sowie den Bundesländern bestätigt. Was aber fehlt, sind die notwendigen Investitionen dafür.

Eine von der Österreichischen Energieagentur beauftragte Studie zeigt, dass österreichweit pro Jahr mindestens 600 Millionen Euro in den Ausbau und die Verbesserung der Rad-Infrastruktur zu investieren sind. Zum Vergleich: Das Straßennetz lassen sich Bund, Bundesländer, Städte und Gemeinden in Summe mehr als 4.000 Millionen Euro pro Jahr kosten. Die aktuelle Bundesregierung hat die Mittel für die Unterstützung von Rad-Infrastrukturprojekten in Gemeinden, Städten und Regionen von vier Millionen im Jahr 2019 auf 60 Millionen Euro für heuer erhöht.

Während alleine die deutsche Stadt Münster mit ihrem bereits gut ausgebauten Radwegenetz im Jahr 2020 pro Kopf 33 Euro in den Radverkehr investiert wurde, geben in Österreich Bund, Bundesländer und Städte derzeit gemeinsam nur 19 Euro pro Kopf und Jahr für den Radverkehr aus. Der VCÖ betont, dass es zumindest eine Erhöhung auf 70 Euro pro Kopf und Jahr braucht. „Diese Investitionen rechnen sich mehrfach. Zusätzlich zu den niedrigeren Mobilitätskosten für die Bevölkerung und der Reduktion der CO2-Emissionen trägt eine sichere Rad-Infrastruktur auch dazu bei, dass sowohl Kinder, als auch Erwachsene auf eine tägliche Portion gesunde Bewegung kommen können, was angesichts des zunehmenden Bewegungsmangels sehr wichtig ist“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

In Gemeinden und Städten sind Tempo 30 statt 50, die Öffnung von Einbahnen für den Radverkehr und Verkehrsberuhigung günstige Maßnahmen, um die Bedingungen zum Radfahren zu verbessern. Was möglich ist, wenn die Rad-Infrastruktur eine hohe Qualität hat, ist in den Niederlanden zu sehen. Die Bevölkerung in Amsterdam legt an Werktagen 36 Prozent ihrer Alltagswege mit dem Fahrrad zurück, in 202 niederländischen Kleinstädten gibt es mehr Radfahrten als Autofahrten.

Das österreichweite Ziel eines Radverkehrsanteils von 13 Prozent hat Vorarlberg schon seit vielen Jahren übertroffen. Im Jahr 2017 wurden in Vorarlberg bereits 16 Prozent der Alltagswege mit dem Fahrrad gefahren, macht der VCÖ aufmerksam. Vorarlberg möchte den Anteil auf über 20 Prozent erhöhen. Die Stadt Salzburg wiederum sieht für sich einen erreichbaren Radverkehrsanteil von 30 Prozent.

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