VCÖ: Jeder 3. Fußgängerunfall in Wien auf einem Schutzweg – erhöhte Achtsamkeit in der dunklen Jahreszeit!

VCÖ: Mit Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet Sicherheit erhöhen

VCÖ (Wien, 14. Dezember 2023) – 377 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden im Vorjahr in Wien am Schutzweg angefahren und dabei verletzt, fünf sogar tödlich. Damit passierten 33 Prozent der Fußgängerunfälle auf Schutzwegen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. In der dunklen Jahreszeit nimmt der Anteil der Schutzwegunfälle zu. Die Mobilitätsorganisation VCÖ erinnert an die  Straßenverkehrsordnung: Lenkende eines Fahrzeugs dürfen sich „einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann“. Mit Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 kann die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger deutlich erhöht werden, betont der VCÖ.

In Wien gab es im Vorjahr insgesamt 1.130 Verkehrsunfälle, bei denen Fußgängerinnen und Fußgänger angefahren und verletzt wurden. 377 davon, das waren 33 Prozent, ereigneten sich am Schutzweg, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist die Zahl der Schutzwegunfälle in Wien deutlich, um 20  Prozent, gestiegen. Im Jahr 2021 gab es  in Wien 315 Schutzwegunfälle.

Im Bundesländer-Vergleich weist  Wien  die mit Abstand meisten Schutzwegunfälle auf und auch die meisten Todesopfer, informiert der VCÖ. Österreichweit kamen wurden elf Fußgängerinnen und Fußgänger im Vorjahr bei Schutzwegunfällen getötet, davon fünf in Wien.

Österreichweit passierten im Vorjahr 30 Prozent der Fußgängerunfälle auf Schutzwegen. Und: Die VCÖ-Analyse zeigt, dass in der dunklen Jahreszeit der Anteil der Schutzwegunfälle steigt. Während von März bis September im Schnitt 25 Prozent der Fußgängerunfälle auf Schutzwegen passierten, waren es in den Monaten November, Dezember, Jänner und Februar im Schnitt mit 36 Prozent deutlich mehr.

„Gerade wenn die Sicht schlechter ist, ist es wichtig entsprechend langsamer zu fahren“, erinnert VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Das ist auch in der Straßenverkehrsordnung seit vielen Jahren deutlich geregelt. Im Paragraph 9 der StVO heißt es: „Der Lenker eines Fahrzeuges darf sich einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass er das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann.“ Das heißt langsamer und aufmerksam fahren. Zudem darf ein Schutzweg „nicht unmittelbar vor einem herannahenden Fahrzeug und für dessen Lenker überraschend betreten“ (Paragraph 76 der StVO) werden. In der dunklen Jahreszeit ist es schwierig, Blickkontakt mit dem Lenkenden herzustellen. Vor dem Überqueren des Schutzwegs deshalb darauf achten, dass das herannahende Fahrzeug reagiert.

Der VCÖ sieht aber auch die Verkehrsplanung gefordert. Denn wo Menschen unterwegs sind, passieren auch Fehler. „Das Verkehrssystem ist so zu gestalten, dass ein Fehler keine fatalen Folgen hat. Verkehrsberuhigung und niedrigeres Tempolimit tragen wesentlich dazu bei, die Sicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger in den Bezirken zu erhöhen“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Der Unterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 ist beim Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, sehr groß, verdeutlicht der VCÖ. Ein Pkw, der bei 30 km/h einen Anhalteweg von elf Metern hat, steht bei 50 km/h erst nach 24 Metern und hat aufgrund des langen Reaktionswegs nach elf Metern noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo niedergefahren sind schwerste Verletzungen die Folge. Gerade für die größte Opfergruppe bei schweren Fußgängerunfällen, Seniorinnen und Senioren, ist mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet eine wichtige Sicherheitsmaßnahme. Im Vorjahr waren 25 der 49 bei Verkehrsunfällen in Österreich getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger 70 Jahre oder älter.

Darüber hinaus ist das Umfeld von Schutzwegen so zu gestalten, dass Autofahrende eine gute Sicht auf Personen haben, die die Straßen überqueren möchten. Sichthindernisse sind zu entfernen. „Leider verstellen immer wieder auch vor dem Schutzweg parkende Autos und Transporter den Autofahrerinnen und Autofahrer die Sicht. Hier wäre es für die Sicherheit insbesondere der Kinder wichtig, das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zehn Meter auszuweiten“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

VCÖ: Zahl der Schutzwegunfälle ist in Wien im Vorjahr gestiegen
(In Wien bei Schutzwegunfällen verletzte und getötete Fußgängerinnen und Fußgänger)

Jahr 2022: 372 Verletzte, 5 Todesopfer
Jahr 2021: 317 Verletzte, 1 Todesopfer  
Jahr 2020: 338 Verletzte, kein tödlicher Schutzwegunfall
Jahr 2019: 458 Verletzte, 3 Todesopfer

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2023

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