VCÖ: Jeder 3. im Vorjahr tödlich verunglückte Fußgänger war älter als 80 Jahre

VCÖ: Verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem nötig

VCÖ (Wien, 7. Jänner 2024) – 49 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden im Vorjahr in Österreich bei Verkehrsunfällen getötet und damit gleich viele wie im Jahr 2022, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Die größte Opfergruppe waren Seniorinnen und Senioren. Jedes dritte Todesopfer war älter als 80 Jahre, jedes zweite Todesopfer älter als 65 Jahre, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Drei Viertel der tödlichen Fußgängerunfälle passierten im Ortsgebiet. Der VCÖ fordert Maßnahmen für ein seniorengerechtes und fehlertolerantes Verkehrssystem mit mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet.


Jeder achte Verkehrstote des Vorjahres war eine Fußgängerin oder ein Fußgänger, verdeutlicht der VCÖ. 49 Fußgängerinnen und Fußgängern kostete der Straßenverkehr das Leben. Die Zahl der Todesopfer ist gleich hoch wie im Jahr 2022, aber höher als im Jahr 2018 und im Jahr 2021. Dazu kommen noch zahlreiche Verletzte, allein im 1. Halbjahr wurden in Österreich mehr als 1.500 Fußgängerinnen und Fußgänger bei einem Verkehrsunfall verletzt, informiert der VCÖ.

Seniorinnen und Senioren sind die größte Opfergruppe bei den tödlichen Fußgängerunfällen, wie die VCÖ-Analyse zeigt. 25 Todesopfer waren 65 Jahre oder älter, 16 Todesopfer 80 Jahre oder älter. „Das Risiko bei einem Unfall zu sterben, ist für ältere Menschen deutlich höher. Umso wichtiger ist es, dass das Verkehrssystem fehlertoleranter und sicherer für ältere Menschen wird“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Eine Analyse der Unfalldaten für das Jahr 2022 zeigt, dass es in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen ein Todesopfer je 298 verletzte Fußgängerinnen und Fußgänger gab, in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen ein Todesopfer je 31 Verletzte und in der Altersgruppe 80 Jahre und älter ein Todesopfer je 18 Verletzte, informiert der VCÖ. "Deshalb sind unfallvermeidende Maßnahmen so wichtig, insbesondere dort, wo Menschen wohnen und mobil sind. Das heißt konkret, mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet", betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Der Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) ist bei Tempo 50 auf trockener Fahrbahn doppelt so lange wie bei Tempo 30. „Wird eine Fußgängerin oder ein Fußgänger von einem Auto mit 50 km/h angefahren entspricht das einem Fall aus zehn Metern Höhe“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Auch die Folgen von Ablenkung, wie Handy am Steuer, sind bei 50 km/h fataler als bei 30 km/h. Handy-Telefonieren verlängert die Reaktionszeit um rund eine halbe Sekunde. Bei 50 km/h werden in einer halben Sekunde rund sieben Meter zurückgelegt, bei 30 km/h rund vier Meter.

„Zudem gehen ältere Menschen in der Regel langsamer, benötigen im Schnitt doppelt so lange für das Überqueren der Fahrbahn. Auch damit ältere Menschen Straßen sicher überqueren können, hilft langsameres Tempo des Kfz-Verkehrs. Fahrzeuge können leichter rechtzeitig abbremsen“, weist VCÖ-Expertin Lina Mosshammer auf einen weiteren Aspekt hin.

Auf das langsamere Gehtempo von älteren Menschen nehmen noch zu wenige Fußgängerampeln Rücksicht. Dabei schreibt die Straßenverkehrsordnung explizit vor, bei Ampelschaltungen die „Bedürfnisse von Fußgängern, nach kurzer Wartezeit und ohne Eile queren zu können“ (§ 36, Absatz 3) zu beachten. Der VCÖ empfiehlt Bürgerinnen und Bürger Fußgängerampeln mit zu kurzer Grünphase der jeweiligen Stadt, Gemeinde bzw. in Wien dem Bezirk zu melden.

VCÖ: 49 Fußgängerinnen und Fußgänger kamen im Vorjahr im Straßenverkehr ums Leben  
(Bei Verkehrsunfällen in Österreich getötete Fußgängerinnen und Fußgänger)

Jahr 2023: 49 Todesopfer
Jahr 2022: 49
Jahr 2021: 37
Jahr 2020: 51
Jahr 2019: 69  
Jahr 2018: 47
Jahr 2017: 73
Jahr 2016: 73
Jahr 2015: 84
Jahr 2014: 71
Jahr 2013: 82
Jahr 2012: 81
Jahr 2011: 87
Jahr 2010: 98

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024

VCÖ: Jeder 3. tödlich verunglückte Fußgänger war 80 Jahre oder älter
(bei Verkehrsunfällen getötete Fußgänger in Österreich im Jahr 2023)

80 Jahre und älter: 16 Todesopfer
70 bis 79 Jahre: 6 Todesopfer
60 bis 69 Jahre: 9 Todesopfer
50 bis 59 Jahre: 7 Todesopfer
40 bis 49 Jahre: 4 Todesopfer
30 bis 39 Jahre: 2 Todesopfer
20 bis 29 Jahre: 2 Todesopfer
15 bis 19 Jahre: 1 Todesopfer
0 bis 14 Jahre: 2 Todesopfer

Quelle: BMI, VCÖ 2024

 

Zurück zur Übersicht

Bus-Angebot gemeindeübergreifend planen

Im Vorarlberger Unterland leben rund 215.000 Menschen. Seit dem Jahr 1999 bestellt ein Gemeindeverband den regionalen Bus-Verkehr. Gestartet wurde mit 32 Bussen in 15 Gemeinden, 2023 waren es rund 100 Busse in 22 Gemeinden auf 36 Linien.a Ab 2004 wurden grenzüberschreitende Linien nach Deutschland und in die Schweiz etabliert.

Mehr dazu
Symbolbild

VCÖ: Schere zwischen Stadt und Land geht bei Autobesitz weiter auseinander

VCÖ (Wien, 29. November 2024) – Beim Pkw-Besitz ist die Schere zwischen Stadt und Land im Vorjahr weiter auseinandergegangen. Während mit Ausnahme von Eisenstadt in allen Landeshauptstädten die Anzahl der Pkw im Verhältnis zur Bevölkerungszahl zurückgegangen ist, hat sie in fast allen Bezirken zugenommen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner ist Wien-Margareten Österreichs Bezirk mit der niedrigsten Anzahl an Pkw, der Bezirk Waidhofen an der Thaya jener mit der höchsten Anzahl. Die Mobilitätsorganisation VCÖ sieht die Bundesregierung und Bundesländer gefordert, das öffentliche Mobilitätsangebot zu verbessern.

Mehr dazu
Foto: Wohnhäuser, bei welchen zahlreiche Autos parken