VCÖ: Jeder zweite tödliche Verkehrsunfall in Österreich auf Freilandstraßen
VCÖ: In vielen Staaten niedrigeres Tempolimit als in Österreich
VCÖ (Wien, 19. Jänner 2018) – Seit dem Jahr 2010 kamen in Österreich bei Verkehrsunfällen auf Freilandstraßen 2.045 Menschen ums Leben, macht der VCÖ aufmerksam. Damit passierte jeder zweite tödliche Verkehrsunfall auf einer Freilandstraße außerhalb des Ortsgebiets. Der VCÖ weist darauf hin, dass in den meisten EU-Staaten das Tempolimit niedriger ist als in Österreich. Frankreich senkt das Tempolimit auf Freilandstraßen ab 1. Juli auf 80 km/h. Auch in Österreich kann mit Tempo 80 statt 100 die Verkehrssicherheit deutlich verbessert werden, betont der VCÖ.
Im Vorjahr starben bei Verkehrsunfällen auf Österreichs Freilandstraßen 210 Menschen. Damit passierte die Hälfte der tödlichen Verkehrsunfälle auf Freilandstraßen außerhalb des Ortsgebiets, macht der VCÖ aufmerksam. Das Vorjahr war kein negativer Ausreißer, sondern liegt im langjährigen Schnitt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Zeitraum 2010 bis 2017 kamen insgesamt 2.045 Menschen bei Verkehrsunfällen auf Freilandstraßen außerhalb des Ortsgebiets ums Leben, das waren 53,6 Prozent aller Verkehrstoten.
„Das Unfallrisiko auf Freilandstraßen ist nach wie vor zu hoch. Eine sehr wirksame Maßnahme, um die Sicherheit auf den Freilandstraßen zu erhöhen und die Zahl der schweren Unfälle zu verringern ist Tempo 80 statt 100“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Deshalb senkt Frankreich ab Juli das Tempolimit von 90 auf 80 km/h.
Der Anhalteweg ist bei Tempo 80 deutlich kürzer als bei Tempo 100. Ein Auto, das mit Tempo 80 einen Anhalteweg von 55 Meter hat, hat mit Tempo 100 einen Anhalteweg von 79 Metern und nach 55 Meter noch eine Geschwindigkeit von 68 km/h. Durch Tempo 80 statt 100 verringern sich die Anzahl der Unfälle und die Schwere von Unfällen.
Der VCÖ weist darauf hin, dass in vielen Staaten Europas die Tempolimits auf Freilandstraßen niedriger sind als in Österreich. In Schweden gilt Tempo 70, in Dänemark, Finnland, Malta, Norwegen und Zypern gilt schon heute Tempolimit 80. Auch in der mit Österreich gut vergleichbaren Schweiz gilt auf den meisten Freilandstraßen Tempolimit 80. Nur dort, wo es die Sicherheit zulässt, ist ein höheres Tempolimit möglich. Österreich hat rund doppelt so viele Verkehrstote wie die Schweiz. „Die Schweiz geht sehr konsequent gegen die Unfallursache Schnellfahren vor. Einerseits sind die Tempolimits niedriger, auf der Autobahn gilt Tempo 120. Andererseits sind die Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits deutlich niedriger als in Österreich“, erklärt VCÖ-Experte Gansterer. In Österreichs Verkehrssicherheitsarbeit braucht es verstärkt unfallvermeidende Maßnahmen.
Tempo 80 statt Tempo 100 verbessert auch Österreichs Klimabilanz und die Luftqualität. Weniger Spritverbrauch bedeutet weniger klimaschädliche CO2-Emissionen, weist der VCÖ auf die Zusatznutzen von Tempolimit 80 statt 100 hin. Zudem werden weniger Schadstoffe, wie Stickoxide und Feinstaub, ausgestoßen. Auch die Lärmbelastung wird reduziert.
VCÖ: In Österreichs jeder zweite tödliche Verkehrsunfall auf Freilandstraßen
(Anzahl Verkehrstote auf Freilandstraßen - Anteil an Verkehrstote in Österreich)
Jahr 2017: 210 Verkehrstote (50,8 Prozent aller Verkehrstoten )
Jahr 2016: 239 Verkehrstote (55,3 Prozent)
Jahr.2015: 257 Verkehrstote (53,7 Prozent)
Jahr 2014: 212 Verkehrstote (49,3 Prozent)
Jahr 2013: 261 Verkehrstote (57,4 Prozent)
Jahr 2012: 267 Verkehrstote (50,3 Prozent)
Jahr 2011: 292 Verkehrstote (55,8 Prozent)
Jahr 2010: 307 Verkehrstote (55,6 Prozent)
Summe Zeitraum 2010 bis 2017: 2.045 Verkehrstote (53,6 Prozent)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2018
VCÖ: In vielen Staaten ist Tempolimit auf Freilandstraßen niedriger als in Österreich
Tempo 70: Schweden, Teile Belgiens (Flandern)
Tempo 70 plus: Litauen
Tempo 80: Dänemark, Finnland, Frankreich (ab 1. Juli 2018), Malta, Norwegen, Zypern
Tempo 80 plus: Irland, Niederlande, Schweiz
Tempo 90: Estland, Italien, Kroatien, Lettland, Luxemburg, Slowakei
Tempo 90 plus: Belgien, Bulgarien, Frankreich (bis 30. Juni 2018), Griechenland, Großbritannien, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn.
Tempo 100: Deutschland, Österreich
Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2018