VCÖ: Jugendliche sind klimaverträglicher mobil als Erwachsene
VCÖ: Jugendlichen mehr Mitsprache in der Mobilitätsplanung ermöglichen
VCÖ (Wien, 23. November 2022) – Der Öffentliche Verkehr ist für junge Menschen ein zentrales Verkehrsmittel, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. 58 Prozent der 16- bis 20-Jährigen fahren mehrmals die Woche oder öfters mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hingegen lenken nur 31 Prozent häufig ein Auto und 53 Prozent nie. Das Fahrrad wird von dreimal so vielen Jugendlichen häufig genutzt wie Moped oder Motorrad. Der VCÖ fordert eine stärkere Mitsprache von Jugendlichen in der Mobilitätsplanung von Gemeinden und Städten.
„Jugendliche sind klimaverträglicher mobil als Erwachsene“, bringt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer die Ergebnisse einer VCÖ-Analyse von Erhebungen der Statistik Austria sowie Mobilitätsuntersuchungen des Bundes und einzelner Bundesländer auf den Punkt. Die Mikrozensus-Erhebung der Statistik Austria zeigt, dass 58 Prozent der 16- bis 20-Jährigen öffentliche Verkehrsmittel mehrmals die Woche oder öfters nutzen. Damit ist der Anteil der häufig mit Bahn, Bus und mit städtischen Öffis Fahrenden bei den jungen Menschen doppelt so hoch wie bei den Erwachsenen. Und mit 58 Prozent nutzen deutlich mehr Jugendliche häufig den Öffentlichen Verkehr als sie ein Auto lenken. 31 Prozent der 16- bis 20-Jährigen sitzen häufig hinter dem Autolenkrad, aber 53 Prozent nie.
Das Fahrrad wiederum wird von 28 Prozent häufig als Verkehrsmittel genutzt und damit von drei Mal so vielen wie Moped oder Motorrad, mit dem neun Prozent der 16- bis 20-Jährigen häufig unterwegs sind, 82 Prozent hingegen nie, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ.
„Der Mobilitätsbedarf der Jugendlichen ist ein anderer als von Erwachsenen. In der Mobilitätsplanung wird darauf aber oft vergessen. Um das zu ändern, ist verstärkte Mitsprache zu schaffen. Wie das auf lokaler Ebene erfolgen kann, zeigt beispielsweise der Bezirk Lienz“, weist VCÖ-Expertin Mosshammer auf den Jugendbeteiligungsprozess in Osttirol hin. Unter dem Motto #gemmasson hat eine Plattform, in der unter anderem Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Regionalmanagement und die Stadt Lienz vertreten sind, mit Jugendlichen erhoben, welche Mobilitätsangebote für sie wichtig wären. Die Jugendlichen konnten verschiedenste Mobilitätsformen testen und selber planen. Im nächsten Schritt geht es an die Umsetzung.
Erhebungen zeigen, dass es Jugendlichen sehr wichtig ist, unabhängig von den Eltern mobil sein zu können. Wo es ein gutes öffentliches Angebot oder Anrufsammeltaxis und Nachtbusse gibt, ist das möglich. Ebenso, wenn es sichere, baulich getrennte Radwege gibt. „Gerade in den Regionen ist der Aufholbedarf groß. Dabei sind Anrufsammeltaxis und Nachtbusse auch aus Verkehrssicherheitssicht enorm wichtig“, betont VCÖ-Expertin Mosshammer. Da diese Mobilitätsangebote oft an der Finanzierung scheitern, schlägt der VCÖ vor, dass ein Teil der Einnahmen aus Verkehrsstrafen für Projekte wie Anrufsammeltaxis oder Discobusse zweckgewidmet wird.
Zudem spricht sich der VCÖ für verstärktes Mobilitätsmanagement sowohl bei Schulen als auch bei Freizeiteinrichtungen aus, die von Jugendlichen und jungen Menschen häufig genutzt werden. Gemeinsam mit den Betroffenen ist zu erarbeiten, welche öffentlich zugänglichen Mobilitätsangebote es braucht, um selbständig und klimaverträglich mobil sein zu können.
In Wien fahren die 16- bis 24-Jährigen beeindruckende 62 Prozent der Alltagswege mit Öffis. „Die jungen Wienerinnen und Wiener legen damit viereinhalb Mal so viele Fahrten mit den Öffis wie mit dem Auto zurück“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Auf 86 Prozent ihrer Wege sind die 16- bis 24-Jährigen autofrei mit Öffis, zu Fuß und Fahrrad mobil, das ist im Vergleich aller Altersgruppen der höchste Anteil an klimaverträglicher Mobilität.
VCÖ: 16- bis 20-Jährige fahren häufiger mit Öffis als mit Auto (Anteil 16 bis 20-Jährige, die Verkehrsmittel mehrmals die Woche verwenden, Österreich 2019/20 – in Klammer nutzen Verkehrsmittel nie)
Zu Fuß (Strecke von mehr als 250 Metern): 94 Prozent (2 Prozent)
Öffentlicher Verkehr: 58 Prozent (10 Prozent)
Pkw mitfahrend: 46 Prozent (18 Prozent)
Pkw lenkend: 31 Prozent (53 Prozent)
Fahrrad: 28 Prozent (34 Prozent)
Moped: 9 Prozent (82 Prozent)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022