VCÖ: Kerosin wurde im Vorjahr mit über 190 Millionen Euro steuerlich begünstigt
VCÖ: Klimakrise nur mit weniger Flugverkehr als vor Covid-19 zu bewältigen
VCÖ (Wien, 16. April 2021) – Der Kerosinverbrauch ist in Österreich im Vorjahr um zwei Drittel gesunken. Trotz der Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs ist Kerosin im Unterschied zu Benzin, Diesel und Heizöl von der Mineralölsteuer befreit. Im Vorjahr wurden die Flugkonzerne durch die Steuerbefreiung von Kerosin mit rund 190 Millionen Euro gefördert, macht der VCÖ aufmerksam. Der VCÖ fordert die rasche Einführung einer Kerosinsteuer auf EU-Ebene und die verstärkte Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Bahn.
Durch die Covid-19-Pandemie ist der Kerosinverbrauch in Österreich im Vorjahr um zwei Drittel auf rund 400 Millionen Liter zurückgegangen, macht der VCÖ aufmerksam. Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 1990. Im Vor-Covid-Jahr 2019 wurde mit über 1,1 Milliarden Liter so viel Kerosin in Österreich getankt wie noch nie zuvor.
„Die Klimakrise ist nur zu bewältigen, wenn künftig weniger geflogen wird als vor Covid-19. Die Zahl der klimaschädlichen Geschäftsflüge kann auch künftig durch Videokonferenzen reduziert werden. Darüber hinaus sind Kurzstreckenflüge viel stärker auf die Bahn zu verlagern“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Frankreichs Parlament hat nun ein Verbot von Inlandflügen auf jenen Strecken beschlossen, die mit dem Zug innerhalb von zweieinhalb Stunden zurückgelegt werden können. In Deutschland soll jeder fünfte Inlandflug durch eine Kooperation von Lufthansa und Deutscher Bahn auf die Bahn verlagert werden. In Österreich gibt es eine Kooperation der AUA und der ÖBB auf der Strecke Linz - Wien. Im Rahmen des AUA-Rettungspakets wurde im Vorjahr vereinbart, dass die AUA künftig keine Strecken fliegt, die mit der Bahn unter drei Stunden zurückgelegt werden können.
Der Flugverkehr ist im Unterschied zum Landverkehr sehr klimaschädlich. Laut Umweltbundesamt verursacht das Flugzeug im Schnitt pro Personenkilometer fast doppelt so viel CO2 wie ein durchschnittlicher Benzin- oder Diesel-Pkw, achtmal so viel wie ein Reisebus und 51 Mal so viel wie die Bahn in Österreich. Die Klimaschädlichkeit von Inlandflügen ist nochmals deutlich höher, nämlich pro Personenkilometer viermal so hoch wie von Benzin- und Diesel-Pkw, im Vergleich zum Reisebus 18 mal so hoch und im Vergleich zur Bahn sogar 109 mal so hoch, verdeutlicht der VCÖ.
Trotz der Klimaschädlichkeit zahlen Flugkonzerne für den Flugtreibstoff Kerosin keine Mineralölsteuer. Wird die Mineralölsteuer für Eurosuper als Basis genommen, wurde der Flugverkehr im Vorjahr allein in Österreich mit rund 190 Millionen Euro steuerlich begünstigt, im Zeitraum 2010 bis 2020 betrug die Steuerbegünstigung mehr als 4,5 Milliarden Euro.
„Klimaschädliche Verkehrsmittel steuerlich zu begünstigen, können wir uns in Zeiten der sich verschärfenden Klimakrise nicht mehr leisten. Deshalb ist auf EU-Ebene so rasch wie möglich die Kerosinsteuer einzuführen und auch das zweite Steuerprivileg, die Mehrwertsteuerbefreiung von Flugtickets, zu streichen. Gleichzeitig sind die grenzüberschreitenden Bahnverbindungen stark auszubauen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Darüber hinaus braucht die Luftfahrt einen Fahrplan für die Dekarbonisierung. Der Einsatz synthetischer Kraftstoffe sowie längerfristig von grünem Wasserstoff in Brennstoffzellen-Flugzeugen ist zentral für die CO2-Reduktion im Flugverkehr. „Erst wenn die Klimaeffekte von fossilem Kerosin eingepreist werden, kann dieser technologische Wandel gelingen“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen abschließend fest.
VCÖ: Seit dem Jahr 2010 wurde Kerosin mit rund 4,5 Milliarden Euro steuerlich begünstigt (Steuerbegünstigung von Kerosin in Österreich – Basis Mineralölsteuer von Eurosuper)
Jahr 2020: 191 Millionen Euro
Jahr 2019: 566 Millionen Euro
Jahr 2018: 494 Millionen Euro
Jahr 2017: 440 Millionen Euro
Jahr 2016: 455 Millionen Euro
Jahr 2015: 418 Millionen Euro
Jahr 2014: 389 Millionen Euro
Jahr 2013: 390 Millionen Euro
Jahr 2012: 408 Millionen Euro
Jahr 2011: 420 Millionen Euro
Jahr 2010: 368 Millionen Euro
Summe 2010 - 2020: 4,54 Milliarden Euro
Quelle: BMNT, BMK, VCÖ 2021