VCÖ: Klimaschädliche Emissionen des Flugverkehrs in Österreich im Vorjahr fast auf Vor-Corona Niveau gestiegen
VCÖ: Geschäftsflüge reduzieren – Bahnangebot in Europa ausbauen und verbessern

VCÖ (Wien 3. April 2025) – Mit 2,97 Millionen Tonnen verursachte der Flugverkehr in Österreich im Vorjahr beinahe so viele klimaschädliche Emissionen wie im Jahr 2019, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Gegenüber dem Jahr 2023 stiegen die Emissionen um elf Prozent. Der Flugverkehr in Österreich wurde im Vorjahr durch die fehlende Kerosinsteuer mit rund 570 Millionen Euro steuerlich begünstigt, informiert der VCÖ. Unternehmen können Geschäftsflüge verstärkt durch Videokonferenzen und bei Kurz- und Mittelstrecke auf die Bahn verlagern, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Für einen klimaverträglichen Reiseverkehr braucht es mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen in der EU sowie den Abbau bürokratischer und technischer Hürden.
Der Flugverkehr in Österreich hat im Vorjahr weiter zugenommen und damit auch die von ihm verursachten klimaschädlichen Emissionen. Mit 2,97 Millionen Tonnen stiegen die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs in Österreich beinahe auf den bisherigen Höchstwert des Jahres 2019 von 2,99 Millionen Tonnen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis des Kerosinverbrauchs in Österreich zeigt. Vor zehn Jahren im Jahr 2014 verursachte der Flugverkehr in Österreich 2,1 Millionen Tonnen Treibhausgase, vor 20 Jahren im Jahr 2004 rund 1,8 Millionen Tonnen.
„Die Klimakrise verschärft sich rapide. Deshalb ist es essentiell, dass auch die Emissionen des Flugverkehrs erstens schnell und zweitens deutlich reduziert werden“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Unternehmen können einen Beitrag leisten, indem sie einen Teil der Geschäftsflüge durch Videokonferenzen ersetzen und einen weiteren Teil dort wo es möglich ist auf Bahn oder Bus verlagern. Laut Umweltbundesamt verursacht auf der Kurz- und Mittelstrecke ein Flug rund 27 Mal so viel CO2 pro Personenkilometer wie die Reise mit der Bahn. Zudem ist aber auch der Einsatz und die Produktion von E-Kerosin zu beschleunigen.
Das Verbrennen von Kerosin verursacht neben Treibhausgasen auch Schadstoffe. Vor allem im Umfeld großer Flughäfen erhöht der Flugverkehr die gesundheitsschädliche Belastung mit Ultra-Feinstaub-Partikel (UFP), wie eine im Vorjahr publizierte Studie des renommierten niederländischen Instituts CE Delft zeigt (FN 1). Eine Erhebung des Umweltbundesamts für Wien-Schwechat kam im Jahr 2024 zum Ergebnis, dass "die Messstellen im Bereich des Flughafens insgesamt höheren Emissionen Ultrafeiner Partikel ausgesetzt sind als der großstädtische Bereich". Und: "Die Konzentrationen Ultrafeiner Partikel zeigen einen deutlichen Zusammenhang mit der Anzahl der Flugbewegungen pro halber Stunde". (FN 2)
Trotz der großen Klimaschädlichkeit zahlen Flugkonzerne für den Flugtreibstoff Kerosin keine Mineralölsteuer. Wird die Mineralölsteuer für Eurosuper als Basis genommen, dann betrug im Vorjahr die Steuerbegünstigung für den Flugverkehr in Österreich rund 570 Millionen Euro, macht der VCÖ aufmerksam. Von der Steuerbegünstigung profitieren jene, die viel fliegen am meisten. In Österreich sind das wenige. Laut aktuellstem Mikrozensus der Statistik Austria aus dem Jahr 2023 gaben 67 Prozent der Bevölkerung an, in den vergangenen zwölf Monaten keine Flugreise gemacht zu haben, weitere 18 Prozent nur eine Flugreise, während sieben Prozent der Bevölkerung mehr als dreimal mit dem Flugzeug reisten. „Das Flugzeug ist ein Verkehrsmittel, das die große Mehrheit der Bevölkerung nicht oder nur selten benutzt, während wenige sehr viel fliegen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Das bestätigt auch eine im bisherigen Rekordjahr 2019 durchgeführte repräsentative Umfrage des Instituts Integral. Damals sagten 37 Prozent von Österreichs Bevölkerung, dass sie nie fliegen, 45 Prozent einmal im Jahr oder seltener, 15 Prozent mehrmals im Jahr und drei Prozent mehrmals im Monat.
Der VCÖ fordert auf EU-Ebene das Ende der Steuerbefreiung von Kerosin für Flugunternehmen. Zudem sind die EU und ihre Mitgliedstaaten gefordert, das grenzüberschreitende Bahnangebot auszubauen und zu verbessern. „Europa braucht mehr Bahn. Die Infrastruktur ist auszubauen und zu modernisieren, die Zahl internationaler Verbindungen deutlich zu erhöhen und das Buchen und Planen internationaler Bahnreisen muss einfacher werden“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Fußnote 1: CE Delft, "Health Impacts of Aviation UFP Emissions in Europe", Delft 2024 Fußnote 2: Umweltbundesamt, UFP Messungen Flughafen Wien 2022 und 2023, Wien 2024
VCÖ: Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs im Vorjahr beinahe auf Vor-Corona-Niveau gestiegen
(Durch in Österreich getankten Flugtreibstoff verursachte Treibhausgas-Emissionen)
Jahr 2024: 2,97 Millionen Tonnen
Jahr 2023: 2,68 Millionen Tonnen
Jahr 2022: 1,91 Millionen Tonnen
Jahr 2021: 1,27 Millionen Tonnen
Jahr 2020: 1,12 Millionen Tonnen
Jahr 2019: 2,99 Millionen Tonnen
Jahr 2018: 2,61 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 2,32 Millionen Tonnen
Jahr 2016: 2,40 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 2,21 Millionen Tonnen
Jahr 2014: 2,06 Millionen Tonnen
Jahr 2013: 2,06 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 2,15 Millionen Tonnen
Jahr 2011: 2,21 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 2,08 Millionen Tonnen
Jahr 2009: 1,99 Millionen Tonnen
Jahr 2008: 2,31 Millionen Tonnen
Jahr 2007: 2,31 Millionen Tonnen
Jahr 2006: 2,14 Millionen Tonnen
Jahr 2005: 2,05 Millionen Tonnen
Jahr 2004: 1,78 Millionen Tonnen
Jahr 2003: 1,51 Millionen Tonnen
Jahr 2002: 1,59 Millionen Tonnen
Jahr 2002: 1,70 Millionen Tonnen
Jahr 2000: 1,75 Millionen Tonnen
Quelle: BMK, VCÖ 2025

