VCÖ: Lkw-Verkehr am Brenner binnen 10 Jahren um 720.000 gestiegen – über Schweizer Pässe um 150.000 zurückgegangen

VCÖ: Statt Klagen braucht es verstärkte Maßnahmen zur Reduktion der Lkw-Belastung

VCÖ (Wien, 17. Oktober 2023) – Über den Brenner fahren dreimal so viele Lkw wie über alle Schweizer Alpenübergänge zusammen, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Allein in den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der Lkw-Fahrten über den Brenner um 720.000 auf 2,48 Millionen im Vorjahr zu. In der Schweiz hingegen ist der Lkw-Verkehr über die vier Alpenpässe binnen zehn Jahren um 150.000 auf 0,79 Millionen zurückgegangen. Statt Klagen gegen bestehende Maßnahmen braucht es zum Schutz der Bevölkerung entlang der Transitrouten mehr Anstrengungen um die Lkw-Belastung zu reduzieren, betont der VCÖ.

 

Der Brenner trägt im alpenquerenden Güterverkehr die Hauptlast, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. „Mittlerweile fahren allein über den Brenner mehr Lkw als über die Alpenübergänge der Schweiz und Frankreich zusammen“, verdeutlicht Katharina Jaschinsky vom VCÖ das Ausmaß der Belastung. Dabei fuhren noch vor 20 Jahren, im Jahr 2003, mit 2,86 Millionen über die Schweiz und Frankreich zusammen um rund 1,2 Millionen mehr Lkw als über den Brenner. Im Vorjahr hingegen waren mit 2,48 Millionen allein über den Brenner dreimal so viele schwere Lkw unterwegs wie über alle Schweizer Übergänge und um rund eine Viertel Million mehr als über die Schweiz und Frankreich zusammen.

Allein in den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der schweren Lkw über den Brenner um 720.000 gestiegen, während es über die Schweizer Routen einen Rückgang von 150.000 Lkw gab. „Das Maß des Erträglichen ist für die Anrainerinnen und Anrainer sowohl in Tirol als auch in Südtirol schon längst überschritten. Abgase und Lärm sind gesundheitsschädlich. Statt Klagen gegen bestehende Maßnahmen, braucht es gemeinsame Lösungen zur Reduktion der Lkw-Belastung“, stellt Katharina Jaschinsky vom VCÖ zur Klage der italienischen Regierung fest.

Der VCÖ weist darauf hin, dass das Prinzip des freien Warenverkehrs weiter besteht, da sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene Alternativen zur Verfügung stehen.

Insgesamt braucht es sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich verstärkte Maßnahmen, um die Umwelt- und Gesundheitsbelastungen durch den Gütertransport zu reduzieren. Der VCÖ erinnert daran, dass sowohl die EU als auch Österreich als Ziel eine Erhöhung des Anteils des Schienengüterverkehrs beschlossen haben. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es - wie die Schweiz vorzeigt - mehr Kostenwahrheit im Güterverkehr, den Ausbau der Schiene und auch verstärkte Lkw-Kontrollen. Dadurch rechnen sich einerseits Investitionen in die Logistik schneller und andererseits sorgen vermehrte Lkw-Kontrollen auch für feire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Frächtern. Jene Frachtunternehmen, die Arbeits- und Sozialstandards sowie technische Vorgaben einhalten, müssen vor jenen geschützt werden, die diese missachten.

Wie wichtig mehr Kostenwahrheit im Lkw-Verkehr ist, zeigt auch eine unlängst veröffentlichte Studie des Umweltbundesamts. Allein auf Autobahnen und Schnellstraßen verursachte der Lkw-Verkehr im Vorjahr durch CO2-Ausstoß, Lärm und Schadstoffe externe Kosten in der Höhe von mehr als 500 Millionen Euro, für heuer ist laut Umweltbundesamt mit rund 560 Millionen Euro zu rechnen. Wenn der Nationalrat diese Woche den CO2-Mautaufschlag in der geplanten Höhe beschließt, wird nur ein Teil dieser Kosten verursachergerecht verrechnet. Eine vergebene Chance, um durch mehr Verursachergerechtigkeit die Belastung für die Bevölkerung zu reduzieren, betont der VCÖ.

VCÖ: Über den Brenner ist die Zahl der Lkw binnen 10 Jahren um 720.000 gestiegen, über die Schweizer Alpenpässe um 150.000 gesunken
(Anzahl Sattel- und Lastzüge über den Brenner, in Klammer über die 4 Schweizer Alpenübergänge (Gotthard, San Bernardino, Simplon, Gr. St. Bernhard))

Jahr 2022: 2,48 Millionen (0,790 Millionen)
Jahr 2021: 2,45 Millionen (0,791 Millionen)
Jahr 2020: 2,31 Millionen (0,77 Millionen)
Jahr 2019: 2,47 Millionen (0,81 Millionen)
Jahr 2018: 2,42 Millionen (0,85 Millionen)
Jahr 2017: 2,26 Millionen (0,86 Millionen)
Jahr 2016: 2,09 Millionen (0,88 Millionen)
Jahr 2015: 1,93 Millionen (0,90 Millionen)
Jahr 2014: 1,86 Millionen (0,94 Millionen)
Jahr 2013: 1,76 Millionen (0,94 Millionen)

Quelle: BAV, VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

Klimafitter Begegnungsort statt Parkplatz

Der Gemeinderat Tulln beschloss 2021 die Umgestaltung des rund 8.000 Quadratmeter großen, bis dahin als Parkplatz genutzten und zu 80 Prozent versiegelten Nibelungenplatzes. Die Bevölkerung entschied sich in einem Beteiligungsprozess für die größtmögliche Umgestaltung, die von Mai 2023 bis Juni 2024 umgesetzt wurde.

Mehr dazu
Symbolbild

Rückwidmung bringt Stadtwald

Im Zentrum von Wieselburg wurde im Jahr 2022 eine rund 6.000 Quadratmeter große, als Bauland gewidmete Fläche von der Stadtgemeinde aufgekauft, in Grünland rückgewidmet und in einen „Stadtwald“ umgestaltet. Es wurden 100 Bäume sowie mehr als 350 Sträucher und Stauden gepflanzt.

Mehr dazu
Symbolbild