VCÖ: Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen heuer erneut gestiegen

VCÖ: Betriebliche Gleisanschlüsse reaktivieren – mehr Lkw-Kontrollen durchführen

VCÖ (Wien, 25. November 2022) – Der Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen hat auch heuer zugenommen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. In den ersten zehn Monaten waren heuer bei mehr als der Hälfte der Zählstellen mehr Schwerfahrzeuge unterwegs als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und bei sogar zwei Drittel der Zählstellen mehr als vor der Pandemie. Mehr Lkw-Verkehr bedeutet mehr CO2-Emissionen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert mehr betriebliche Gleisanschlüsse und sektorale Verlagerungsvorgaben. Zudem sind verstärkte Lkw-Kontrollen und ein Ende der hohen Toleranzgrenze beim Überschreiten des Tempolimits von 80 km/h nötig. Ein Konsumverhalten, das langlebigen und regionalen Produkten den Vorrang vor Wegwerfware gibt, trägt ebenfalls zur Reduktion der Verkehrsbelastung bei, erinnert der VCÖ.

„Was Autofahrer subjektiv empfinden, bestätigen nun auch die aktuellen Daten der Autobahnzählstellen. Der Lkw-Verkehr auf den Autobahnen ist heuer vielerorts weiter gestiegen und liegt über dem Niveau von vor der Pandemie. Angesichts der sich dramatisch verschärfenden Klimakrise braucht es verstärkte Maßnahmen gegen die Lkw-Lawinen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Auf 58 Prozent von 283 Zählstellen waren heuer in den ersten zehn Monaten mehr Lkw unterwegs als im Vorjahr, bei sogar zwei Drittel mehr als im Vergleichszeitraum 2019, also vor der Pandemie, so die VCÖ-Analyse. Zugenommen hat der Lkw-Verkehr heuer vor allem auf der A5, A11,A12, A13 und A14.  „Wenn der Trend bis zum Jahresende anhält, dann wird der Brenner heuer der höchsten Lkw-Belastung in seiner Geschichte ausgesetzt sein“, macht VCÖ-Experte Schwendinger aufmerksam. Schon im Vorjahr wurde hier der bisherige Höchstwert des Jahres 2019 nur um 20.000 Fahrzeuge unterschritten.

In den ersten zehn Monaten des heurigen Jahres waren die meisten Lkw mit fast 4,7 Millionen im Abschnitt Traun und Haid auf der A1 Westautobahn unterwegs. Die Autobahn mit der zweithöchsten Lkw-Belastung ist die A2 Südautobahn bei Biedermannsdorf mit über 3,9 Millionen, bereits an dritter Stelle folgt die A8 Innkreisautobahn mit 3,7 Millionen bei Krenglbach, informiert der VCÖ.

Heute rächt sich der massive Ausbau des Autobahn- und Schnellstraßennetzes in der Vergangenheit. Fachleuten warnten, dass damit dem Lkw-Transit der rote Teppich ausgerollt wird. „Mehr Lkw-Verkehr bedeutet mehr Lärm, mehr Abgase, mehr Straßenschäden und damit mehr Baustellen und Staus. Umso wichtiger sind Maßnahmen, um den Lkw-Verkehr zu verringern, einerseits durch Verlagerung auf die Schiene, andererseits indem sie vermieden werden. Qualvolle Tiertransporte quer durch Europa sind dabei nur die Spitze eines Eisbergs“, so VCÖ-Experte Schwendinger.

Innerhalb Österreichs liegt bei den betrieblichen Gleisanschlüssen ein großes Potenzial, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen, betont der VCÖ. Von den rund 1.000 Anschlussbahnen sind nur mehr rund die Hälfte aktiv. Zum einen gilt es, bestehende betriebliche Gleisanschlüsse wieder zu reaktivieren, zum anderen sind neue Betriebe mit hohem Güterverkehrsaufkommen vorrangig dort anzusiedeln, wo bereits eine Schieneninfrastruktur vorhanden bzw. in der Nähe ist.

Auch mehr Lkw-Kontrollen sind wichtig, denn die häufige Missachtung von arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen, macht den Lkw-Transport durch unlautere Mittel billiger und führt damit wiederum zu mehr Lkw-Verkehr, betont der VCÖ. Bei einer Lkw-Kontrolle im November in Tirol waren rund ein Drittel der Lkw zu schwer beladen und ebenfalls bei einem Drittel wurden Lenk- und Ruhezeiten nicht korrekt eingehalten. Zudem ist dies unfair gegenüber jenen Frächtern, die sich an die Regeln halten. Auch ist die Einhaltung des Tempolimits – für Lkw gilt Tempo 80 – verstärkt zu kontrollieren und die Toleranzgrenze so wie in der Schweiz zu reduzieren.

Last but not least, hat das Konsumverhalten Einfluss auf das Transportaufkommen. Langlebige Produkte statt Wegwerfware, Reparatur statt Neukauf, regionale Ware statt Waren, die tausende Kilometer transportiert werden, tragen zur Vermeidung von Lkw-Fahrten bei.

VCÖ: Die meisten Lkw wurden auf der A1 bei Traun gezählt

(Autobahn-Abschnitt je Autobahn mit dem meisten Lkw-Verkehr (Anzahl Lkw 1. Jänner bis 31. Oktober 2022 (Änderung zu Jänner – Oktober 2021 / Änderung zum Jahr 2019))

A1 Traun: 4,678 Millionen Lkw (plus 0,3 Prozent / plus 2,4 Prozent)

A2 Biedermannsdorf: 3,937 Millionen Lkw (minus 3,8 Prozent / minus 2,3 Prozent)

A8 Krenglbach: 3,707 Millionen Lkw (plus 0,9 Prozent / plus 6,2 Prozent)

S1 Tunnel Vösendorf: 3,559 Millionen Lkw (minus 0,1 Prozent / plus 8,2 Prozent)

A23 Donauinsel: 3,46 Millionen Lkw (minus 2,2 Prozent / minus 1,6 Prozent)

A25 Marchtrenk: 3,408 Millionen Lkw (plus 0,3 Prozent / plus 2,9 Prozent)

A21 ASt Brunn am Gebirge: 3,272 Millionen Lkw (plus 0,5 Prozent / plus 1,9 Prozent)

A12 Wörgl: 2,915 Millionen Lkw (plus 1,7 Prozent / minus 3,2 Prozent)

A4 Mannswörth: 2,86 Millionen Lkw (plus 2 Prozent / minus 0,9 Prozent)

A9 HASt Schwarzlsee: 2,637 Millionen Lkw (plus 2,9 Prozent / plus 12,2 Prozent)

A13 Gärberbach: 2,432 Millionen Lkw (plus 5,6 Prozent / minus 1,8 Prozent)

A10 Anif: 1,977 Millionen Lkw (plus 2,7 Prozent / minus 2,1 Prozent)

S2 Hermann Gebauer Straße: 1,707 Millionen Lkw (plus 0,6 Prozent / plus 13,2 Prozent)

A7 ASt Wiener Straße: 1,648 Millionen Lkw (minus 2,3 Prozent / minus 0,9 Prozent)

A14 Wolfurt-Lauterach: 1,493 Millionen Lkw (plus 3,6 Prozent / plus 5,4 Prozent)

A22 Kaisermühlen: 1,412 Millionen Lkw (minus 3,1 Prozent / minus 6,5 Prozent)

A5 Eibesbrunn: 1,332 Millionen Lkw (plus 3,7 Prozent / plus 13,7 Prozent)

S33 St. Pölten: 1,036 Millionen Lkw (plus 0,5 Prozent / plus 3,9 Prozent)

S5 Zaina: 915.000 Lkw (minus 0,5 Prozent / plus 6,7 Prozent)

A6 Potzneusiedl: 905.000 Lkw (plus 0,2 Prozent / plus 7,3 Prozent)

S10 Götschka: 735.000 Lkw (minus 1,7 Prozent / keine Vergleichsdaten)

S6 Tunnel Tanzenberg: 693.000 Lkw (keine Vergleichsdaten)

S36 Zmöllach: 616.000 Lkw (plus 0,1 Prozent / plus 0,6 Prozent)

A11 St. Ulrich: 596.000 Lkw (plus 5,4 Prozent / plus 2,9 Prozent)

S16 Perjentunnel: 575.000 Lkw (plus 2,2 Prozent / plus 4,7 Prozent)

A3 Großhöflein: 499.000 Lkw (minus 1,6 Prozent / minus 4,7 Prozent)

S35 Peggau: 492.000 Lkw (plus 1,7 Prozent / minus 8,4 Prozent)

S4 Wr. Neustadt Süd: 402.000 Lkw (minus 6 Prozent / minus -7,6 Prozent)

S31 Wulkaprodersdorf: 380.000 Lkw (plus 1,2 Prozent / minus 0,1 Prozent)

S3 Göllersdorf: 377.000 Lkw (minus 16 Prozent / minus 10,2 Prozent)

S37 Zollfeld: 344.000 Lkw (minus 3,4 Prozent / keine Vergleichsdaten)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2022

 

VCÖ: Auf mehr als der Hälfte der Autobahnabschnitte heuer mehr Lkw-Verkehr als im Vorjahr

(Lkw- Verkehr Jänner - Oktober 2022 im Vergleich zu Jänner - Oktober 2021)

283 Zählstellen wurden analysiert, davon:

Zunahme Lkw-Verkehr: 58 Prozent (164 von 283)

Abnahme Lkw-Verkehr: 42 Prozent (119 von 283)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2022

 

VCÖ: Auf zwei Drittel der Autobahnabschnitten heuer mehr Lkw-Verkehr als im Jahr 2019

(Lkw Jänner - Oktober 2022 im Vergleich zu Jänner - Oktober 2019)

275 Zählstellen wurden analysiert, davon:

Zunahme Lkw-Verkehr: 65 Prozent (180 von 275)

Abnahme Lkw-Verkehr: 35 Prozent (95 von 275)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2022

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VCÖ-Untersuchung: Wo in Österreich im Vorjahr die meisten Lkw fuhren

VCÖ (Wien, 1. März 2024) – Die A1 Westautobahn bei Traun war im Vorjahr der Straßenabschnitt Österreichs mit dem meisten Lkw-Verkehr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. Im Vergleich zum Jahr 2022 nahm an 83 Prozent der Zählstellen der Lkw-Verkehr ab, bei 17 Prozent gab es eine Zunahme. Durch Österreich fahren viele Transit-Lkw. Die großen Transit-Lkw nutzen die Straße so stark ab wie rund 60.000 Pkw. Im Interesse der Verkehrssicherheit sind mehr Lkw-Kontrollen nötig, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Zudem sind betriebliche Gleisanschlüsse zu forcieren, um Güter direkt vom Betrieb weg auf die Schiene zu bekommen.

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Foto: Sarah Duit

Fairen Wettbewerb im Güterverkehr umsetzen

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