VCÖ: Massiver Anstieg an Verkehrstoten im 1. Halbjahr – heuer bereits 184 Todesopfer!

VCÖ für Tempo 80 auf Freilandstraßen, mehr Öffis für die Regionen, Tempo 30 im Ort

VCÖ (Wien, 1. Juli 2022) – Die Zahl der Verkehrstoten ist heuer im 1. Halbjahr massiv gestiegen, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ - Mobilität mit Zukunft aufmerksam. 184 Menschen kamen in den ersten sechs Monaten bei Verkehrsunfällen ums Leben, um 33 mehr als im 1. Halbjahr 2021. Das ist ein Anstieg um 22 Prozent. Der VCÖ fordert verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen, unter anderem Tempolimit 80 auf Freilandstraßen, mehr Öffis und Discobusse für Regionen und mehr Tempo 30 im Ortsgebiet.

Statt zu sinken hat heuer im 1. Halbjahr die Anzahl der Verkehrstoten massiv zu genommen, wie die vorläufige Unfallbilanz des VCÖ zeigt. Bereits 184 Menschen kamen bei Verkehrsunfällen in den ersten sechs Monaten ums Leben, um 33 mehr als im Vorjahr und auch deutlich mehr als im Vor-Corona-Jahr 2017. „Die hohe Anzahl an Todesopfern ist Mahnung an die Politik sowohl auf Bundesebene, als auch in den Bundesländern, Städten und Gemeinden verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen umzusetzen“, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Der VCÖ erinnert daran, dass schon im Jahr 2020 das Verkehrssicherheitsziel von weniger als 312 Verkehrstoten mit 344 Todesopfern verfehlt wurde, im Vorjahr stieg die Zahl der Todesopfer auf 362. Zum Vergleich: In der Schweiz wurden 200 Menschen im Straßenverkehr getötet. „Hält die Entwicklung des 1. Halbjahres an, droht in Österreich die Zahl der Verkehrstoten heuer auf über 400 zu steigen“, warnt VCÖ-Sprecher Gratzer.

Die Hauptunfallursachen waren Ablenkung und Unachtsamkeit sowie zu hohes Tempo. Nach wie vor ist Handy am Steuer ein großes Problem. Im Vorjahr wurden über  128.000 Lenkerinnen und Lenker beim verbotenen Telefonieren mit dem Handy von der Exekutive erwischt. „Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht und langsam wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, wie die Strafe von nur 50 Euro vermuten lässt“, stellt VCÖ-Sprecher Gratzer fest. So wie in anderen europäischen Staaten sollte Handy am Steuer endlich ins Vormerksystem aufgenommen werden.

Einen großen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit leisten niedrigere Tempolimits. Auf Freilandstraßen reduziert Tempo 80 statt 100 das Unfallrisiko. Im Ortsgebiet erhöht Tempo 30 statt 50 die Sicherheit, insbesondere für Kinder und ältere Menschen. Vor allem in Wohngebieten sowie im Umfeld von Schulen, Kinderspielplätzen und Freizeiteinrichtungen sollte Verkehrsberuhigung selbstverständlich sein, betont der VCÖ.

Großen Handlungsbedarf gibt es bei der Verkehrssicherheit in den Regionen. Hier braucht es auch mehr öffentliche Verkehrsverbindungen als sichere Alternative zum Pkw. Um die zahlreichen schweren Unfälle m Wochenende zu reduzieren, helfen Discobusse und Anrufsammeltaxis, die von den Gemeinden in Kooperation mit dem jeweiligen Bundesland umgesetzt werden können. Weitere wichtige Maßnahme: Sichere  Gehwege und Radverbindungen zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ort.

In allen Bundesländern gab es im 1. Halbjahr in der Vergangenheit bereits eine niedrigere Anzahl an Verkehrstoten als heuer, macht der VCÖ aufmerksam. Im Bundesländervergleich gab es in Niederösterreich mit 51 die meisten Todesopfer, vor Oberösterreich (37) und der Steiermark (36). Die niedrigste Anzahl weist Vorarlberg (6) vor dem Burgenland (8) sowie Salzburg und Kärnten (jeweils 10) auf.

VCÖ: In Österreich im 1. Halbjahr Anzahl an Verkehrstoten massiv gestiegen (Anzahl Verkehrstote in Österreich zwischen 1. Jänner und 30. Juni )

1. Halbjahr 2022: 184 Verkehrstote (vorläufige Daten)

1. Halbjahr 2021: 151 Verkehrstote (endgültige Daten)

1. Halbjahr 2020: 153 Verkehrstote

1. Halbjahr 2019: 196 Verkehrstote

1. Halbjahr 2018: 197 Verkehrstote

1. Halbjahr 2017: 170 Verkehrstote

1. Halbjahr 2016: 190 Verkehrstote

1. Halbjahr 2015: 214 Verkehrstote

1. Halbjahr 2014: 238 Verkehrstote

1. Halbjahr 2013: 191 Verkehrstote

1. Halbjahr 2012: 233 Verkehrstote

1. Halbjahr 2011: 246 Verkehrstote

1. Halbjahr 2010: 250 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2022

 

VCÖ: Niederösterreich mit den meisten Verkehrstoten im Bundesländer-Vergleich (Bei Verkehrsunfällen im 1. Halbjahr 2022 tödlich verunglückt – in Klammer 1. Halbjahr 2021 (endgültige Daten))

Niederösterreich:  51 Verkehrstote (40)

Oberösterreich: 37 (44)

Steiermark: 36 (18)

Tirol: 15 (10)

Wien: 11 (8)

Kärnten: 10 (10)

Salzburg: 10 (12)

Burgenland: 8 (2)

Vorarlberg: 6 (7)

Österreich: 184 (151)

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2022

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VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs

Wien, am 28. März 2024 – Osterzeit ist Reisezeit. Das bedeutet auch eine besondere Gefahr für Hasen und andere Wildtiere: Jährlich werden in Österreich mehr als 17.000 Hasen von Kraftfahrzeugen niedergefahren und getötet. Darauf machen VCÖ und WWF jetzt aufmerksam. Insgesamt wurden zuletzt pro Jahr mehr als 70.000 Wildtiere zum Opfer des Straßenverkehrs, wie die von der Statistik Austria erfassten Meldungen an die Bezirkshauptmannschaften zeigen. VCÖ und WWF kritisieren angesichts dieser Zahlen den starken Bodenverbrauch in Österreich. In den letzten zehn Jahren wurde täglich eine Fläche von drei Fußballfeldern für Verkehr verbaut. Insgesamt gibt es heute bereits 128.300 Kilometer an Straßen in Österreich.  VCÖ und WWF fordern daher eine deutliche Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung. Zentraler Bestandteil hierbei ist ein Bodenschutzgesetz, in dem insbesondere eine verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch festgelegt wird.

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Foto: Sarah Duit