VCÖ: Öffi-Angebot in Österreichs 124 regionalen Zentren weist große Unterschiede auf

VCÖ fordert Umsetzung einer flächendeckenden Mobilitätsgarantie bis zum Jahr 2030

VCÖ (Wien, 10. November 2023) – Während in 20 der 124 regionalen Zentren Österreichs mehr als 150 Züge pro Werktag halten, sind zwölf regionale Zentren gar nicht mit der Bahn erreichbar, wie eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt. Gegenüber dem Jahr 2019 ist in 90 regionalen Zentren die Zahl der Zughalte gestiegen. Mit Linienbussen sind alle regionalen Zentren erreichbar, in jedem dritten gibt es ein Mikro-ÖV Angebot. Die Mobilitätorganisation VCÖ fordert mehr öffentliche Verkehrsverbindungen für die Regionen sowie eine Rad-Infrastruktur-Offensive, da auch in den Regionen viele Alltagswege kurz sind. Bis zum Jahr 2030 soll eine flächendeckende Mobilitätsgarantie in Österreich umgesetzt werden.

Bleiben Sie bei Mobilitätsthemen auf dem Laufenden – abonnieren Sie jetzt den VCÖ-Newsletter.

Wiener Neustadt ist das am besten mit dem Zug erreichbare regionale Zentrum Österreichs: 604 Zughalte weist die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs pro Werktag auf, wie eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt. Mit einigem Abstand folgen Baden mit 375 Zughalte, Mödling (289), Villach (278), Vösendorf (273) und Wels (259). In Österreich gibt es 124 regionale Zentren, die zusätzlich zu den Landeshauptstädten für die Region als Wohn-, Arbeits- und / oder Ausbildungsort eine wichtige Bedeutung haben. 20 regionale Zentren weisen mehr als 150 Zughalte pro Tag auf und 43 mehr als 100 Zughalte täglich.

Im Vergleich zum Jahr 2019 hat sich in drei Viertel der regionalen Zentren das Bahnangebot verbessert, so ein weiteres Ergebnis der VCÖ-Studie. So halten heute in 90 regionalen Zentren mehr Züge als vor vier Jahren.

Auf der anderen Seite sind zwölf regionale Zentren gar nicht mit der Bahn erreichbar, macht der VCÖ aufmerksam, nämlich Abtenau, Bad Gleichenberg, Birkfeld, Eisenerz, Ferlach, Güssing, Matrei in Osttirol, Oberwart, Oberpullendorf, Völkermarkt, Waidhofen an der Thaya und Zwettl.

Anders sieht es mit dem Busangebot aus. In alle regionalen Zentren fahren Linienbusse. Auch die Zahl der regionalen Zentren mit ganzjährigem Mikro-ÖV-Angebot, wie Anrufsammeltaxis oder Gemeindebusse, hat zugenommen, von 39 im Jahr 2019 auf 46 im Jahr 2023, berichtet der VCÖ. Wichtig bei  Mikro-ÖV-Angeboten ist, dass sie in den Verkehrsverbund intergiert sind, damit Fahrgäste diese in der allgemeinen Fahrplanauskunft finden, buchen und mit den jeweiligen Netzkarten nutzen können.

„Die Bevölkerung in den Regionen hat das Recht auf ein gutes, öffentlich zugängliches Mobilitätsangebot. Damit können sowohl die Mobilitätskosten für die Haushalte, als auch die klimaschädlichen CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Statt Abhängigkeit vom Auto braucht es auch in den Regionen mehr Freiheit in der Verkehrsmittelwahl“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Wesentlich dafür ist auch, dass Gemeinden mit ihrer Siedlungsentwicklung Ortskerne und Nahversorgung stärken und die Zersiedelung stoppen.

Neben dem Öffentlichen Verkehr ist für eine bessere Mobilität in den Regionen auch eine gute Rad-Infrastruktur wichtig. Denn auch in den Regionen sind viele Alltagswege kurz: Jede dritte Strecke ist kürzer als zweieinhalb Kilometer, die Hälfe kürzer als fünf Kilometer. „Fehlt eine sichere Rad-Infrastruktur werden auch kurze Strecken meist mit dem Auto gefahren, vor allem dann, wenn die einzige Verbindung zum Ziel eine Freilandstraße ist. Baulich getrennte Radwege schaffen die Voraussetzung, dass auch am Land mehr kürzere Strecken mit dem Rad gefahren werden“, fordert VCÖ-Expertin Lina Mosshammer eine Rad-Infrastruktur-Offensive in den Regionen. Elektrofahrräder, deren Anzahl in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, ermöglichen es zudem mehr Menschen, Steigungen oder Strecken bis zehn oder fünfzehn Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Während sehr vieles heute deutlich mehr kostet als im Jahr 2019, ist die Benützung des Öffentlichen Verkehrs mit dem Klimaticket der Bundesländer oder dem Klimaticket Österreich günstiger geworden. „Nun ist in einem weiteren Schritt in allen Regionen Österreichs für ein gutes öffentliches Verkehrsangebot zu sorgen. Dass das möglich ist, ist in einigen Regionen bereits zu sehen. Ebenso ist dabei zu sehen, dass die Zusammenarbeit der Gemeinden, Regionen und dem jeweiligen Bundesland dafür wesentlich ist“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Der VCÖ fordert die Umsetzung einer flächendeckenden Mobilitätsgarantie in Österreich bis zum Jahr 2030.

VCÖ: Österreichs am besten mit der Bahn erreichbare regionale Zentren
(Anzahl Züge pro Werktag / Anzahl Buslinien – Stand November 2023 )

Wiener Neustadt: 604 Zughalte pro Werktag / 28 Buslinien pro Tag
Baden: 375 / 13
Mödling: 289 / 21
Villach: 278 / 27
Vösendorf: 273 / 6
Wels: 259 / 33
Bruck an der Leitha: 244 / 6
Amstetten: 239 / 19
Wörgl: 233 / 13
Bruck an der Mur: 218 / 17
Feldkirch: 210 / 24
Bludenz: 206 / 13
Tulln an der Donau: 199 / 15
Korneuburg: 184 / 10
Sankt Valentin: 179 / 5
Gmunden: 172 / 11
Vöcklabruck: 171 / 21
Dornbirn: 169 / 26
Stockerau: 159 / 13
Neumarkt am Wallersee: 157 / 9

Quelle:  VCÖ 2023

VCÖ: Regionale Zentren mit keiner Bahnverbindung
(Anzahl Züge pro Werktag / Anzahl Buslinien / ganzjähriges Mikro-ÖV Angebot  – Stand November 2023)

Abtenau: 0 / 3 / kein Mikro-ÖV
Eisenerz: 0 / 3 / kein Mikro-ÖV
Matrei in Osttirol: 0 / 3 / kein Mikro-ÖV
Bad Gleichenberg: 0 / 5 / Mikro-ÖV
Birkfeld: 0 / 5 /  Mikro-ÖV
Ferlach: 0 / 7 / kein Mikro-ÖV
Güssing: 0 / 14 / Mikro-ÖV
Völkermarkt: 0 / 14 / kein Mikro-ÖV
Waidhofen an der Thaya: 0 / 16 / kein Mikro-ÖV
Oberpullendorf: 0 / 17 / Mikro-ÖV
Oberwart: 0 / 23 / Mikro-ÖV
Zwettl: 0 / 21 / kein Mikro-ÖV

Quelle:  VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

Widmungsgewinne für Entsiegelungsprojekte nutzen

Wird ein Grundstück von Grün- in Bauland umgewidmet, entsteht ohne Zutun der Eigentümerinnen und Eigentümer eine beträchtliche Wertsteigerung. Sowohl aus Gründen der Fairness, als auch der Raumplanung verpflichtet das Schweizer Raumplanungsgesetz alle Kantone zur Einhebung einer „Mehrwertabgabe“ von mindestens 20 Prozent.

Mehr dazu
Symbolbild

VCÖ-Bahntest: 58 Prozent der Bahn-Fahrgäste haben Autofahrten auf die Bahn verlagert

VCÖ (Wien, 19. September 2024) – Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, reduziert den CO2-Ausstoß und die Schadstoff-Emissionen und trägt zur Vermeidung von Staus bei. Aber was bewegt zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Beim diesjährigen VCÖ-Bahntest sagten 58 Prozent der Fahrgäste, dass sie heute Strecken mit der Bahn fahren, die sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben. Als Hauptgründe wurden der Kauf eines Klimatickets und die nutzbare Reisezeit im Zug genannt. Um aktuelle Autofahrten auf die Bahn verlagern zu können, brauchen die meisten Fahrgäste eine kürzere Gesamtreisezeit sowie häufigere Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert ein verbessertes Bahnangebot sowohl in den Ballungsräumen als auch auf den Regionalbahnen.

Mehr dazu